Textdaten
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Autor: Karl Stieler
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Titel: Der Ammersee
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aus: Die Gartenlaube, Heft 31, S. 514–518
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[516]

Am Ammersee.
Nach der Natur aufgenommen von Robert Aßmus.
1. Grafrath. – 2. Inning. – 3. Breitbrunn. – 4. Diessen. – 5. Römergrab bei Wartaweil. – 6. Klosterbraustübel von Andechs. – 7. Herrsching. – 8. Schließ Ried. – 9. Panorama von Stegen aus. – 10. und 11. Im Kienthal. – 12. Kloster Andechs.

[514]
Der Ammersee.
Von Karl Stieler.

Es ist ein Zauber uralten Lebens, der über den Gauen des jene baierischen Vorlandes liegt. Schon in der Römerzeit erhoben sich hier gewaltige Castelle, welche die Straße beschirmten; noch zeigt der Boden die Spur Derjenigen, die ihn damals gepflügt, und jene stillen Gräberreihen, in denen Lust und Mühsal ihres Lebens zur Ruhe kam.

Dann wurden sie verdrängt von der jugendlichen Kraft der Germanen, und auch deren Spur haftet noch in tausendjährigen [515] Zeichen an Mauer und Erde; bis in die Merowinger- und Karolingerzeit reicht die Geschichte jener Ortschaften zurück. Das Mittelalter beginnt, und überall begegnen uns die großen Träger seiner Cultur: gewaltige Grafengeschlechter gründen ihre Burg am See; der Mönch baut seine stille Zelle, und singend pflügt der Bauer daneben das alte immergrünende Feld. Doch über dem Waffenlärm und dem Waidruf der einen, wie über dem Glockenschall und Allelujah der anderen, schwebt noch tiefe waldgrüne Einsamkeit.

Diese Einsamkeit ist bis in die letzten Jahre dem Ammersee geblieben. Sein Gebiet ist eines der herrlichsten im baierischen Vorland; glänzend spiegelt sich die lange Bergeskette in seiner Fluth; Hochwald umkränzt die Ufer, aber eine seltsame Fügung hat es gewollt, daß er vergessen blieb von den Tausenden, die allsommerlich hinausziehen und sich jeden Winkel schöner Erde erobern. Obwohl nur etwa sechs Stunden von München entfernt, lag er doch lange Zeit weitab „vom Wege“; denn keine Bahn führt an diese stillen Gelände, und kein Dampfboot durchmaß bisher die blaue Fluth. So blieb denn dieses Fischervolk allein, und die Sonne, die am Abend hinter den Waldbergen versank, sah niemals in's Gewühl drängender Menschenmassen. Erst seit Kurzem hat das Dampfboot, das von Grafrath die Amper hinauffährt und dann den ganzen See durchschneidet, auch diese Pfade erschlossen; der Ammersee ist jetzt erst gleichsam entdeckt worden.

Hoch über uns liegt das Blau eines Junimorgens; die Buchen zeigen das erste Grün, und der Vogelsang klingt rings aus dem Gehölze. Hinter der Bahnstation wartet der kleine Dampfer, der eigens für den schmalen Lauf des Flusses gebaut ward. Das Wasser desselben, das durch seine milde Heilkraft berühmt ist, schimmert uns klar entgegen; weißer Schaum zischt um die Flanken des Schiffes, sowie sich das Steuer regt, und die Fahrt beginnt. Es ist ein wundersamer Wasserpfad - zu beiden Seiten nickt uns das schlanke hellgrüne Schilf mannshoch entgegen und neigt sich unter den drängenden Wogen; ein Wasservogel stiegt kreischend aus dem Röhricht; ein Weidenbaum senkt seine Zweige hernieder. Doch bald genug grüßt unser Auge schon die blaue Fläche und die leuchtenden Berge.

Das kleine Dorf, wo wir landen, heißt Stegen; es liegt am nördlichen Ende des Sees und durch die schattigen Bäume des Ufers hat man den herrlichsten Ausblick. Ueberall heben sich traute Dörflein aus dem Grünen, Idyllen voll Sonnenglanz und Buchenschatten, wir aber lassen den Dampfer von hinnen ziehen, und dann erst löst unser Fährmann den leichten Kahn, der uns hinausträgt auf die schweigsamen Fluthen.

So schweigsam und doch so beredt! – Um unser Schiff kreist die flüchtige Möve; aber alles, was uns umgiebt, steht so uralt eingewachsen in diesem Boden, daß Gegenwart und Vergangenheit fast in einander fließen.

Der Kirchthurm, der zur Rechten herüberwinkt, gehört dem Dorfe Eching; ein altes Edelgeschlecht im zwölften Jahrhundert trug von ihm den Namen, und in Römerzeiten war es ein Angelpunkt der Straßen, die hier das Land durchkreuzten. In den Gräbern, die man dort aufgedeckt, lagen die Leichen im Kreise, mit den Füßen gegen einander gewendet, und mancher Schmuck ward damals unter grünem Wiesengrunde an's Licht gezogen.

Noch weiter drüben, wo die Fenster eines Schlosses glänzen, hausten die „Greifen“, auch ein Edelgeschlecht, das bereits um das Jahr 1400 ausstarb. Damals hieß es wohl jubilirend:

„Von Greifenberg die Greiffen
Die kummen mit Singen und Pfeiffen –“

aber der letzte des Stammes ward in der Türkenschlacht bei Nikopolis gefangen und Sultan Bajazid ließ ihm das Haupt abschlagen – wie mochte sein Herz in letzter Stunde sich sehnen nach den grünen Geländen der Heimath! Jetzt ist der Ort ein bekanntes und wohlverdientes Stahlbad geworden, wo junge Frauen und bleiche Mägdlein ihr Heil suchen – mir aber klang im Ohre das Singen und Pfeifen der lustigen Ritterzeit, dieweil der einsame Kahn hinaustrieb.

Da schaut mit einmal eine grauverwitterte Kirche herüber, ganz im romanischen Stil; am Ufer liegen zerfallene Fischerhütten, und in der Sonne trocknen ausgespannte Netze.

„Wie heißt das Dorf hier mit seiner merkwürdigen Kirche?“ fragte ich den stillen Fährmann.

„Dös Dorf da?“ erwiderte er zögernd; „dös Dorf heißt eigentlich Unterschondorf, aber wir heißen's ‚See‘. Und die Kirchen? Gelt, da müßt' man sich schier schamen!“

Und dann erzählte er gelassen weiter, daß die Gemeinde zu dürftig gewesen, um, wie die übrigen Orte am See, ihre Kirche zu restauriren; auf diese Weise blieb das reizende romanische Bauwerk unversehrt erhalten. Es ist aus Tuffstein errichtet und mag etwa aus dem zwölften Jahrhundert stammen; weitum im ganzen Gau ist es das einzige Gebäude, das noch ganz seine einstige Gestalt bewahrte. Selbst wenn wir inmitten großer historischer Städte stehen, muthet uns solch' altes Gemäuer gar köstlich an, um wie viel mächtiger wirkt es hier – mitten im grünen Laube und in der Einsamkeit des Dorfes!

Aber auch die Fluth, nicht nur das Land, erzählt von alten Zeiten; denn wenn die Luft und das Wasser stille sind, dann zeigen sich unter dem Spiegel des Sees noch die Reste von Bauten, die aus römischen Bädern stammen; ja die Sage erhielt sich lange Zeit, die Römer hätten einst über den ganzen See eine Brücke geschlagen. Noch Westenrieder, der große Meister baierischer Volkskunde, huldigte dieser Ansicht, die allerdings dadurch einen gewissen Halt fand, daß die Felsen des Seegrundes an der vermeinten Stelle besonders nahe hervortreten.

Der Hauptort auf dem linken Ufer ist Diessen; drüben beherrscht Berg Andechs die Gegend. Aber auch in historischer Beziehung dominiren diese Orte; denn nach ihnen waren die Grafen von Diessen-Andechs genannt, eines der gewaltigsten Dynastengeschlechter aus der Zeit der salischen und staufischen Kaiser.

Von Franken bis nach Tirol und Istrien reichten ihre Güter; Schloß Amras war ihr Eigen, und Innsbruck ward von ihnen begründet; mit allen Großen des Reiches und mit allen Thronen Europas standen sie in enger Verbindung. Adelheid, die Schwiegermutter des deutschen Kaisers Conrad und des griechischen Kaisers Manuel, war eine Gräfin von Diessen, die Söhne des Hauses aber begegnen uns in allen Landen als mächtige Degen. Wir finden sie auf dem Bischofsstuhle von Bamberg und Regensburg und als Patriarchen von Aquileja, und Berthold der Vierte ward sogar Herzog von Dalmatien und Kroatien, allein noch glänzender waren, wie gesagt, die Wege der Töchter. Die eine vermählte sich mit dem König von Frankreich, die andere mit dem König von Ungarn, und wieder andere nach Burgund und Savoyen, nach Mähren und Schlesien, nach Oesterreich und in das Haus der Burggrafen von Nürnberg. So lebt noch heute in dem Kaiserstamm der Habsburger und Hohenzollern, und in den Königsfamilien von Baiern, von Bourbon und von Italien ihr Blut, ihr eigenes Haus aber brach nur allzu schnell zusammen. Fehde und Zwist zersplitterte den Besitz, der allenthalben willige Erben fand, als im Jahre 1248 der Mannsstamm erlosch.

So war denn mit jähem Verfall eines der mächtigsten und ältesten Geschlechter Deutschlands geschwunden, die Güter um den Ammersee aber fielen an das Wittelsbachische Haus und theilen nun seit mehr als sechshundert Jahren die Geschicke Baierns.

Wer jetzt in das grüne seeumspülte Oertlein kommt, merkt wenig mehr von jener stolzen Vergangenheit; nur das geistige Auge fühlt ihren stummen Zauber. Wohl aber gemahnt uns noch so manches in der Anlage und Architektur, ja fast möchten wir sagen, in der Stimmung des ganzen Ortes an das stattliche Kloster, das die Grafen von Diessen hier gegründet. Es stammt aus dem zwölften Jahrhundert und war anfangs sowohl für Männer wie für Frauen zugänglich, bis die letzteren allmählich „ausstarben“. Das Herrenstift indessen, welches die Besitzungen derselben gewann, erfreute sich allzeit mächtiger Gönner und hatte reichen Besitz an Land und Leuten, an „Wunn und Weide“, an Fischrecht und Mühlen; vor allem war ihm Kaiser Ludwig der Baier hold, der den Ort zum Bannmarkte erhob und dessen Bildniß noch jetzt an dem ehemaligen Rathhaus prangt. Schon die langgestreckten weiträumigen Mauern haben etwas historisch-klösterliches; grünes Laubwerk umgiebt uns, und weithin herrscht der Blick über die Fluren des Landes und über die Hütten der Menschen.

Obwohl die Kirche im Barokstil verunziert ist, birgt doch ihr Inneres noch manches Wahrzeichen aus großer Zeit; denn allenthalben sehen wir die Grabsteine jener gewaltigen Dynasten, die hier „schlafen in steinernen Särgen“, wie das Wort des Dichters sagt, und im Kuppelgewölbe prangen die Bilder der Heiligen, die aus ihrem Geschlechte hervorgegangen oder mit demselben verwandt [518] sind. Es ist ein Frescogemälde in fünf Gruppen; Kaiser Heinrich der Zweite und seine Gemahlin Kunigunde, König Stephan von Ungarn und die Landgräfin Elisabeth von Thüringen begegnen uns darunter.

Durch den Garten des Klosters aber rauscht mit kühlen Wellen der Weinbach und stürzt sich schäumend über hohes Felswerk; nach der Sage führte von der Kirche einst ein unterirdischer Gang nach Andechs und von dort bis an den Untersberg im Salzburgerlande.

Trotz des Verkehres, den das Dampfboot auf den See gebracht, ist Diessen übrigens noch heute ein stiller Ort, dessen Wohlstand durch die zahllosen Kriege schwer gelitten hat, in die das oberbaierische Land jahrhundertelang verwickelt war. Sein Hauptbetrieb ist die Fischerei, die am Ammersee von jeher besonders blühte; denn schon in uralter Zeit lieferten die Fischer von Diessen ihre Edelwaare auf den Markt von Augsburg, besonders wenn dort Reichstag gehalten ward. In frohen Gelagen versammelte sich ihre Zunft, so oft ein neuer Genosse darin aufgenommen wurde, oder an den alten Jahresfesten der Innung, und dann klang wohl froher Zecherlärm im Gaden unter dem wetterbraunen Völklein, das sonst so schweigsam scheint. Da der See vier Stunden lang und mehr als eine Stunde breit ist, war die „Fischwaid“ aus demselben nicht wenig ergiebig, und vor Allem gilt das sogenannte „Amaul“ (der Zander norddeutscher Gewässer) als eine Specialität des Sees.

Um das Gebiet der einzelnen Berechtigten abzugrenzen, dienten eichene Säulen mit dem entsprechenden Zeichen, oft aber war auch nur in einen mächtigen Baum am Ufer die Gestalt eines Fisches eingeschnitzt und so die Grenze bestimmt; schon im fünfzehnten Jahrhundert begegnet uns eine strenge und bis in's einzelnste gehende See-Ordnung.

Wenn wir von Diessen aus zu Lande unsern Rundgang weiterführen, kommen wir zunächst an die Martinskirche, die für das älteste Gotteshaus in Oberbaiern gilt; denn nach der Augsburger Chronik von Welser soll sie bereits im Jahre 808 erbaut worden sein. Von dort geht es nach Fischen, dem einstigen gefreiten Herrensitze, und überall sehen wir Gräberspuren, die auf die früheste Besiedlung weisen; nur ein einsames Schifferhaus begegnet uns, wo die Fähre über den See führt. „Wartaweil“ heißt der geduldig-sinnvolle Name des Ortes.

Wir ziehen weiter und haben bald die herrliche Bucht erreicht, die der See hier bildet, auf der einen Seite umschlossen von dem Dörflein Mühlfeld, auf der andern von dem stattlichen Schlosse Ried. Hinter dem Strande aber liegt, von Nußbäumen umschattet, Herrsching.

Im ganzen Seegebiet ist dieser Winkel vielleicht die vollendetste Idylle. Einsam liegt das Ufer mit seinen weißen Kieseln; kein Haus, kein Menschenlärm stört diese Ruhe – nur badende Kinder plätschern im Wasser, das weithinein flach und lichtgrün ist. Ueber den Spiegel zieht eine Möve, die mit dem Fittich das Wasser streift und wieder emporschwebt in die Lüfte; im Westen ballt sich der schwarze Gewitterhimmel und thürmt sich hoch über der langen Bergeskette, deren Gipfel schneeblank herüberschauen. Eine stumme, sommerwürzige Schwüle liegt über Land und See – in solcher Stunde steigen wir empor zu dem alten weitberühmten Kloster Andechs.

Es ist herrlich gelegen, auf der Höhe eines Bergkegels, den hochgewachsener Wald, tiefe Schluchten und rauschendes Gewässer fast dem Hochgebirge gleich machen. Wir wählen den Weg durch's Kienthal; eine einsame Mühle steht beinahe überhängend am Bache; wuchtige Felsentrümmer liegen hier und dort verstreut und nur bisweilen sehen wir hinab durch gelichtete Zweige auf den Spiegel des Sees. So geht es höher und höher empor, bis wir endlich das Freie gewinnen, und da liegt nun inmitten von Wald und Feld das stolze Kloster, oder „der heilige Berg“, wie ihn das Volk kurzweg bezeichnet.

Schon im frühesten Mittelalter erstand dort eine gewaltige Burg, die dann der Hauptsitz der Grafen von Diessen wurde, nachdem sie drüben das Chorstift gleichen Namens gegründet. Hier wurden dereinst die Schätze des heiligen Rasso geborgen, als im zehnten Jahrhundert die Ungarn in's Land fielen, doch als in Folge der Reichsacht (1208) auch diese Burg „zerbrochen“ ward, da vergruben die Mönche von Seeon, welche den Gottesdienst daselbst versahen, die Schätze und Reliquien auf dem tiefsten Grunde der Kirche. Erst zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts hat man dieselben wieder entdeckt, und die Sage will, daß ein Mäuslein die Stätte verrathen habe, wo sie ruhten. Eine Reihe von wunderthätigen Heilungen soll alsbald geschehen sein, und da Hunderttausende von Pilgern aller Länder herbeikamen, ward eine neue Kirche und ein Stift für sechs Chorherren errichtet, welches 1455 in ein Benedictinerkloster verwandelt wurde. Die Schätze, welche dort verwahrt und von den Gläubigen noch heute andächtig verehrt werden, sind zwar überwiegend religiöser Art – es sind Reliquien vom „Leiden unseres Herrn“, von Maria und den Aposteln – aber manche der kostbaren Gefäße und Gewänder haben auch hohen kunsthistorischen Werth und reichen zurück in frühe romanische Zeit.

Wir ehren die Andacht Derer, die sich daran erbauen, doch auch wer draußen durch der burgartigen Hof und durch die grünen Gelände schweift, fühlt sein Herz gehoben durch Gottes schöne Welt. Der Ausblick (vor Allem vom Thurm der Kirche) ist bezaubernd: dieses Hügelland mit seinen grünen Wellen, diese tiefschwarzen Wälder, und zwischen wogenden Saaten die kleinen Dörflein mit ihren braunen Dächern und ihrem tiefen Frieden! Wer könnte sie alle nennen, wie sie hier den See umkränzen, das schöne Breitbrunn und das uralte Inning und Erling – von der Benedictenwand über Karwendel und Wetterstein schweift unser Auge hin bis an der Säuling bei Schwangau.

Allein selbst wenn uns nach minder luftiger Labung gelüstet, sind wir hier an eine gute Stätte gerathen; denn die würdigen Jünger des heiligen Benedict, die soviel gethan für Kunst, Wissenschaft und Landescultur, sie gönnen auch dem müden Wanderer gern ein frohes Stündlein der Rast, und willig öffnet sich das Braustüblein im Erdgeschosse dem wohlerworbenen Durste. Es ist so behaglich und heiter dort; am Fenster stehen die Blumen, und Bilder aller Art schmücken die Wand; lustig singt der Vogel im Bauer und freundlich reicht uns der dienende Bruder den Steinkrug. So wird es uns denn von Herzen wohl an dieser uralten Stätte, und während wir uns auf der Holzbank strecken, geht es uns sinnend durch die Seele, wie reich das Leben ist und wie viele Wege doch zum Ziele alles Lebens führen – zum Glück! -

Man muß es nur erst verstehen lernen, was im Lande und im Herzen Derer lebt, die man heimsucht; man muß nur auch erleben können, was man sieht! Das ist die beste Frucht aller Wanderschaft.[1]




  1. Genauere Details über den „Ammersee und seine Umgehung“ bietet das vortreffliche Büchlein dieses Titels von Hauptmann Arnold, das jedem Besucher jener Gegend auf's Beste empfohlen werden darf. Verlag von G. Berza, Landsberg am Lech, 1878.