Der Nachhall der Freundschaft

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Autor: Johann Gottfried Herder
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Titel: Der Nachhall der Freundschaft
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aus: Zerstreute Blätter (Dritte Sammlung) S. 47-50
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Erscheinungsdatum: 1787
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
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Erscheinungsort: Gotha
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Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
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          Der Nachhall der Freundschaft.

     Hoher Freundschaft Sympathieen singen
Tönet edel; in den Saiten klingen
Lieblich stolz die Stimmen Sympathie
Hoher Freundschaft; doch wo, athmen sie?

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     Ach sie schieden längst aus unsern Hütten,

Aus dem Taumel unsrer Buhlersitten,
Grämten sich zu Luft und wurden Schall
Und sind jetzt – was noch als Wiederhall?

     Wiederhall, den jede Lipp’ entweihet,

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Wiederhall, auf Sopha’s hingestreuet,

Sind der Sprache Spiel-Verlocken, sind
Unsrer schönen Kreise Fächerwind.

[48]

     Sympathie, als einst mit süßen Schmerzen
Du den Säugling noch an Mutterherzen

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Bandest, als er an der Tugend Brust

Leben trank, nicht sieche Lasterlust;

     Als Du mit den Schwestern noch im Thale
Spieltest, und beim Heldenväter-Mahle
Jünglinge beseeltest, sich mit Muth

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Dir zu weihen, Dich in schönem Blut,


     Sympathie, in Thaten Dich zu singen,
Sich auf Ruhmesflügeln aufzuschwingen,
Wo der Freund zu harren ihm verhieß,
Hinterm Grab’ im Väterparadies.

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     Und o Liebe konntest Herzen binden,

In einander Ewigkeit zu finden,
Sich mit edler, schöner Schöpfersmüh
Neu zu bilden, – Herzenssympathie,

[49]

     Sich in dir zu läutern, zu zerfließen,

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Alles, Alles in Dir zu genießen;

Seel-enthüllet sich zu schauen, sich
Wo der Blick verstummt, herzinniglich

     Dein zu nennen. – Auch die Thränen gießen
Balsam, wenn sie herzvereinet fließen;

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Gram und Noth und Tod und Schicksal band

Seelen vester als der Diamant,

     Unsre Buhlerfessel. – Wilde Saiten,
Wohin irrt ihr? – Wohin euch begleiten
Nimmer kann der Zeiten Wahn; für Tand

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Hat er, was ihr singet, längst erkannt.


     Ach in dieser treulos-schönen Oede,
Armes Herz, verstummet deine Rede
Und dein Pulsschlag schweiget. Lüsteleer
Ist es um dich; da ertönt nicht mehr

[50]
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     Herzens Silberklang, den alle Saiten

Nur so gern im Nachhall froh verbreiten,
Dessen Wahnlaut, dessen süßer Klang
Täuschend, täuschend manches Herz durchdrang.

     Süßgelockt verließ es seine Treuen,

50
Irrt’ umher in goldnen Phantaseien,

Suchte sie, die Echo Sympathie,
Rief sie überall und fand sie nie.