Der Federbusch der Marie Antoinette

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Titel: Der Federbusch der Marie Antoinette
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aus: Die Gartenlaube, Heft 32, S. 572
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[572] Der Federbusch der Marie Antoinette. Wie hoch werden unsere Damenhüte noch wachsen? Man muß sich diese Frage vorlegen, wenn man sich daran erinnert, bis zu welcher Höhe es dieselben im vorigen Jahrhundert, in den Jahren von 1770 bis 1790 gebracht haben. Ein französischer Journalist ruft in einer Pariser Zeitung, dem „Siècle“, diese Erinnerung wach, indem er nachweist, wie auch damals die Presse lange Zeit vergeblich gegen diese Thorheiten der Mode angekämpft hat. Freilich, die tonangebenden Damen des Hofes gingen mit diesen Haartrachten, die aus einem hohen wunderbaren Aufbau aus Locken, Zöpfen, Bändern, Nadeln und Federn bestanden, voran. Die Damen mußten in den Karossen auf den Knieen niederkauern, nur um ihren Kopfputz nicht zu beschädigen. Die Königin Marie Antoinette trug unglaubliche Federbüsche, von denen ein Berichterstatter am 9. Jannar 1775 meldet: „Die Königin hat für ihre Schlittenfahrten eine Haartracht ersonnen, welche in Verbindung mit dem Federbüschel den Kopfputz zu einer unglaublichen Höhe steigert. Einige dieser Haartrachten stellen vollständige Landschaftsbilder wie in mechanischen Puppentheatern dar: hohe und niedrige Berge, blumenbedeckte Felder, silberne Waldquellen und nach englischem Geschmack angelegte Gartendekorationen. Ein mächtiger Federbusch hält das ganze Gebäude von der Rückseite zusammen. Als die Königin ihrer Mutter, der Kaiserin Maria Theresia, ein Portrait schickte, auf dem sie mit diesem Federbusch abgemalt war, erwiderte diese, es müsse wohl bei der Absendung des Bildes ein Versehen stattgefunden haben; dies könne nicht das Bild einer Königin, sondern nur das einer Komödiantin sein.“ In jener Zeit empfahl Mademoiselle Frédin ihre Admiralshüte, ein Kriegsschiff mit allem Zubehör, Takelagen und Batterien darstellend, während Mademoiselle Quirin Hüte anpries, die nach dem Vorbilde von militärischen Trophäen mit Wimpeln, Bannern, Fahnen und Kesselpauken geschmückt waren.

Unsere Hutmoden haben also noch gewaltige Schritte vorwärts zu thun, wenn sie mit jenen hochaufgethürmten Prachtstücken des vorigen Jahrhunderts wetteifern wollen. †