Textdaten
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Autor:
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Titel: Auf Besuch beim Großvater
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aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 688
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[681]

Auf Besuch beim Großvater.
Nach einem Oelgemälde von Adolf Eberle.

[688] Auf Besuch beim Großvater. (Mit Illustration S. 681.) Ein Genrebild aus dem Leben des Hochgebirges, welches den Nimbus des Romantischen trägt trotz aller Alpengesellschaften und Zahnradbahnen. Ein Blick durch die weite Fensteröffnung zeigt, daß die Hütte an einem von steilen Felswänden umgebenen See liegt. Wo sich aber Gebirge mit Wildstand finden und ein See, in welchem Fische schwimmen, da kann ein Bursch, wie der Großvater einer gewesen sein muß, nimmer leben, ohne Büchse und Angelzeug rüstig zu gebrauchen. Er ist denn auch in der That ein zweiter Colani geworden, wie ihn Lenz seligen Andenkens kaum besser zu seinem prächtigen Gemsjägertypus hätte finden können. Gar manches Ungewitter ist über dem grauen, wetterharten Kopfe hinweg gebraust; aber das Jagen und das Fischen wird heute noch betrieben wie zur Zeit, da Rosel hold verschämt ihm das Edelweiß auf den Hut steckte. Auch sein fröhliches Herz hat er behalten und das alte Sprichwort vom „Jagen, Fischen und Vogelstellen etc.“ wird an ihm zu Schanden; denn erstens blieb er kein Junggesell, wie der blühende Nachwuchs bezeugt, und eben so wenig ist er „verdorben“, wie seine Frische und Gesundheit beweist.

Aber etwas ruhiger fließt das einst so stürmische Blut und nicht mehr wartet er im kalten Frühjahre lange Nachtstunden zwischen Schnee und Eis, daß ihm ein Stück Wild vor dem Büchsenlauf komme; auch treibt er sich nicht mehr Nächte lang auf dem Tanzboden umher. Sein Rosel schlummert längst; aber er wird wieder jung mit den Kleinen, welche die Züge der Großmutter tragen. Besonders das Eine, das Nesthäkchen, ist ein gar lieb Dingelchen. Das weiß auch Karo, der melancholisch dreinschauende Hühnerhund, der sich die Vervollständigung seiner Dressur willig gefallen läßt: sind es doch die Lieblinge seines Herrn, welche ihm die schwere Kunst des Pfeifehaltens beibringen wollen. Aber die glücklichen Gesichtchen der Kinder lassen ihn selbst das Unwürdige geduldig ertragen; er wird nachher seine Schlappohren schütteln und mit dem Geschwisterkleeblatt um die Wette laufen und springen. Dächsel steht bescheiden und scheint offenbar nicht zu begreifen, warum man mit seinem Freunde Karo solche merkwürdigen Proceduren vornimmt. Kinder und Hunde! Den reizenden sinnigen Humor, der im Verkehr dieser beiden zu Tage tritt, weiß Niemand besser zum Ausdruck zu bringen, als Adolf Eberle.