Textdaten
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Titel: Der Lautenschläger
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 40
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[40] Der Lautenschläger. Mit Hans Canon († 12. September 1885) hat die heutige Wiener Malerei den bedeutendsten Meister verloren, welchen sie nach Hans Makart noch verlieren konnte. Von tschechischen Eltern in Wien geboren, war er auch ein echtes Wiener Kind geworden, mit all der reifen Begabung, aber auch dem stürmischen ungleichen Naturell eines solchen und der vollkommenen Gleichgültigkeit gegen nationale Forderungen, wie sie aus solchen Antecedentien leicht erklärlich wird. Dabei hatte er sich aber eine überaus reiche Bildung angeeignet, die zwar die Heftigkeit seines Temperaments in keiner Weise zu mäßigen vermochte, aber bei seiner angeborenen Wohlredenheit seinem Umgang oft großen Reiz verlieh. Ohne als Künstler eigentlich originell zu sein, sondern vielmehr sich beständig an klassische Muster lehnend, hat er doch eine wahrhaft staunenswerthe Produktivität entfaltet, ja er soll, die zahllosen Portraits eingerechnet, über tausend Bilder gemalt haben. Eine große Anzahl derselben, sowie eine große Reihe interessanter Zeichnungen und Skizzen gelangt im Anfang dieses Jahres im Wiener Künstlerhause zur Ausstellung, die im Großen und Ganzen nach den drei Hauptperioden seiner künstlerischen Wirksamkeit, der sogenannten Stuttgarter, Karlsruher und Wiener Periode, arrangirt wurde. Ursprünglich Schüler von Rahl, hat Canon mit diesem Meister auch viel Aehnlichkeit darin, daß bei allem hervorragenden malerischen Talent doch jene gewisse innere Kälte in seinen Werken steckt, wie sie allen bloßen Klassicisten eigen ist.

Der Lautenschläger.
Nach dem Oelgemälde von Hans Canon.

Er verliert dieselbe nur da, wo er, statt einem klassischen Vorbild, der Natur unmittelbar gegenübersteht, das heißt bei den Bildnissen. Sie sind das weitaus Werthvollste an seiner ungeheuren Produktion, da ihn sein großer Verstand und seine Menschenkenntniß befähigten, tiefer in den Charakter seiner Modelle einzudringen, als dies den meisten Salonmalern möglich ist. Auch seine vielen Halbfigurenbilder, wie unser Lautenspieler, der zu den Hauptwerken der Karlsruher Periode zählt, sind oft von großem Reiz, obwohl speciell bei diesem die Nachahmung des Frans Hals und anderer Niederländer auf der Hand liegt. Alles aber, was er schuf, hat einen großen imponirenden Zug, der freilich bei den historischen Gemälden den Mangel der Ursprünglichkeit nicht immer vollständig ersetzen kann.