Der Herrgotts Tritt
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auf dem Rosenstein bei Heubach.
Auf einem Felsen der Alb, bei Heubach sieht man die Ruinen der Burg Rosenstein. Auf der äussersten Spitze des Felsen war noch vor kurzem, – ob durch Spielwerk der Natur, oder durch Menschentrug? – Die deutliche Spur eines Menschenfußes zu sehn, die, einem Befehl der Regierung zu Folge, Vogt Griesinger mit Pulver zersprengen ließ, weil, von der Nachbarschaft aus, abergläubischer Unfug darauf getrieben wurde. Auf dem Berge gegenüber geht die Spur eines Trittes landeinwärts, wie sie auf Rosenstein auswärts geht. Darauf wurde die abentheuerliche Volkssage, von Christi Versuchung, an diesem Orte gebauet. Sattler, in seiner Topographie Würtembergs, spielt darauf [130] an. Gegenüber im Walde liegt die Kapelle der wunderthätigen Maria vom Beißwang. Links, in einer Kluft, die Teufelsklinge genannt, fließt manchmal trübes Wasser aus dem Berge, wahrscheinlich nach lang anhaltendem Regen auf den Gebürgen. Das wildromantische der Gegend, die schöne Aussicht der Burg, in einen großen Theil Schwabens, veranlaßte mich, manchmal diesen Berg zu besteigen, auf welchem der Sturmwind seine Wohnung aufgeschlagen zu haben scheint. Hinter dem Schlosse steht noch ein ausgehöhlter Felsen, welchen man die Scheuer, (Scheune) nennt. An unterirrdischen Gängen und andrem Ritterwesen fehlts auch nicht auf dem Berge.
Hoch ragt, von der östlichen Spitze der Alb, Jakob Grimmer.
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Anmerkungen (Wikisource)
Das Gedicht über den Herrgottstritt auf dem Rosenstein bei Heubach stammt von einem sonst nicht fassbaren Autor Jakob Grimmer (eventuell ein Pseudonym). Es war eine Quelle für die 1816 veröffentlichte Sage "Der Hergottstritt" der Brüder Grimm: Nr. 184 der Erstausgabe (in neueren Ausgaben Nr. 185, siehe auch Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“).
Ferdinand Ludwig Immanuel Dillenius sagt in seinem Beitrag über die Burg Rosenstein in dem Ritterburgen-Sammelwerk von Friedrich Gottschalck: Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands, Bd. 6, Halle 1825, S. 224 Google: „Die Legende von der Versuchung Christi auf dem Rosensteine hat ein Vicar von Heubach vor ungefähr 30 Jahren in einem Gedichte, welches in einem Almanach der damaligen Zeit erschien, dem Publicum mitgetheilt.“
Jüngere Abdrücke weist nach: Rosenstein.
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Der Rosenstein, Zeichnung 1813