Der Liedsprecher
Der Liedsprecher[1].
Und wo ein tüchtig Leben
Und wo ein Ehrenhaus,
Da geht der Sänger eben
Gern gastlich ein und aus.
Grüßt Pfaff und Rittersmann.
Und frische Morgenhelle
Weht all’ im Liede an.
Und kühn im Rossesbügel
Und das Gebet nimmt Flügel
Und überfliegt das Lied.
Denn ob’s mit Schwert, mit Liedern
Sich Bahn zum Himmel schafft;
Und eine Liebeskraft.
Wo die vereint, da ranken
Sich willig Stein und Erz,
Da pfeilern die Gedanken
Die haben diese Bogen
Kühn über’n wilden Strom
Empörter Zeit gezogen
Zum wunderbaren Dom.
Die Adler zogen aus,
Wehklagend durch die Hallen
Gehn Winde ein und aus.
Doch droben auf der Zinne
Der – was die Zeit beginne –
Still nach dem Kreuze weis’t
Es wechseln viel’ Geschlechter
Und sinken in die Nacht –
Und nimm Dein Land in Acht!
Schon hat zum Kreuzeslichte
Dein Volk sich ernst gewandt,
Im Sturm der Weltgerichte
Nun hebt sich wieder fröhlich
Dein Haus im Morgenschein,
Die Jungfrau minneseelig
Schaut weit ins Land hinein.
Durch’s Grün geschmückte Gäst’
Wallfahrten nach den Hallen –
Wem gilt das froh« Fest?
Der Königssohn, Ihr Preußen,
Das ist nach Adlers Weisen,
Daß er der Höh’ genoß.
Das ist des Königs Walten,
Was herrlich, groß und recht,
Dem kommenden Geschlecht.
Er hob die Heldenmale
Zu neuer Herrlichkeit,
Damit das Volk im Thale
Das ewig Alt und Neue,
Das mit den Zeiten ringt,
Das, Fürst, ist’s, was das treue
Herz Deines Volks durchdringt.
Da ist zu Gottes Ruhm
Die Kreuzesfahn’ entfaltet,
Und rechtes Ritterthum.
O, reicht dem Liedersprecher,
Den hochgefüllten Becher
Zu seinem besten Gruß!
Doch einzeln nicht verhallen
Darf, was ich jetzt gedacht.
Sey’s freudig auch gebracht!
All’ ritterliche Geister
Umringen fest den Thron,
Und auf zum höchsten Meister
Dem ritterlichen König
Heil, und dem Königssohn!
- ↑ Das vorstehende Lied wurde am 20sten Juni 1823 während der Tafel, welche des Kronprinzen von Preußen Königl. Hoheit in dem großen Rempter des Marienburger Ritterschlosses gab, von einem Freunde des Verfassers, in dem Kostüm der alten Liedsprecher, gesungen.