Der Heidenapostel
[856] Der Heidenapostel. (Zu unserer doppelseitigen Kunstbeilage.) Sie mußten von kühnem Glaubensmuth getragen sein – jene ersten Sendlinge des Christenthums im heidnisch-germanischen Land, die im beginnenden Mittelalter, unter steter Bedrohung durch die rauhe Treue der Deutschen gegen ihre angestammten Götter, unentwegt die neue Botschaft verkündigten, deren friedliche Töne so ganz anders klangen als die Heldenmären von kriegerischem Streit und Sieg und Festgelag der alten Götter. Wie verschieden diese beiden Welten waren, die sich da berührten und nicht ohne bitteren Kampf einander gegenübertreten konnten, und welcher davon der Sieg zufallen mußte – das hat die Hand unseres Künstlers zu scharfem Ausdruck gebracht. Während der Alte auf erhöhtem Sitze mit feindlicher Miene das Bild an sich vorüberziehen läßt, welches das Weihnachtsevangelium vor ihm entrollt, während er düsteren Sinnes gegen den Zauber sich wehrt, welcher doch auch für ihn in dieser Botschaft liegt, und seinem väterlichen Glauben neue Treue gelobt, sind die andern schon gewonnen. Zutraulich haben sich die Enkelkinder des Alten dem fremden Manne genähert und horchen erstaunt auf seine Worte, indeß ihre Eltern mehr und mehr gefesselt werden von der ernsten Begeisterung des Apostel, von der Hoheit dessen, was er zu ihnen redet. Die Zukunft spricht aus diesem Bilde: die Söhne und Töchter, die Enkel verlassen den Glauben der Ahnen, und eine neue Lehre schickt ihnen ihre Sterne zum Geleite auf dem Lebensweg, zum Lichte einer neuen Zeit.