Der Kampf Friedrichs des Eisernen mit dem Stadtadel

Textdaten
<<< >>>
Autor: unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Kampf Friedrichs des Eisernen mit dem Stadtadel
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 37, S. 584–586
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1864
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[584]
Märkische Geschichtsbilder
Nr. 1. Der Kampf Friedrichs des Eisernen mit dem Stadtadel.


Auf der langen Brücke, welche die Schwesterstädte Berlin und Köln verbindet, wogten am 24. Februar des Jahres 1442 die Volksmassen unruhig auf und nieder, sie drängten sich nach dem gemeinsamen Rathhaus beider Städte. Das aber stand inmitten der langen Brücke; jetzt ist von demselben freilich keine Spur mehr vorhanden.

Die lange Brücke verdiente in jener Zeit ihren Namen mit Recht, denn lang genug war sie; von Köln aus führte sie über die Spree und eine morastige Insel, welche an der Stelle lag, wo heute die Brücke an der Burgstraße endet, dann ging sie noch über einen Spreearm, der längst verschwunden ist und der durch die heutige Heilige Geiststraße floß. Das gemeinschaftliche Rathhaus der beiden Schwesterstädte stand auf der Brücke auf jener morastigen Insel, welche wir schon erwähnten. Der tiefe Sumpf hatte den Aufbau eines großen Steinhauses nicht erlaubt, und so war denn nur der Untergeschoß von Backsteinen aufgerichtet, die Obergeschosse aber strebten in luftigem Holzbau kühn und stolz in die Höhe. Die Eckthürme erhoben sich so prächtig und zierlich, daß es eine Freude war sie zu schauen; die reichen Patrizier hatten einen Stolz darein gesetzt, ihr Rathhaus herrlich auszuschmücken. So waren denn die Balkenköpfe gar kunstreich verziert mit Schnitzereien und bunten Farben, und der viel ausgezackte Giebel, der unparteiisch weder nach Berlin noch nach Köln, sondern nach der Spree hinausschaute, prangte in den schönsten Malereien.

Vom Giebel und von den Thürmen herab flatterten die prächtigen Fahnen lustig im Winde; da sah man die Zeichen aller der befreundeten Städte, welche zum märkischen Städtebund gehörten, da prangte die herrliche Fahne des mächtigen Hansabundes; aber das kurfürstliche Banner der Hohenzollern war unter der Menge der übrigen kaum zu bemerken, die stolzen Herren von den Geschlechtern in Berlin und Köln hatten es ziemlich versteckt aufgehängt, sie wollten nicht gern durch die hohenzollerischen Farben an den Landesherrn erinnert werden.

Vor dreißig Jahren hatten wohl die Rathmannen der Schwesterstädte dem ersten Hohenzoller zugejauchzt, denn er kam ihnen als ein wahrer Retter aus der Noth, der sie befreite von ihrem mächtigsten Feinde, dem wilden Dietrich von Quitzow; damals hatten sie die Bürgerschaft aufgeboten, und das Volk war freudig dem Rufe gefolgt, es hatte mit gekämpft in der unglücklichen Schlacht am Kremmer Damm, und gar mancher Bürgerssohn hatte dort in den Sümpfen sein Leben gelassen. Auch vor Friesenk und Plaue waren die Fähnlein der Bürger erschienen, und gerade ihrer bereitwilligen Hülfe verdankte Friedrich zum großen Theil seinen Sieg über die Quitzows und ihren Anhang.

Seit jenen Tagen hatten sich indeß die Zeiten mächtig geändert. Das Volk der Städte, die Gewerke und die Gemeinen, hing wohl noch immer mit treuer Liebe an dem Landesfürsten. Es hatte demselben nicht vergessen, daß er durch die Demüthigung des übermüthigen Landadels Handel und Gewerbe befreit, Recht und Gesetz wieder hergestellt hatte in den Marken, anders aber dachten die Herren von den Geschlechtern, der Stadtadel, der in Berlin und Köln allein das Regiment führte.

Die Bürger waren längst nicht mehr die Herren in der Stadt, ein eigennütziger und übermüthiger Adel hatte die Herrschaft an sich gerissen. In den Zeiten des wilden Faustrechts waren gar manche der minder mächtigen Edelleute in die Städte gezogen und hatten ihre Wappen am Stadtthor angeschlagen. Hinter den festen Mauern und den tiefen Gräben, welche Berlin und Köln umgürteten, [585] suchten und fanden sie gegen den übermächtigen höhern Adel einen Schutz, den ihnen ihre kleinen Burgen nicht gewährten. Die adligen Herren waren Stadtbürger geworden, aber sie hatten ihren Ahnenstolz, ihre Herrsucht und ihren Eigennutz nicht draußen vor den Thoren gelassen, sondern mit in die Stadt gebracht, und nachdem sie kaum in das städtische Gemeinwesen aufgenommen worden waren, suchten sie schon sich der Herrschaft über dasselbe zu bemeistern. Die Buchs, Blankenfeldes, Gröbens, Rulhnicks und alle die anderen Edelleute verbanden sich mit den reichsten Handelsherren gegen die gemeinen Bürger und die Zunftgenossen, und so entstand denn ein Stadtadel, der nicht weniger stolz, übermüthig und herrschsüchtig war, als der Landadel draußen.

Die Geschlechter der Städte Berlin und Köln hatten es in jahrelangen Kämpfen dahin gebracht, daß der eigentliche Bürgerstand von ihnen aus dem städtischen Regiment gänzlich verdrängt worden war. Die vier Gewerke, die Tuchmacher, Schuster, Bäcker und Knochenhauer, hatten wenig oder nichts mehr zu sagen, und die gemeinen Bürger, welche keiner Zunft angehörten, durften es vollends nicht wagen, eine Stimme im städtischen Regiment zu fordern. Der große Rath der beiden Städte herrschte unumschränkt; er war in allen seinen Mitgliedern aus den Geschlechtern gewählt, und auch die Bürgermeister gehörten denselben an.

Der Stadtadel stand dem Landesfürsten nicht weniger feindselig gegenüber, als der Landadel; die Geschlechter wachten eifersüchtig über ihre Vorrechte, und selbst in jener schweren Zeit, als der Kampf des Burggrafen Friedrich gegen die Quitzows noch nicht entschieden war, hatten die Geschlechter dem Landesherrn das Recht, mit seinen bewaffneten Mannen nach Berlin einzuziehen, verweigert. Gar manche der edlen Herren vom Stadtadel wären gar nicht unzufrieden gewesen, wenn Burggraf Friedrich in dem Kampfe besiegt worden wäre, denn sie waren durch Banden des Bluts eng mit den Freunden der Quitzows verbunden.

Friedrich hatte damals den Forderungen des Stadtadels nachgeben müssen; er konnte nicht den Kampf mit diesem und den Quitzows zu gleicher Zeit aufnehmen, und auch in den spätern Zeiten seiner Regierung wollte er sein Recht, in die Städte Berlin und Köln mit bewaffnetem Gefolge einzuziehen, nicht durch Waffengewalt erkämpfen, er hoffte mehr von friedlichen Unterhandlungen, als vom Kriege. Seine wichtigen Geschäfte draußen im Reich, die Sorge um den Hussitenkrieg ließen ihn endlich ganz des Zwiespalts vergessen, in den er mit dem Rathe der Städte Berlin und Köln gekommen war.

Die Geschlechter der Schwesterstädte hatten durch die Nachgiebigkeit des ersten Kurfürsten aus dem Hohenzollernhause einen Sieg gewonnen, der sie zu noch stolzerem Uebermuthe anfeuerte. Der Furcht vor dem Landesherrn waren sie ledig, auch der Landadel bedrängte sie nicht mehr so schwer, wie in früheren Jahren, um so drückender wurde das Joch der Herrschaft, welches sie den Bürgern auferlegten, und um so schärfer trat nun auch der geheime Zwiespalt endlich an’s offene Tageslicht, der schön längst zwischen den Geschlechtern von Berlin und Köln geherrscht hatte.

Die beiden Städte waren wohl Schwestern, aber auch unter Geschwistern giebt’s oft Streit und Zank. Die Kölner konnten es den Berlinern nicht verzeihen, daß diese nach dem Statut des Markgrafen Albrecht vom Jahre 1307 zwei Drittel der Rathmänner zu wählen hatten, während für Köln nur ein Drittel blieb, und die Berliner wieder schauten eifersüchtig auf den wachsenden Handelsreichthum der Kölner hin. Im gemeinsamen Rath gab’s deshalb oft schwere Streitigkeiten, die adligen Herren zankten sich und schimpften auf einander, und oft genug glichen die Sitzungen im Rathhaus auf der langen Brücke den polnischen Reichstagen. Die Geschäfte wurden bei diesen kleinlichen Zänkereien vernachlässigt, häufig blieben die wichtigsten Angelegenheiten Monate, ja Jahre lang liegen, weil die Herren im Rath nicht einig werden konnten. Was kümmerte jene stolzen und übermüthigen Adeligen das Wohl und Wehe der gemeinen Bürger; ihr Vortheil allein und ihre Herrschaft lag ihnen am Herzen, deshalb fanden sie auch die verlorene Einigkeit stets schnell genug wieder, wenn einmal die Gewerke es wagten, ihren Antheil am städtischen Regiment zu fordern. Wo es die Unterdrückung der Bürger galt, da waren die Geschlechter stets einig, da reichten die Berliner den Kölnern die Bruderhand, wenn sie auch kurz vorher sich noch so wild und wüthend gezankt und im Rath bekämpft hatten.

Dem Kurfürsten Friedrich I. war im Jahre 1440 sein Sohn Friedrich II. in der Regierung gefolgt, ein junger kraft- und muthvoller Mann, der sich die Lebensaufgabe gestellt hatte, das von seinem Vater so schön begonnene Werk zu Ende zu führen, die Herrschaft des Rechtes und der Gesetze in den Marken aufzurichten. Friedrich II. hatte eine stürmische Jugend verlebt, in den wilden Hussitenkriegen war ihm Gelegenheit geboten worden, sich als Fürst und Feldherr zu bewähren, und er hatte gezeigt, daß er vor keiner Gefahr zurückbebe, daß er kraftvoll und energisch die Zügel des Regiments zu führen wisse; deshalb nannte ihn das Volk Friedrich den Eisernen oder auch wohl Friedrich mit den eisernen Zähnen.

Die Bürger von Berlin und Köln schauten mit Hoffnung und Liebe auf den jungen Kurfürsten; von ihm erwarteten sie eine Abstellung der alten Mißbräuche im städtischen Regiment, von ihm ein kraftvolles Eingreifen in die unheilvolle Adelswirthschaft, die seit dem Jahre 1432 kaum zum Ertragen drückend geworden war; denn seit jenem Jahre wählte der Rath jährlich die Rathmänner und Bürgermeister für das folgende Jahr, und diese wichtigen Aemter waren dadurch das ausschließliche Eigenthum einzelner Adelsfamilien geworden, welche mit frechstem Uebermuth ihre bevorrechtigte Stellung mißbrauchten.

Die Bürger thaten sich zusammen, so lebendig war’s seit Jahren nicht in Berlin und Köln gewesen, wie gerade damals. Selten verging ein Tag, an dem nicht eine oder die andere Zunft sich versammelt hätte, um Berathungen zu pflegen. Immer lauter forderten die Gildenmeister und die Aelterleute, die an der Spitze der Zünfte standen, im Namen der Bürger das alte Recht derselben zurück, Theil zu nehmen an den Rathswahlen und von den Ihrigen Einige in den Rath zu küren, – aber ihre Worte fanden taube Ohren, die Herren von den Geschlechtern ließen draußen vom Lande her von ihren Gütern die bewaffneten Knechte kommen, besetzten mit ihnen Wälle und Thore und drohten den Bürgern höhnisch gegen jedes Gesetz und gegen die Ordnung der Stadt mit Waffengewalt.

Das war zu viel! Solche Willkürherrschaft des Adels mußte gebrochen werden; aber nur einen Mann gab es, der konnte sie brechen, dessen Aufgabe war es, die Bürger zu schützen in ihrem Rechte, und an diesen Mann, an den Kurfürsten Friedrich den Andern, wendeten sich die Zünfte, ihm übersendeten sie eine Beschwerdeschrift, in welcher sie mit kurzen, bündigen, kräftigen Worten die Uebergriffe der Geschlechter schilderten und den Landesherrn aufforderten, ihnen Recht gegen die adligen Herren zu verschaffen.

Er hatte versprochen, zu kommen und zu richten. Deshalb waren am Montag den 24. Februar 1442 die Rathmannen von Berlin und Köln schon in aller Frühe nach dem Rathhaus auf der langen Brücke geeilt, deshalb drängte sich jubelnd und singend das Volk durch die Gassen, deshalb heulten von den Thürmen herab die Sturmglocken und wirbelten auf den Plätzen die Trommeln, welche die Bürger zu den Waffen riefen.

„Die Freiheit der Städte ist bedroht, wenn wir dem Kurfürsten gestatten, mit seinen Rittern einzuziehen in die Thore Berlins,“ so hieß es auf dem Rathhaus, denn Freiheit der Städte, so nannten die Herren vom Stadtadel ihr eigenes Willkürregiment; das Volk aber jubelte und schaute von den hohen Wällen herab nach Spandau hin, von dort her mußte ja der Kurfürst kommen.

„Keine Unterwerfung! Kampf bis zum letzten Blutstropfen!“ so rief der wilde Buch den Rathmannen zu; und sie jubelten laut die Worte nach, die Mauern und Wälle waren ja fest, die Gräben tief genug, Berlin und Köln konnten sich lange halten gegen den Kurfürsten, wenn dieser ja es wagen sollte, an der Spitze eines Heeres vor den Thoren zu erscheinen.

Vor dem Spandauer Thore schmetterten die Trompeten, ein Jubelruf des Volkes beantwortete die Fanfare. An der Spitze von 600 Reitern hielt der Kurfürst vor dem Thore und begehrte Einlaß in die Stadt, um sein Richteramt als Landesfürst zu üben; aber das Thor war geschlossen und blieb geschlossen, die Herren von den Geschlechtern hielten es mit ihren Knechten besetzt.

Finstern Blicks schaute Friedrich der Eiserne nach den geschlossenen Thorflügeln, dann wieder musterte er die glänzende Ritterschaar, welche ihn umgab. Er war wohl unschlüssig, ob er den Kampf mit dem widerspenstigen Stadtadel beginnen solle oder nicht, denn wie seinem Vater, Friedrich den Ersten, widerstrebte [586] auch dem jungen Kurfürsten die rohe Gewalt, von der er nur im äußersten Nothfall Gebrauch machen wollte.

Wieder schmetterten die Trompeten, und ein Herold ritt vor bis an das Thor und forderte Einlaß für Se. kurfürstliche Gnaden mit deren getreuen Rittern und Mannen. Da trat einer der Patrizier, vom Rathe abgesandt, auf die Brüstung der Mauer und erklärte laut und unverhohlen, der Rath werde wohl dem Kurfürsten mit etlichen seiner Räthe, nicht aber den Bewaffneten, die ihn begleiteten, den Einzug gestatten.

Ein Wuthgeschrei der Ritter vor den Thoren war die Antwort, und das Volk auf den Wällen stimmte in dasselbe ein. „Es lebe der Kurfürst! Es leben die Gewerke! Hoch die Gemeinen, nieder mit den Geschlechtern!“ so ertönte aus tausend Kehlen der Bürger ein wilder Ruf, und die Zunftgenossen stürzten sich auf die adligen Knechte, welche das Thor besetzt hielten, rissen ihnen die Waffen fort und drängten sie zurück. Vergeblich suchten einige aus den Geschlechtern die Ihrigen zu sammeln; es gelang ihnen nicht, denn schon hatte sich die jubelnde Volksmenge des Thores bemächtigt, schon schwang ein kühner Bursche ein mächtiges Beil gegen das Schloß und die Riegel, und krachend flogen die Thürflügel auf.

Der Kurfürst hatte in ernster Ruhe den wüthenden Rittern gewehrt, welche einen Sturm der Stadt begehrten; als jetzt aber das Thor sich öffnete, da spornte er sein Roß und an der Spitze der 600 Reiter ritt er, vom lauten Volksjubel begleitet, ein in die Stadt. Die Kunde, daß die Bürger aufsässig geworden seien, daß sie, dem Befehl des Raths entgegen, den Landesfürsten in die Stadt eingelassen hätten, war auf den Flügeln des Windes nach dem Rathhaus getragen worden; erbleichend hörten sie die Rathmannen, sie fühlten plötzlich den Boden unter ihren Füßen schwinden. Ihr Muth war gebrochen. Die, welche noch vor einer halben Stunde am lautesten geschrieen hatten, verzagten am frühesten und riethen zur Unterwerfung; sie sendeten dem Kurfürsten eine Deputation entgegen, welche ihm auf rothem Sammetkissen die goldenen Schlüssel der Stadt überbringen mußte.

Der Kurfürst empfing die Deputation auf offener Straße mit mildem Ernst, aber die Ritter, welche ihn umgaben, lachten höhnisch und meinten, jetzt habe der Fürst der Schlüssel nicht mehr bedurft. Dann ritt Friedrich II. weiter bis nach dem Rathhaus auf der langen Brücke, dort stieg er mit seinen Räthen ab und ging in den Sitzungssaal des Raths, die adligen Rathsherren folgten ihm mit gesenkten Häuptern. Der Kurfürst kam als Schiedsrichter zwischen Volk und Adel. Den Unterdrückten sollte er Recht schaffen; er hatte die Aufgabe, den lange gestörten Frieden zwischen den Städten Berlin und Köln wieder herzustellen, eine schwere Aufgabe, doch er suchte sie nach bester Kraft zu lösen.

Der gemeinsame Rath der beiden Städte wurde aufgehoben, jede Stadt erhielt ihre eigenen Bürgermeister und Rathmannen, die jährlich von den Bürgern gewählt, aber von dem Kurfürsten bestätigt werden sollten. Dem Stadtadel war damit das Regiment aus der Hand gewunden, allein dem Volk war es nicht gegeben, denn durch das Bestätigungsrecht der Bürgermeister hatte es Friedrich sich selbst ertheilt. Auch die Befugnisse des künftigen Rathes beschränkte er, denn er verbot demselben, Auflagen ohne seine besondere Genehmigung zu machen.

Mit jenem Tage war die Herrschaft des städtischen Adels gebrochen. Wie Friedrich I. von Hohenzollern den Landadel, so hatte Friedrich II. den Stadtadel bekämpft, und mit eiserner Energie unterdrückte er auch fortan jeden Versuch desselben, das verlorene Regiment wieder zu erobern. Auf dem Platze, der sich vom Dominikanerkloster bis zur langen Brücke und von da die Spree entlang bis zur ehemaligen Stadtmauer von Köln hinzog, legte er den Grundstein zu einem festen Schloß, „Zwing-Köln“ wurde es vom Adel genannt, in diesem wollte der Kurfürst seine Residenz aufschlagen.

Es dauerte freilich noch manches Jahr, ehe es den Bemühungen des Kurfürsten gelang, dauernden Frieden in Berlin und Köln herzustellen, denn die Berliner sind stets ein aufsässiges Völkchen gewesen. Die Junker von den Geschlechtern gaben ihre Herrschaft nicht so leicht verloren; als sie nicht mehr offen sich dem Kurfürsten widersetzen konnten, thaten sie es im Geheimen, und es gelang ihnen in der That, die Unzufriedenheit der Bürger mit einem vom Kurfürsten eingesetzten Hofrichter von Hacke und dem Bürgermeister Balzer Boytin so zu schüren, daß im Jahre 1448 ein offener Aufstand ausbrach. Der Hofrichter wurde gefangen gesetzt, die Kanzlei erstürmt, Balzer Boytin davongejagt. Die aufgeregte Volksmenge riß die Steine auseinander, welche zum Bau des Schlosses herbeigefahren waren, und ersetzte den Theil der Stadtmauer von Köln, der des Schloßbaues wegen abgerissen worden war, durch einen Blockzaun.

Die Räthe Friedrich’s forderten eine exemplarische Bestrafung des Aufruhrs, ein Heer sollte vor Berlin ziehen, um die rebellische Stadt zu züchtigen, aber Friedrich weigerte sich dessen, er wollte nicht eher Gewalt gebrauchen, als bis alle Rechtsmittel erschöpft seien. Der Sitte der Zeit gemäß berief er den Bischof Stephan von Brandenburg, den Fürsten Adolph zu Anhalt, den Großmeister des Johanniter-Ordens Nicolaus von Thierbach und die Bürgermeister und Rathmänner der mit Berlin eng befreundeten Städte Brandenburg, Frankfurt und Prenzlau zu Schiedsrichtern in diesem Streitfälle, indem er zum Voraus versprach, sich dem Ausspruch derselben unterwerfen zu wollen.

Die Schiedsrichter erklärten die Städte Berlin und Köln des Aufruhrs schuldig und legten ihnen harte Buße, den Verlust der Lehne und Zölle und vieler Rechte auf. Die störrigen Berliner wollten sich dem Rechtsspruch nicht fügen; trotzdem gebrauchte der Kurfürst noch immer nicht Gewalt. Er berief ein zweites Gericht nach Spandau, welches den Ausspruch des ersten bestätigte und in vielen Stücken noch verschärfte. Jetzt erst sammelte der Kurfürst seine Mannen, um dem Rechtsspruch Geltung zu verschaffen; es kam jedoch zu keinem großen Kampfe, denn das Volk von Berlin und Köln war schon zu der Einsicht gekommen, daß es vom Stadtadel gemißbraucht worden sei, und dieser hatte, als er nirgends Bundesgenossen im Kampf gegen den Kurfürsten fand, den Muth verloren. So wurde denn am 15. Juni 1448 die Unterwerfungsurkunde ausgefertigt, und die stolzen Patrizier zogen demüthig nach Spandau, um die Gnade des Kurfürsten zu erflehen.

Friedrich zeigte sich weit milder und versöhnlicher, als irgend einer der Aufrührer es erwarten konnte. Obgleich der Gerichtshof in Spandau den meisten Patriziern harte Bußen, den Verlust ihrer sämmtlichen Lehne, einigen sogar die Todesstrafe auferlegt hatte, begnadigte sie Friedrich doch sämmtlich. Nur einer, der Hauptanstifter des Aufruhrs, Berend Ryke, wurde des Landes verwiesen. Der Aufruhr war gedämpft, die Ruhe in Berlin und Köln wieder hergestellt, und nun begann mit neuem Eifer der Aufbau des Schlosses an der Spree. Von dieser Zeit an haben die beiden Städte Berlin und Köln ihre Selbstständigkeit verloren; während sie früher fast die Rechte und Freiheiten freier Reichsstädte genossen und nur dem Namen nach dem Landesfürsten unterworfen waren, wurden sie fortan dem allgemeinen Staatsverbande einverleibt.