Textdaten
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Autor: Sß.
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Titel: Der Krieg V
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aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 444–446
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1877
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[444]

Der Krieg.
V.


Das Hauptquartier der russischen Operationsarmee in Rumänien, Plojeschti, befindet sich ungefähr zwei Stunden per Bahn von Bukarest entfernt und liegt, wie letztere Stadt, noch in der weiten, sich bis zu den Karpathen ausdehnenden walachischen Tiefebene. Einen Vortheil hat aber Plojeschti voraus, und das ist die Nähe des Gebirges, dessen dunkle zackige Profile den nördlichen Horizont einsäumen. Dort erhebt sich der beinahe achttausend Fuß hohe Butschetsch zu eisigen Höhen und die Schneemassen, die bis Ende Juni sein Haupt umgeben, leuchten weit in das Land hinein. Zu seinen Füßen aber lagert dichter Urwald; des Menschen Fuß gelangt nur selten in jene Regionen, in deren Besitz sich der Bär und das Wildschwein einträchtiglich theilen. Aber auch kühle Winde sendet das Gebirge herab, die wenigstens theilweise die schwüle Hitze des Sommers mildern und das Klima von Plojeschti etwas angenehmer machen als das der Residenzstadt Rumäniens.

Freilich, sonstige Annehmlichkeiten bietet Plojeschti nicht viel. Vom Bahnhofe aus, der zu Ehren des russischen Czaren noch im vollsten Flaggenschmucke prangt, führt eine schattenlose, staubige Straße in die Stadt, die sich von Weitem nur durch einige glänzende blecherne Thürme kennzeichnet; denn hier in Rumänien deckt man nicht nur das Dach, sondern auch die Seitenwände vieler Kirchthürme mit Blech; warum, habe ich nicht erfahren können, aber ich denke mir, daß ein irregehender Schönheitssinn wohl das Motiv dieser barocken Umkleidung ist.

Plojeschti selbst ist verhältnißmäßig lang gestreckt wie alle rumänischen Städte, die aus ebenerdigen, höchstens einstöckigen Häusern mit daran stoßenden Gärten bestehen. Einen Gegensatz bietet es aber darin, daß hier die sonst überall in beinahe trostlos verwahrlostem Zustande befindlichen öffentlichen Gebäude fast alle neu und von außen gut erhalten sind; so das Rathhaus, die Präfectur, die Schule etc. Im Vorgarten der letzteren befindet sich die aus einem Zelte bestehende Feldcapelle des Generalstabs und einige Schritte davon das große Zelt desselben, beide unter der Obhut einer Schildwache. Die Schule selbst ist theilweise dem Generalcommando abgetreten. In ihr befindet sich die Küche des Hauptquartiers, und die Officiere desselben pflegen in Gemeinschaft des Obercommandanten der Armee in einem Saale zu frühstücken und zu speisen wobei es militärisch einfach und ohne jedwede Etiquette zugeht.

Man kann von rumänischen Städten selten sprechen, ohne über das schlechte Pflaster zu klagen; so auch hier. Daß die Hôtels und Privatwohnungen überfüllt sind, ist wohl selbstverständlich. Man zahlt übermäßige Preise und findet doch keine nur einigermaßen anständige Unterkunft. Der Großfürst Nicolaus wohnt bekanntlich in dem auf ein Jahr gemietheten sogenannten „Hôtel Mann“, einem hübschen einstöckigen Hause unweit vom Centrum der Stadt. Für den Kaiser und seine Söhne wurden zwei aneinander stoßende Gebäude annectirt und die zwischen beiden bestehende Gartenmauer theilweise eingerissen. Der kleine Garten selbst, der bisher sehr vernachlässigt worden war, wurde so schleunig wie möglich gereinigt; Blumenbeete wurden hergestellt und die Kieswege regulirt, sodaß er jetzt mit Hülfe der von der Orangerie des Fürsten entnommenen Zierbäume einen ganz angenehmen Zufluchtsort gegen die Hitze des Tages bietet.

Das für den Aufenthalt Seiner Majestät des Czaren selbst bestimmte Gebäude, Eigenthum eines Herrn Niculescu, besteht aus einem hohen Erdgeschoß mit einer von einem Glasdach überdeckten Freitreppe und einem längeren anstoßenden Nebengebäude. Es enthält alles in allem neun Wohnzimmer; wir treten zuerst in ein großes Entréegemach, an welches der Salon mit blauen Seidendamast-Möbeln anstößt; in der Mitte befindet sich ein kleiner ausgelegter Tisch mit zierlichen Rococostühlen ringsum; an den Wänden sehen wir breitrahmige Spiegel aus Krystallglas. Links an den Salon stößt das Schlafzimmer des Kaisers; es ist dunkel tapezirt und hat niedrige blaue Atlasfauteuils. Ein Bett stand nicht darin. Der Kaiser hatte befohlen, sein Feldbett aufzuschlagen. An das Schlafzimmer stößt das kleine Toilettencabinet. Rechts gelangt man aus dem Salon in das kaiserliche Arbeitszimmer, dessen Möbel mit kirschrothem Tuch ausgestattet sind, mit welchem auch der Schreibtisch überzogen ist. An das Arbeitszimmer schließt sich das türkische Rauchzimmer an, mit breiten, niedrigen Divans und Tabourets aus dickem türkischem Teppich und mit verschiedenartig an den Vorhängen angebrachten Halbmonden decorirt. An dieses reiht sich ein weiteres Arbeitszimmer. Das getrennt liegende, etwas dunkle Speisezimmer mit Stühlen aus schwerem, geschnitztem Eichenholz und ein links vom Entréesalon liegendes Gemach vervollständigen die Räume, in welchen der russische Kaiser allem Anscheine nach einige inhaltsschwere Monate seines Herrscherlebens verbringen wird. Man weiß zwar noch nichts Bestimmtes über die Dauer des Aufenthalts des Czaren in Rumänien, aber alles läßt darauf schließen, daß er kein kurzer sein wird.

Hinter der Präfectur befinden sich die kaiserlichen Stallungen und Remisen. Sie wurden in aller Eile aus Holz aufgerichtet. Jede der drei Stallungen hat eine Länge von circa hundert Meter und faßt ungefähr hundertundzwanzig Pferde. Ich sah die Wagenpferde des Kaisers; es sind starke, brillant genährte und gehaltene Thiere, aus dem eigenen Marstall. Auch arabische Reitpferde mit intelligentem Ausdruck der Augen und voll Feuer, trotz der Hitze in ihre türkischen Decken gehüllt, gab es nicht wenige.

Die Remisen, vier an der Zahl, sind offen und fassen zusammen neunzig bis hundert Wagen, beinahe alles schwere schwarzlederne Kaleschen. Die Kutscher sind echte Russen, vierschrötige Gestalten, in langem schwarzem Leibrocke, mit Gürtel und niedrigen oben breit auslaufenden cylinderförmigen Hüten, die, rings mit Pfauenfedern umgeben, das Merkmal jedes Leibkutschers aus gutem Hause in Rußland. Bewunderungswürdig ist die Kraft und Geschicklichkeit, mit der sie oft ein Viergespann von Hengsten durch alle Hindernisse und in jeder Gangart führen.

Ungefähr eine halbe Stunde nordöstlich von Plojeschti befindet sich das Bulgarenlager. Es besteht, im Gegensatz zu den niedrigen russischen, aus hohen Zelten und liegt recht malerisch in der Ebene. Bei meiner Anwesenheit enthielt es zwei Regimenter Bulgaren. Es sind dies meistens große wohlgebildete Leute von gesunder Gesichtsfarbe und intelligentem Aussehen, viele blondhaarig und blondbärtig. Eine bedeutende Anzahl von ihnen hat bereits im serbisch-türkischen Kriege gegen die Türken gekämpft und, wie die verhältnißmäßig große Menge von Decorationen und Orden beweist, sich dabei tapfer gehalten. Sie haben ihre eigene specielle Fahne, ihren eigenen Bischof und gesonderten Gottesdienst. Im Allgemeinen werden sie als eine Elitetruppe angesehen und auch darnach behandelt, denn ich sah bei festlichen Gelegenheiten, wie beim Empfang des Großfürsten Nicolaus, des Kaisers etc., beinahe immer bulgarische Truppen zugezogen.

Die Kleidung der bulgarischen Legion besteht aus dunkelm, beinahe schwarzem Rock und Hosen, hohen Stiefeln und einer schwarzen Schafpelzkappe ohne Schirm mit grünem Deckel. Um den Leib tragen sie einen hellen Gürtel, an den zwei ebensolche Patronentaschen gekoppelt sind. Die Gewehre sind, wie alle russischen Waffen, gut und präcise gearbeitet. Die Officiere haben alle Revolver und tragen an der Mütze vorn ein kleines griechisches Kreuz angeheftet.

Aber auch an andern militärischen Gestalten fehlt es im Hauptquartier von Plojeschti nicht. Unter den Officieren des Stabes finden sich, an ihrer Spitze die Mitglieder der kaiserlichen Familie selbst, solche in großer Anzahl. Die meisten davon sind feingebildete Herren und von liebenswürdigen Umgangsformen. Einigermaßen in Erstaunen setzte es mich, daß viele besser deutsch sprechen als französisch. Wir Mitteleuropäer können es uns kaum vorstellen, wie der russische Soldat an seinem Kaiser und an dessen Familie hängt. Sie sind ihm absolut heilig, und die meisten Soldaten würden sich kaum einen Augenblick besinnen, sich für den Czaren oder den Armeecommandanten in Stücke reißen zu lassen. Der Vortheil, der aus dieser Situation für das Einheitliche der Armeeleitung entspringt, liegt auf der Hand. Wenn in frühern Feldzügen Rivalitäten und Nergeleien der russischen Feldherren unter einander nicht wenig dazu beitrugen, daß manche Unternehmung fehlschlug, manche Siege nicht gehörig ausgenützt wurden, so fällt dieser Uebelstand im gegenwärtigen Kriege ein- für allemal weg. Jedermann unterordnet sich willig einem Mitgliede der kaiserlichen Familie und wird unter den Augen seines Kaisers auch die schwierigsten Pflichten erfüllen. Diese durchgehends bestehende Stimmung steigert sich bei manchen jungen Officieren geradezu zum Enthusiasmus und mag wohl größtentheils darin ihren Grund haben, daß der Kaiser sowie seine ganze Familie es besonders verstehen, sich durch ihr freundliches und gewinnendes Benehmen die Herzen Aller zu erobern. Das gilt jedoch nicht nur für die Russen, sondern auch theilweise für Alle, die mit dem Czaren in Berührung kommen. Als er feierlich zum ersten Male in Bukarest einzog und an der Seite der Fürstin Elisabeth im offenen sechsspännigen Daumont durch die Straßen fuhr, in denen die Menge, Kopf an Kopf gedrängt, ihn erwartete, als er, freundlich nach allen Seiten hin dankend, und die ihm dargebotenen Blumen und Kränze in Empfang nehmend, sich der sympathischen Theilnahme bewußt wurde, die man ihm hier überall entgegenbrachte: da war auch nur eine Stimme im Volke, der Kaiser sei nicht nur das Musterbild eines mächtigen, sondern auch eines liebenswürdigen Monarchen.

In Plojeschti sieht man außer den russischen auch manche fremde Uniformen. Es sind dies die von den verschiedenen europäischen Regierungen delegirten Militär-Attachés im Hauptquartiere. Deutschland ist durch Generallieutenant Baron Werder und Major von Liegnitz, Oesterreich durch den Militär-Attaché in Petersburg, Grafen Berchtoldsheim, Dragoneroberstlieutenant Baron Löhneisen und Hauptmann Bulla, Frankreich durch Colonel Gailhard, denselben, welcher seiner Zeit Marschall Bazaine in seiner Haft beaufsichtigte, vertreten. Auch Schweden und Dänemark haben höhere Officiere, Generalstabshauptmann Waiberg und Gardehauptmann von Hedeman, Adjutant des Königs von Dänemark, delegirt. Alle diese Herren wurden im Hauptquartiere auf das Freundschaftlichste aufgenommen, und die meisten von ihnen stehen bereits mit den Officieren des russischen Stabes auf bestem Fuße.

Da in der ersten Zeit der kaiserlichen Anwesenheit in Plojeschti der Bahnhof für die zum kaiserlichen Geleit gehörenden Züge nicht genug Raum bot, so wurde der specielle Hofzug des Czaren nach Bukarest dirigirt, von wo er auf telegraphische Bestellung in einer Stunde in Plojeschti eintrifft, wenn der Kaiser seiner bedarf. Vielleicht ist es nicht uninteressant, bei dieser Gelegenheit zu erfahren, wie der Kaiser von Rußland größere Strecken seines Landes zu durchreisen gewohnt ist. Das Ganze besteht aus fünf verschiedenen Zügen, welche in einer Zeitentfernung von je dreißig Minuten hintereinander rollen. Zuerst kommt der Pilotenzug, aus nur einigen Waggons bestehend. Er führt stets einen jeweiligen Director oder Oberbeamten der Eisenbahnlinie, welche der Kaiser eben befährt, mit sich. Auf der Locomotive selbst befindet sich noch ein Beamter des Militär-Eisenbahnamtes. Der zweite Zug, der eigentliche Hofzug, besteht gewöhnlich aus achtzehn bis zwanzig Waggons, natürlich sämmtlich auf das Comfortabelste ausgestattet. Der Waggon des Kaisers selbst hat eine Länge von dreißig Metern und rollt auf sechszehn Rädern. Dieser Train ist zweihundertzehn bis zweihundertdreißig Meter lang. Im dritten Zuge folgen Arbeiter jeder Branche mit Material und Werkzeugen, um schadhafte Stellen sofort wieder herzustellen. Im vierten befindet

[445] sich das weitere Hofpersonal und im fünften sechshundert Mann Militär-Escorte.

Vom rein menschlichen Standpunkte aus betrachtet, gehört der Aufenthalt im Hauptquartier Plojeschti zu den denkbar unangenehmsten Dingen, und Jeder, der es nicht absolut muß, vermeidet es, dort länger zu bleiben als nothwendig. Die Correspondenten und Zeichner auswärtiger Blätter machen entweder Excursionen gegen die Donau, wo für Maler wohl manches, für Berichterstatter aber auch nur sehr wenig Interessantes vorhanden ist, oder sie bleiben ruhig in Bukarest und warten den Beginn der Action ab. Die Hôtels sind wohl überall überfüllt, aber hier in Bukarest hat man doch für zehn Franken täglich ein passables Zimmer, während man in Plojeschti täglich fünfzehn Franken für Räumlichkeiten verlangt, die sich ein civilisirtes Menschenkind kaum zu bewohnen entschließen kann. Jeder Bewohner der Stadt, der nur irgendwie einen verfügbaren Raum besitzt, sei es Boden, sei es Stall oder Küche, sucht ihn als Zimmer zu vermiethen und so viel wie nur immer möglich daraus zu ziehen. Das mag wohl sehr natürlich, aber für den davon Betroffenen deshalb nicht minder unangenehm sein. In Bezug auf Beköstigung ist man nicht weniger schlecht daran. Zwei kleine primitive, durchaus ungenügende Restaurationsgärten – denn bei der intensiven Hitze ist es kaum möglich, in geschlossenen Räumen zu sitzen – in denen eine fürchterliche „Musik“ gemacht wird, ist Alles, was Plojeschti an „Unterhaltung“ bietet. Was hier unter dem Namen Schnitzel, Beefsteak und Cotelette verzehrt wird, entzieht sich jeder Beschreibung. Auch das sogenannte „Café chantant“ begehre man nimmer und nimmer zu schauen! Es wird darin rumänisch gesungen und gespielt und rumänisch gegessen, und ich bin mit mir noch heute darüber nicht einig, was von beiden schlimmer zu ertragen ist. Ich glaube nicht, daß Se. Maj. der Kaiser von Rußland an Plojeschti großes Gefallen finden wird, und schon spricht man von einem Ausflug desselben in das nahe Gebirge. Wenn sich das bewahrheitet, so stünden wir noch nicht so nahe, als angenommen wurde, vor dem Donauübergange.

Wie immer in Kriegszeiten, so folgen auch jetzt dem russischen Heere viele zweifelhafte Existenzen, Leute, deren Carrière irgend wo anders fehlgeschlagen, und Abenteuerer aller Art, die es sich zur Hauptaufgabe gemacht haben, auf irgend welche Weise Geld zu verdienen. Seit Kurzem geht jedoch das Hauptquartier der Russen gegen solche Persönlichkeiten sehr streng vor. Vor einigen Tagen wurde in Plojeschti ein Abenteuerer dieser Art verhaftet, der sich durch sein Treiben auffällig gemacht hatte. Man fand bei ihm Karten, Pläne und verdächtige Correspondenzen vor; außerdem liefen Klagen wegen früher verübter Schwindeleien ein. Der Mann hatte sich einmal als früherer preußischer, dann wieder als quittirter österreichischer Officier ausgegeben, darauf als Correspondent verschiedener Blätter und Bevollmächtigter eines Unternehmerconsortiums. Er wurde vor ein Kriegsgericht gestellt, schuldig befunden und zwei Stunden darauf erschossen. Zwei deutsche Kaufleute, die man stets in seiner Gesellschaft gesehen hatte und die dadurch ebenfalls verdächtig geworden waren, wurden auch verhaftet, doch nach kurzer Zeit wieder frei gegeben, nachdem sie sich durch Vermittelung ihres Generalconsulats legitimirt hatten.

Wer im Hauptquartier in irgend einer Eigenschaft zugelassen werden will, muß vor Allem die Empfehlung einer russischen Behörde oder sehr hochgestellten militärischen Persönlichkeit besitzen und außerdem sich verbindlich machen, über Truppenbewegungen absolut nichts mitzutheilen. Als äußeres Zeichen der Legitimation erhält jeder Zugelassene ein Blechschild von ziemlich großem Format, mit einem Siegel versehen, welches erstere am Arme getragen wird, ferner einen russischen Erlaubnißschein auf der Rückseite der Photographievisitenkarte. Das Blechschild ist nichts [446] weniger als elegant und viele Correspondenten, namentlich englischer Blätter, können sich nur mit großem Widerwillen entschließen, es zu tragen. Es erinnert lebhaft an die Schilder der Eisenbahnpackträger.

Soeben, wo ich diese Zeilen schließen will, langt die Nachricht an, daß die Wässer der Donau, des Sereth und des Pruth, im rapiden Fallen begriffen sind. Seit zwei Wochen hat es in Bukarest nicht geregnet; der Schnee auf den Bergen ist nun beinahe ganz geschmolzen – einige Tage noch, und die rumänischen Flüsse werden wieder träge und ruhig in ihren gewundenen Betten dahinfließen, als wären sie nie im Stande, Eisenbahndämme zu zerstören und Brücken fortzureißen. Dies wird aber das Signal sein für die ersten Uebergangsversuche der russischen Armee über die Donau. Wo werden sie stattfinden? Das ist eine große Frage, die alle Gemüther beschäftigt. Vielleicht weiß es der Leser schon, wenn ihm diese Zeilen unter die Augen kommen.
Sß.