Der Floh und der Riese
Der Floh und der Riese.
Auf einem Riesen sass ein Floh,
Der wurde nimmer herzlich froh;
Wie er auch[WS 1] saugte Zug um Zug,
Es war dem Schlingel nie genug.
In das der kleine Springgesell
Nicht immer konnte nach Belieben
Den leckerhaften Rüssel schieben;
Doch wenn's gelang, dann mit Behagen
Und füllte gierig seinen Magen.
Gesättigt hub er an zu lästern:
»Mein Wohlgefühl ist frevle Lüge!
Was sorg' ich heute mich wie gestern,
Am besten wär' ich nie geboren,
Denn all mein Mühen ist verloren;
Man quält sich doch nur für den – Tod.
Fluch dem unselig blinden Willen,
Der, seine Musse auszufüllen,
Mich und den Kerl, drauf ich schmarotze,
Gesundem Denken just zum Trotze
Zu dieses Lebens Posse zwang!
Und sinnlos vegetiert die Zunft
Der Menschen, Vögel, Fische, Affen;
Nur ich, der Floh, bin mit Vernunft
Begabt und seh' bei ihrem Schein
So schmählt er oft. Doch einmal traf
Herr Pulex eine gute Stelle
Und füllte mit der süssen Welle
Des Blutes sich sein Wänstlein brav;
Gesoffen, wie's ein Floh nicht soll,
Da folgte Uebelkeit der Lust,
Und an des guten Riesen Brust
Hat er sich krampfhaft angeklammert,
Und sich mit seinem Intellekt
Zur ewigen Ruhe ausgestreckt.
Er starb als seines Vaters Sohn
An einer – Indigestion.
Der Floh darauf – der Pessimist.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: anch