Der Kampf um die älteste deutsche Hochschule

Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Schütz
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Kampf um die älteste deutsche Hochschule
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 31, S. 518–520
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[518]

Der Kampf um die älteste deutsche Hochschule.

Eine zeitgemäße Betrachtung von Friedrich Schütz.

Düster blickt in die engen und winkeligen Straßen von Prag das schwarze Gemäuer eines Gebäudes, dessen lauschige Giebel, dessen steinerne Erker und kräftige Friese bekunden, daß die Hand eines deutschen Meisters hier gewaltet hat. Ursprünglich war das Haus Eigenthum eines Juden – Lazarus mit Namen – gewesen; dann erwarb es der deutsche Kaiser Karl der Vierte, auf daß die Lehrer der Prager Hochschule von der Last befreit würden, in ihren eigenen Wohnungen die Vorlesungen für ihre Hörer halten zu müssen. Das düstere Gebäude wurde Deutschlands erste Universität.

Das war um das Jahr 1348. Prag war in jenen Tagen Mittelpunkt des deutschen Lebens, und das Hradschiner Schloß Sitz des deutschen Kaisers, der die deutsche und böhmische Krone auf seinem Haupte vereinte.

Allenthalben in Böhmen fluthete damals deutsches Leben. Kein Chronist, der nicht bestätigen würde, daß das nationale Wesen jener Tage ein durchaus deutsches war. Als die Braut Karl’s, Bianca von Frankreich, ihre Heimath verließ und nach Böhmen reiste, lernte sie die deutsche Sprache, „denn die böhmische war völlig [519] außer Gebrauch im Lande“. Um jene Zeit wurde der Grundstein der Universität gelegt.

Man schrieb den 7. April 1348. Karl theilte dem Papste – denn der Kaiser anerkannte die kirchliche Oberhoheit und nicht ohne Recht nannte man ihn den Pfaffenkaiser – seine Pläne für die neue Hochschule mit. Nicht für Böhmen sollte sie gegründet werden, sondern für die benachbarten Nationen, in erster Reihe für das deutsche Reich; denn ihre Stiftungsurkunde trägt die Zeichen und Siegel desselben; ihre Bulle ist vom römischen Könige gefertiget, und ihr Statut, das Grundgesetz für ihre Entwickelung, hat nicht der König entworfen; deutsche Männer, die Karl aus dem Reiche berief, haben es ausgearbeitet.

Fünf Jahrhunderte sind seitdem vorübergerauscht. Wiederholt umwogte die Hochschule der wilde Kampf, den in Böhmen germanischer und slavischer Geist zu führen bestimmt erscheinen. Nicht selten glückte es aufgewiegelten Massen eines halbgebildeten Volkes, den Zerstörungskeim in die deutsche Hochschule zu werfen, niemals jedoch hatten sie damit dauernden Erfolg; denn heute verdrängt, hielt morgen der deutsche Geist wieder triumphirend seinen Einzug. So war es bis heute, wo die Czechen Anspruch auf die deutsche Schöpfung Karl’s erheben und eines ihrer „Postulate“ die Auslieferung der deutschen Universität fordert.

Das ist eines der Symptome der heftigen Kämpfe, die Oesterreich durchwühlen. Wieder streitet das slavische gegen das germanische Element, und im Widerspruch mit dem geistigen Ursprunge Oesterreichs, mit seiner Aufgabe, Träger der Cultur zu sein, fördert im Augenblicke eine slavische Regierung die den Deutschen feindlichen Pläne. Ueberall wird das slavische Streben ermuntert und gekräftigt: unter dem Schutze der Regierung wallfahrten Deputirte der österreichischen Slaven nach Rom, um dem Papste eine Huldigung Namens ihres Vaterlandes zu Füßen zu legen; in Böhmen, Steiermark, Kärnthen, Krain, Galizien sieht man die Slaven unter höherem Schutze gegen die Nachwirkung deutschen Wesens anstürmen, und fast scheint es, als sei eine Umwandelung Oesterreichs geplant, jener ähnlich, die mit roher Gewalt vor zwei Jahrhunderten die Protestanten in den deutsch-österreichischen Erbländern katholisch gemacht – als sei ein Proceß beabsichtigt, der das deutsch-ungarische Oesterreich in ein slavisches umgestalten möchte.

Wie dereinst der protestantische Geist niedergehalten worden, so unterdrückt jetzt eine gewaltthätige Faust jede Regung deutschen Geistes. Die Staatsanwälte werden zu Profosen. Kein Tag, an dem nicht ihre papierne Guillotine arbeitet und Tausende von deutschen Zeitungsblättern verstummen läßt! Den Abgeordneten, die außerhalb des Parlamentes ihre Stimme erheben, wird das Wort jäh abgeschnitten. Als jüngst siebenundachtzig deutsch-böhmische Deputirte ein Manifest an die Deutschen in Böhmen erlassen wollten, fand ein strenger Richter in dem Schriftstücke, welches conservative Elemente, auch ein geheimer Rath des Kaisers redigirt, das Verbrechen des Aufruhrs, und eine an die bulgarischen Wahlkünste mahnende Energie confiscirte das Manifest. Anlaß zu demselben hat die Prager Hochschule gegeben.

Der czechische Wunsch, eine selbstständige Universität zu erhalten, ist in der letzten Session des Reichsrathes nicht in Erfüllung gegangen. Im Abgeordnetenhause von der Mehrheit acceptirt – man beschloß zunächst die Trennung der Universität, und die völlige Czechisirung sollte folgen – scheiterte er am Herrenhause. Hier wurden besonnene Stimmen laut, welche die czechische Universität als Einleitung eines czechische Staates erklärten; Mahnungen erhoben sich, welche daran erinnerten, wie einer slavischen Hochschule in Prag die Vorbedingung einer entwickelten Literatur, der sogenannten wissenschaftlichen czechische Welt aber jede höhere Bedeutung, die Möglichkeit aller geistigen Concurrenz zur Erhöhung ihrer Leistung fehle. Im Herrenhause hat auch ein czechischer Mann der Wissenschaft, der sein Fach deutsch an der Prager Hochschule vorträgt, Sitz und Stimme, und dieser czechische Mann suchte, bevor die Debatte über die Hochschule begonnen hatte, für dieselbe Propaganda zu machen.

„Müssen Sie nicht zugeben,“ fragte man ihn, „daß Sie Namen und Bedeutung dem Umstande danken, daß Sie zu Füßen deutscher Lehrer gesessen und deutsche wissenschaftliche Bildung genossen?“

„Ja!“ lautete seine Antwort.

„Und können Sie glauben machen,“ tönte als weitere Frage, „daß es nicht ein Unding wäre, zu verlangen, ein Baum solle Schatten geben und Früchte tragen, ehe seine Wurzeln sich in die Tiefe gesenkt, daß es nicht thöricht sei, eine Hochschule zu begründen, ehe die Vorbedingungen für dieselbe gegeben sind? Als die deutschen Hochschulen eine nationale Gestaltung annahmen und Werkstätten deutschen Geistes wurden, hatten große Dichter die Sprache auf die Höhe der entwickeltsten Idiome gehoben. Und Sie, die Czechen, fordern eine Universität und müssen erst die Vocabeln erfinden, um wissenschaftliche Werke in Ihre Sprache übersetzen zu können? Ihrer Jugend, die an der slavische Hochschule ihre Studien obläge, wären die Werke der größten Denker, der größten Gelehrten verschlossen; denn unsere Philosophen Kant, Fichte, Hegel sind heute noch nicht in Ihre Sprache übersetzt. Sie fordern die Universität nur als Mittel für die Agitation. Ihre Zwecke gelten im günstigsten Falle der Absicht, Ihre kaum entwickelte Sprache auszubilden.“

Diese Worte sprach ein im Dienste Oesterreichs ergrauter Staatsmann, und das czechische Mitglied des Herrenhauses blieb ihm die Antwort schuldig. Die Prager Anhänger desselben aber haben sie bekanntlich in den letzten Tagen des Monates Juni durch die Kuchelbader Excesse gegeben, ohne daß die Regierung diesen aus den Zeitungen allbekannte schmählichen Angriffen gegen die Deutschen Einhalt gethan hätte.

Drei Tage währten die Excesse. Alles, was an deutsches Wesen in Prag gemahnte, das deutsche Haus, welches Sitz der deutschen Vereine ist, das deutsche Theater, wurde bedroht, und wer deutsch sprach in den Straße, war seines Lebens nicht sicher. Die städtischen Behörden, die czechische Koryphäen erließen scheinbar Mahnungen zur Ruhe. In Wahrheit aber bargen dieselben die Aufforderung, dem verhaßten deutschen Wesen neue Gefahren zu bereiten.

So wurde denn jenes jüngst von der Behörde mit Beschlag belegte Manifest erlassen. Die Abgeordneten des deutschen Volkes in Böhmen hatten sich unter Vorsitz ihres wackeren Führers Dr. Franz Schmeikal versammelt, weil fanatische Pöbelhaufen sie gefährden durften, unbehelligt von dem Einschreiten der Behörden, die erst dann den Deutschen Schutz zu biete wagte, als ein Zornesruf in allen deutschen Ländern Oesterreichs ertönte.

Wie die deutschen Abgeordneten erhoben auch die Studirenden der Prager Hochschule ihre Stimme. Sie erklärten, ausharren und die Universität nicht verlassen zu wollen, wie es vor fünfhundert Jahren die Deutschen gethan; sie baten, von allen Seiten möchten deutsche Hörer herbeiströmen, um ihnen Stütze im Kampfe für die Rechte der ältesten deutschen Hochschule zu sein.

In der That erfolgte, wie dieser Aufruf besagt, genau vor einem halben Jahrtausend der erste Ansturm gegen das deutsche Wesen der Prager Universität. Sie stand damals in üppiger Blüthe, und farbiges buntes Studententreiben belebte ihre Räume. Die Zahl ihrer Doctoren und Magister betrug zweihundert, die ihrer Baccalaureen fünfhundert; Studenten waren an dreißigtausend eingeschrieben, von denen kaum ein Zehntel auf die Czechen fiel Lehr- und Lernfreiheit hoben das Ansehen der Hochschule; die Studenten genossen weitgehende Vorrechte bei der Wahl ihrer Vertreter, wie ihrer Richter, und mancher Kaufman ließ sich als Hörer der Hochschule eintragen, um einen Theil dieser Privilegien zu gewinnen. Die Wissenschaft blühte.

Die Hochschule war nach Nationen eingeteilt. Die baierische umfaßte die Hörer aus Oesterreich, Schwaben, Franken, den Rheinlanden, die polnische die aus Schlesien und Polen, die sächsische die aus Meißen, Thüringen, Ober- und Niedersachsen, die böhmische endlich die Studirenden aus der Lausitz, Böhmen und Mähren. Ueberall trat das Uebergewicht der Deutschen hervor. Aber nicht lange, und das Czechenthum hob an, sich gegen das deutsche Wesen zu stemmen. Von der Kanzel herab fallen die ersten Drohworte: „Sie vergiften unsere Zunge. Diese deutschen Hunde machen ein Sclavenvolk aus uns,“ hieß es. Dann suchte der Zorn des czechische Pöbels seine Art, politische Meinung zu äußern, hat sich nicht verändert seit fünfhundert Jahren - Kühlung in einer Judenhetze. Ab und zu fielen Vermummte die Studenten oder den deutschen Rector an, und die czechischen Professoren, neidisch, mißgönnisch, erfüllt von kleinlicher Eifersucht, denuncirten ihre deutschen Collegen beim Papste als Feinde Roms,

Unterdeß war eine mächtige Wandlung der geistigen Bewegung erfolgt. In allen edler Denkenden dämmerte die Erkenntniß auf, daß Rom ein Feind der Menschheit sei, und in Prag warf [520] ein deutscher Prediger, Konrad Waldhauser, dieses zündende Wort in die Massen. Ein Czeche, Johannes Huß, übertrug es in’s Slavische. In seiner Rede zitterte eine Vorahnung der Reformation. Aber groß in allen religiösen, war Huß kleinlich, niedrig in allen nationalen Fragen; er vermochte sich nicht zur Entäußerung nationaler Einseitigkeit aufzuschwingen. Er suchte Roms Autorität zu stürzen, aber er setzte einen andern Götzen auf den Thron: den nationalen Terrorismus. Er predigte Haß gegen alles Deutsche im Lande, und an der Universität entfesselte er wilde Stürme. Vergeblich boten die Deutschen einen Ausgleich an – der Adel, das niedere Volk, der König, dieser schwächliche Wenzel, ein deutscher Kaiser, mit dem die czechische Aristokratie Fangball spielte, waren wider sie.

Neun Zehntel der Besucher der Hochschule waren Deutsche, und die Czechen verlangten die Herrschaft über dieselben; sie forderten drei Viertel aller Stimmen in den die Geschicke der Universität entscheidenden Collegien. Da eilten deutsche Professoren in die Gemächer des Königs. Umsonst! Er hatte seine Unterschrift bereits den czechischen Wortführern verpfändet, und schon waren die Deutschen als „Fremde“ erklärt, denen „kein Recht zustehe in Böhmen zu herrschen“.

Die Deutschen schworen Widerstand. Noch ein Vorschlag wurde zum Ausgleiche gemacht: die Deutschen empfahlen die Trennung der Universität, aber damals, wie heute, wollten die Czechen die Gleichberechtigung der Deutschen nicht zulassen. Sie verlangten die Alleinherrschaft.

Eines Tages, am 9. Mai 1409, rasselte das Universitätsthor und fiel knarrend nieder in’s Schloß. Bewaffnete waren eingedrungen. Dem alten Rector Henning von Baltenhagen wurden die Universitätskleinodien abgenommen, das Siegel, die Matrikel, die Schlüssel, die Bibliothek, die Cassen. Wilde Rufe ertönten, und die Schergen der königlichen Gewalt schritten ein. Nicht lange darauf wurde den Pragern ein eigenthümliches Schauspiel.

Zu Pferd, zu Wagen, zu Fuß wallten singend die Studenten vor die Thore, an ihrer Spitze die Magister Vincenz Gruner, Otto von Münsterberg und Johann Hofmann. Die Deutschen ließen die Hochschule im Stiche. Die Mehrzahl zog nach Leipzig, wo bald eine neue Stätte für das Wort der Wissenschaft erstand.

So wurde die Prager Universität czechisch. Als erstes Zeichen des Triumphes flackerten die Acten in Flammen auf, welche den deutschen Charakter der Hochschule verbrieft hatten – aber die Lehrsäle verödeten. Man riß sie ein, um die Erinnerung zu bannen, daß hier einst Tausende von Hörern den Lehren Plato’s und Aristoteles’ gelauscht hatten. Das Land wurde von den blutigen Schauern des Hussitenkrieges geschüttelt, während die Hochschule das Gespötte aller Denkenden wurde. Da war nun allerdings Rath, wie die verfallene Anstalt wieder emporzuheben sei, theuer. „Laßt die Deutschen wiederkommen!“ verlangten später selbst czechische Fanatiker. Aber Jahre mußten in’s Land gehen, ehe der germanische Geist wieder Besitz nahm von der Universität.

Deutsche Männer lehrten von den Kanzeln das Wort der Reformation, und an ihrem glühenden Eifer entzündete sich jener fürchterliche dreißig Jahre währende Krieg, der Deutschland in Nacht und Elend senkte. Die Sturmglocke der Prager Universität hatte ihn eingeläutet. In den Sälen der Aula versammelten sich zu Beginn des Jahres 1618 die deutschen Prediger, sowie der Adel des Landes unter Führung deutscher Cavaliere, um den Widerstand bis auf’s Messer zu beschließen, und die studirende Jugend assistirte. Aufrührerische Schaaren wogten zum Schlosse empor, um hier die Statthalter des Kaisers dem Tode zu weihen, aber drei Jahre später zog der Kaiser als Sieger und Rächer in die Stadt. Etwa hundert Schritte von der Universität fielen die Häupter der Führer des Aufstandes – unter ihnen mancher deutsche Lehrer der Hochschule. Nun wurden die Jesuiten Herren der Hochschule, und jede geistige Regung wurde unterdrückt, aber in Joseph dem Zweiten erstand ein Befreier, so daß der gebannte deutsche Geist wieder seine Einkehr halten konnte. Erzürnt verließen die Jesuiten die Hochschule, und in einem der Höfe der Universität loderte ein Scheiterhaufen auf – er verzehrte den Schatz einer Bibliothek von Ordensbüchern. Kein profanes Auge sollte in ihnen die Mittel kennen lernen, mit denen der flüchtige Orden Jesu die Geister der Menschen in Nacht und Nebel zu halten verstand.

Bis in unsere Tage ist sodann die Hochschule deutsch geblieben. Glänzende Namen sind in ihre Ehrenbücher eingegraben, und die hervorragendsten Kämpfer für deutsches Recht in Oesterreich, Herbst, Haßler, Braiz, gehören zu ihren Zierden. Heute, ähnlich wie vor fünf Jahrhunderten, bildet der Kampf um die Prager deutsche Hochschule nur die Einleitung zu einem Vernichtungsschlage gegen alles deutsche Wesen in Böhmen, aber diesmal gefährdet der Schlag auch das Deutschthum in ganz Oesterreich.

Wahrlich, nicht selten fehlten Mittel und Gelegenheit, in dieser langen Epoche dem Deutschthum auf österreichischem Boden zu dauerndem Siege zu verhelfen, aber wie ein Verhängniß schwebt über diesen Landen der Mangel jeglicher Erkenntniß für das, was in entscheidenden Wendepunkten Land und Volk noth thut. Seit Joseph der Zweite im Glanze männlicher Tüchtigkeit erlegen, hat der Gedanke eines geschlossenen, einheitlichen Oesterreich wohl eine Schaar getreuer, deutschfühlender Anhänger begeistert, nie aber den „ererbten Uebelstand“ eines Regierungssystems zu besiegen vermocht, das mit kleinlichen Mitteln um den Erfolg des Augenblicks streitet. So ist der Jammer des römisch-deutschen Reiches, das in Deutschland vernichtet worden, in Oesterreich zu neuem Leben erwacht. Die Theile erstarken auf Kosten des Ganzen, und gemeinsam ist ihnen schließlich nur Unglück und Niederlage. In den Kämpfen, welche die Deutschen um ihre Hochschule führen, tritt der volle Gegensatz germanischer und slavischer Welt aus die Bühne. Aber die Deutschen werden ihre ihre Waffen nicht in feiger Verzweiflung senken. Was auch immer die Zukunft bringen möge, eingedenk ihrer Pflicht werden sie Wacht halten überall in Oesterreich, wo sie eine Stätte gefunden, Wacht für den nationalen Gedanken, Wacht für die edlen Bestrebungen von Bildung und Freiheit. Nicht darum ist die deutsche Einheit erstritten worden, damit Millionen Deutscher in Oesterreich der ihnen gebührenden Stellung verlustig würden – nicht darum wurde das Bündniß zwischen Oesterreich und Deutschland eingegangen, damit Deutschlands treueste und einzige Freunde in Oesterreich einen verzweifelten Kampf um ihre nationale Existenz führen sollen. Nein! Hoch und Niedrig in Deutschland begleiten mit ihren die Sicherheit des Erfolges verbürgenden Sympathien den Kampf, welchen die deutschen Stammesgenossen in Oesterreich führen; sie gedenken der Sorge, des Kummers ihrer Brüder und theilen mit ihnen die Hoffnung, daß der umwölkte Horizont weichen und heiterem Himmel, Zeiten des Glückes wieder Raum geben werde.