Der Kater
Der Kater.
Ein Kater lebte lange Zeit
Zufrieden in der Ehe,
Bis ihn die Ungenügsamkeit
Erfasst mit ihrem Wehe.
Und sich für ein verächtlich Ding
Und martert Weib und Kinder.
Der Kätzin geht gar tief der Schmerz
Des Gatten zu Gemüte,
Und spricht mit Lieb’ und Güte:
Dort geht die Sonn’ im Himmelsblau,
Die mächtigste, die grösste Frau,
Geh’ hin, um sie zu werben.
Und neigt sich vor der Sonne:
Allmächtig bist du, teilest aus
Auf Erden Licht und Wonne.
Die Sonne fällt ihm schnell ins Wort:
Die kann mich ja verdunkeln.
Der Kater spricht zum Wolkenschiff,
Das eben Anker löste
Von einem hohen Felsenriff:
Die Wolke, ein geschmeichelt Kind,
Errötet leicht und seufzt: Der Wind,
Der mich vertreibt, ist grösser.
Der Kater läuft dem Winde zu
Der Stärkste auf der Welt bist du,
Lass mich als Knecht dich grüssen. –
Der Stärkste ich? In meinem Lauf
Hält mich die kleinste Mauer auf
Der Kater preist die Mauerkron’
Nun Königin der Stärke;
Die Mauer aber zürnt: Mein Sohn,
Du spottest, wie ich merke –
Die nagt mich an und höhlt mich aus,
Bis ich zusammenbreche.
Der Kater sucht nun auf die Maus
Und spricht vor ihrer Höhle:
Das ich mich dir vermähle.
Das Mäuschen steht ganz zitternd da:
Mein Gott, ich bin das Kleinste ja,
Das Grösste bist du selber.
Zu seinem kleinen Kreise –
Die Gattin fragt: Hast du das Glück
Gefunden auf der Reise?
Jawohl, spricht er, ’s ist alles Trug,
Und jeder ist der Grösste.