Der Ochsensprung am St. Katharinafelsen

Textdaten
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Autor: Theodor Lachmann
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Titel: Der Ochsensprung am St. Katharinafelsen
Untertitel:
aus: Überlinger Sagen, in: Alemannia, Band XVIII, S. 178–179
Herausgeber: Anton Birlinger
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Peter Hanstein
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Erscheinungsort: Bonn
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Quelle: Google-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
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[178] 14 DER OCHSENSPRUNG AM ST. KATHARINAFELSEN

Eine halbe Stunde von Überlingen erhebt sich in westlicher Richtung das Molassegebirg fast senkrecht und turmhoch aus dem See und zieht landeinwärts als breite Hochebene mit fruchtbaren Feldern und saftigen Wisengeländen. Die höchste Felswand, an deren Fuße eine der hl. Katharina geweihte Kapelle angebracht war, heißt der St. Katharinafelsen.

Auf einem Acker genannter Hochebene, gerade über dem St. Katharinafelsen, pflügte dereinst ein Landmann mit einem Par Ochsen, die von seinem Töchterchen gefürt wurden. Der Tag war heiß, die Tiere unruhig, von Hize und Mücken geplagt. Da fiel plözlich ein Schwarm Bremsen die Ochsen derart an, daß sie scheu wurden und mit dem Pfluge davonrannten, das Mädchen mit sich schleppend, das den Strang nicht losgelaßen. Vergebens suchte der Bauer die Tiere zurückzuhalten, er holte sie nicht mer ein, sie waren schon am Abhang angekommen; mit Schaudern sah er, daß das rasende [179] Gespann mit seinem Kind über die turmhohe Felswand in den See hinabstürzte. Als er händeringend in die schauerliche Tiefe hinabschaute, da leuchtete im ein Hoffnungsstral, die Ochsen schwammen samt dem Pflug auf dem See dahin, mit inen das Mädchen, welches am Seile mitgefürt wurde. Nun tat der Vater im Stillen das Gelübde: Wenn sein Kind gerettet würde, so werde er am jenseitigen Ufer der H. Katharina eine Kapelle bauen. Getrösteten Herzens verfolgte er das seltsame Schauspil, wie die Stiere mit dem Pfluge und dem Kinde auf dem Waßer dahinruderten, weiter und immer weiter; sie durchschwammen die ganze Seebreite und gelangten glücklich am jenseitigen waldigen Ufer an. Bald darauf hatte der glückliche Vater sein Kind und seine ganze Habe unversert wider, und ließ nun zur Erinnerung an die wunderbare Errettung die St. Katharina-Kapelle am jenseitigen Ufer, gegenüber dem St. Katharina-Felsen des disseitigen Gestades, errichten. Später baute das Kloster Reichenau in die Nähe eine Probstei mit hübschem Garten, wo der Abt sich im Sommer gerne aufhielt.

Längst ist dise Probstei samt der St. Katharina-Kapelle zerfallen und abgebrochen, und der Garten, worinn ehedem Reichenauer Mönche unter edlen Obßbäumen wandelten, wider zu Wald geworden. Auch die alte St. Katharina-Kapelle am disseitigen Ufer fiel dem neuen Straßenbau zum Opfer und ist nun durch eine in den Sandsteinfelsen gehauene Nische mit der Statue der hl. Katharina und Betbank ersezt. Aber die Namen sind noch gebliben und im Munde des Volkes leben die alten Geschichten fort. Eine Abbildung des erzälten Vorkommnisses befindet sich noch heute im Landwirt Kramerschen Hause zu Wallhausen.

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