Die Damen der Königin
[39] Die Damen der Königin. (Mit Illustration S. 25.) Die edle Herrin hatte sich wegen Unwohlseins in ihr Schlafgemach zurückgezogen, und ihre Hofdamen waren dadurch dienstfrei geworden. In dem stillen Palast war es recht langweilig, und eine der jungen Schönen nach der anderen suchte nach einem Einfall, um sich mit den Genossinnen die müßige Zeit zu vergnügen. Da kam mit seinem Recht, überall bei Hofe sein Spiel zu treiben, der Hofnarr zufällig in den Saal, wo die Damen sich aufhielten und eben dem Spiel der Einen auf der Laute und ihrem Gesange zuhörten. Er kam in seinem vorschriftsmäßigen Kleid, mit dem Narrenbarett, dem großen Radhalskragen und dem Scepter, dem Zeichen seiner närrischen Würde, in der Rechten, und in der anderen Hand [40] hielt er ein Joujou, mit dem er seine leichten Kugelfangkünste trieb, um doch für einen richtigen alten Narren nichts fehlen zu lassen. Uebermüthiges Gelächter und Neckreden der aufgeräumten jungen Damen begrüßten ihn. Der Narr kam ihnen gerade recht und war ja dazu da, sich Scherz gefallen zu lassen und anzugeben. Er solle einmal die Laute spielen und singen, rief die Eine. Ja, ja! die Andere – und ein Liebeslied! Sie klatschten dem übermüthigen Vorschlag Beifall mit den Händen und reichten ihm die Laute hin.
Der Narr stutzte eine Weile, ließ seine Augen auf der Jüngsten der
Hofdamen schmachtend ruhen, als wolle er sagen, daß er für sie Alles zu
thun bereit sei, was sie wünsche, warf Scepter und Joujou auf den
Teppich, ergriff die Laute und stellte sich in theatralischer
Haltung in einiger Entfernung vor den Damen auf, die auf einer
Bank an der Wand in lustiger Erwartung Platz nahmen. Und er sang,
der drollige Geck; es kam so süß, so innig seine
Liebesklage heraus, daß er ein homerisches Gelächter
damit erregte. Sichtlich, er richtete sein Lied an die Jüngste.
Welch ein Spaß, daß sie eine förmliche Liebeserklärung
von dieser aufgeputzten Mißgeburt erhielt! Was für ein pikantes
Geheimniß offenbarte sich da! Der Narr verliebt, und er that so,
als sei es ihm Ernst damit, als erflehe er wenigstens ihr Mitleid.
Zum Todtlachen! Nur
sie, der es galt, mochte
ihn nicht deswegen verspotten
und kränkend verlachen.
Erstaunen und
Mitleid nahmen sie vielmehr
in Bann. Am Ende
hatte auch dies Geschöpf
da, dieser Narr, dieser berufsmäßige
Spottvogel
ein Herz mit edlen Empfindungen.
Ihr Blick
voller Antheil verrieth
ihm, was sie dachte, und
seine Augen, in denen es
schmerzlich zuckte, antworteten
ihr darauf: Ja,
ja, so ist’s! Auch ich
bin ein Mensch und fühle
wie ein solcher. Dank Dir,
holdes Weib, wenn Du dies würdigtest! S.