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Titel: Der Name „Amerika“
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aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 612
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[612] Der Name „Amerika“. Seit langer Zeit steht es fest, daß die Neue Welt nach dem Entdeckungsreisenden Amerigo Vespucci „Amerika“ genannt wurde und daß der Urheber dieser Benennung ein Deutscher aus St. Dié in Lothringen war. Er hieß Waldseemüller oder Waltzeemüller und übersetzte im Jahre 1507 ins Deutsche die Reiseberichte des berühmten Florentiners, die unter dem Titel „Vier Schifffahrten des Amerigo Vespucci“ erschienen. In der lateinischen Vorrede zu dem Werke schrieb Waldseemüller: „Diesen vierten Erdtheil darf man wohl füglich Amerigland oder America nennen, weil er von Amerigo entdeckt worden ist.“ Das Büchlein Waldseemüllers wurde verbreiteter als viele bessere Schriften über die neuen Entdeckungen, und der Name Amerika wurde zuerst in Deutschland und dann in der Welt allgemein angenommen.

In neuester Zeit fanden sich nun Gelehrte, die Waldseemüller den fraglichen Ruhm nicht gönnten und nach einem andern Ursprung des Wortes forschten. Ein Gebirge zwischen dem Nicaraguasee und der Moskitoküste heißt „Amerrique“, das heißt „das Land der Winde“, und nach diesem Gebirge soll ein Franzose den Namen Amerika vor Waldseemüller erfunden haben. Der Streit, der an und für sich ziemlich müßig ist, hat dennoch eine merkwürdige Thatsache zu Tage gefördert. Amerigo ist kein Vorname, es giebt im Kalender keinen Heiligen, ja es giebt überhaupt keinen Menschen, der so hieße, und man behauptete darum, Vespucci habe sich erst später, nachdem der Name Amerika feststand Amerigo genannt. Dem Streit ist durch den italienischen Gelehrten Govi ein Ende gemacht worden. Neuerdings veröffentlichte derselbe einen Brief Vespuccis vom 30. Dezember 1492, also aus der Zeit vor dem Jahre 1507, der unterzeichnet ist:

„Ser. Amerigho Vespucci
merchante fiorentino in Sybilia.“

Wie kam aber Vespucci zu dem sonderbaren Vornamen Amerigo? Auch das erklärt uns Govi. Die Florentiner hatten die Sitte, die Taufnamen umzuändern; so sind z. B. bekannt die Umänderungen Dante für Durante, Stagio für Anastasio, Goro für Gregorio, Beco für Domenico. Ebenso ist Amerigo nur eine Umänderung für den Namen Emmerico oder Emery. – Es bleibt also beim alten: die Neue Welt heißt „Amerika“ nach dem Florentiner Amerigo oder Emmerico Vespucci. *