Textdaten
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Autor: Carl Ernst Bock
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Titel: Der Respirator
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aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 109
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1855
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Zur Gesundheitspflege.
Der Respirator.


Nicht erst wenn Brustkranke schon mit einem Beine im Grabe stehen, müssen sie sich zum Tragen des Respirators bequemen, sondern gleich beim Beginne ihres Leidens. Thäten sie dies, dann würden weit weniger Menschen in der Blüthe ihrer Jahre an der Lungenschwindsucht dahin gerafft. Es sollten deshalb Alle, welche öfters und auf leichte Veranlassung hin oder auf längere Zeit hindurch (wochen- und monatelang) von leichtern Brust- oder Halsbeschwerden heimgesucht werden, sofort zum Respirator greifen. Jedenfalls ist er allen den Hustenden ganz unentbehrlich, die bleich und mager werden, Blut aushusten und an hartnäckiger Heiserkeit leiden. Für diese ersetzt der Respirator, wenn er mit Consequenz angewendet wird, den Aufenthalt in warmen Klimaten, wo übrigens viele Brustkranke ihres Heimwehs wegen nur noch kränker werden und zu Grunde gehen. Aber nicht blos für Kranke, auch für Gesunde, und zwar für Alle, welche ihre Stimme und Lunge anzustrengen haben, ist der Respirator ein ausgezeichnetes Schutzmittel, insofern er nämlich diese Organe nach ihrer Anstrengung vor der krankmachenden Einwirkung kalter Luft schützt.

Der große Vortheil, welchen der vor den Mund gebundene Respirator gewährt, wenn er nämlich richtig construirt ist, besteht darin, daß man durch denselben ganz ungenirt stets eine solche warme Luft einathmet, welche dem Athmungsapparat, zumal dem schon erkrankten, sehr zuträglich ist, abgesehen davon, daß er nebenbei auch noch das Eindringen unreiner (also schädlicher) Luft in die Luftwege verhüten kann. Kalte, rauhe und unreine (staubige und rauchige) Luft ist nun aber vorzugsweise die Ursache, welche Brustbeschwerden nicht blos unterhält, sondern auch zu unheilbaren Lungenübeln steigert. Wer von den Brustleidenden sonach vom Respirator einen reellen Nutzen haben will, muß denselben immer und überall tragen, wo er eine kalte und unreine Luft einathmen könnte, bei Nacht ebenso wie bei Tage. Vermeidet er daneben noch Alles, was starkes Herzklopfen erregt und den Blutzufluß zu den Lungen vermehrt, so ist alles weitere Kuriren vollkommen überflüssig.

Der Respirator erfüllt seinen Zweck aber nur dann, wenn er sehr schnell durch die ausgeathmete Luft gehörig erwärmt wird und seine Wärme hierauf der eingeathmeten Luft leicht wieder mittheilt. Um dies zu können, muß er, wie der von Heffrey erfundene Respirator, aus sehr vielen feinen Metallfäden bestehen, welche ebenso schnell Wärme aufnehmen, wie ausstrahlen. Alle billigeren Nachäffungen des Jeffrey’schen Respirators, welche aus einem Paar durchlöcherter, schwer zu erwärmender Metallplatten bestehen, zwischen denen (um alle Wirkung zunichte zu machen) die Wärme schlecht leitende Haargeflechte liegen, taugen weit weniger, als ein vor den Mund gebundenes Tuch und werden, wenn sie auch noch so billig sind, doch immer zu theuer bezahlt. Leider schaden viele Arten von untauglichen Respiratoren auch noch der richtigen Würdigung und der häufigeren Anwendung der, wahrhaft segensreichen Erfindung, und man sollte ihre Verfertiger deshalb wie Falschmünzer behandeln. Der Jeffrey’sche Respirator besteht aus einem außen mit dünnem Zeuge (Seide oder Gaze) überkleideten Gitterwerke, welches aus einer größeren oder geringeren Anzahl von hinter einander liegenden Tafeln

feiner Metallfädchen gebildet ist. Die aus der Lunge durch dieses Gitterwerk strömende warme Luft erwärmt dieses sehr schnell und erzeugt so zwischen den Fädchen eine feucht-warme Atmosphäre vor dem Munde, durch welche die von außen eingezogene kalte Luft bedeutend erwärmt wird. Je mehr solcher Gitter (10–20 Stück) in einem Respirator hinter einander angebracht sind, desto wärmer muß natürlich die eingeathmete Luft werden (+12 – 20° R.), aber freilich um so theurer (3 – 12 Thaler) ist auch der Respirator, da die Metallstäbchen aus Silber oder Gold bestehen. Wer den Respirator in einer weniger auffälligen Form wünscht (denn es giebt noch viele eitele Schwächlinge, die sich schämen, einen Respirator zu tragen), braucht denselben ja nur die Gestalt eines Shawls zu geben. Vielleicht ist aber die Zeit nicht mehr so fern, wo man, ohne sich zu schämen, lieber bei Zeiten einen Respirator als Schutz für seine Athmungsorgane trägt, als daß man mit dem geringen Reste von Lunge im skelettartigen Körper erfolglos nach Italien Salzbrunnen, Ems u. s. w, wandert.
(B.)