Textdaten
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Titel: Der Fürstenkrieg von 1462
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 32, 34
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Aus dem Fürstenkrieg von 1462.
Zeichnung von G. A. Cloß.

[32] Der Fürstenkrieg von 1462. (Zu dem Bilde S. 28 und 29.) Es ist eine der elendesten und trostlosesten Zeiten im Deutschen Reiche, von welcher der Künstler den Vorhang hebt, eine Zeit bitterer Rechtlosigkeit und Gewaltthat, die schwer auf den unglücklichen Bürgern und Bauern lastete. Fürstliche Willkür, schon ehemals durch den kraftvollen Hohenstaufenarm nur schwer niedergehalten, war unter der sinkenden Kaisermacht ihrer Nachfolger hoch emporgeschossen; die Herzöge von Bayern und Sachsen, die Grafen von Württemberg, die Kurfürsten von der Pfalz und von Brandenburg fühlten sich als die Herren im Reich, dessen machtloses Oberhaupt, der unselige Friedrich III., fern im Osten um die Erhaltung seiner Erblande gegen Rebellen und äußere Feinde ringen mußte, wenn er nicht gar als Flüchtling umherzog und die Gastfreundschaft der Reichsstädte anrief.

So fochten denn, unbekümmert um seine schwache Einrede, die kampfbegierigen Herren im Reich ihre Händel mit einander aus; Franken, Bayern und die Pfalz klirrten jahrelang von dem Getöse der Waffen, welche der Brandenburger Albrecht Achilles und Graf Ulrich von Württemberg gegen Ludwig von Bayern-Landshut und seinen Vetter, den Pfalzgrafen Friedrich, ins Feld führten. Der Bayernherzog hatte rechtswidrig die Reichsstadt Donauwörth überfallen und an sich gerissen, die beiden andern, welche in eigenen Landen schon oft genug das Gleiche gethan hatten, aber eifersüchtig auf die wachsende Macht des Bayern waren, ließen sich vom Kaiser die Achtsvollstreckung gegen ihn übertragen und kühlten als dessen Kommissare die eigene Rachsucht an dem Verhaßten und seinem Verbündeten, dem Pfalzgrafen bei Rhein. Es war ein wüster Raub- und Plünderungskrieg; Graf Ulrich, der früher die schwäbischen Reichsstädte mit blutiger Härte heimgesucht hatte, fiel jetzt mit seinen Mordbanden in die gesegneten pfälzer Lande ein, Korn und Wein unter den Rosseshufen zerstampfend, Gehöfte und Dörfer einäschernd, daß der Feuerschein weithin leuchtete. Und die ritterlichen Herren begnügten sich nicht mit der Verwüstung, die ihr Durchritt in den Getreidefeldern verursachte, sondern sie befestigten noch lange Baumäste an ihren Pferden, um dadurch alles gründlich zu brechen und zu zerstören.

Diese Scenen der Verwüstung sind es, welche der Künstler in trefflicher Weise schildert. Der Anführer der reisigen Schar, über dessen Haupt das württembergische Banner flattert, hat seine Lanze dem Troßbuben [34] gegeben, um freie Hand zu behalten, er beobachtet eben, sich rückwärts beugend, mit teuflischem Hohn das Zerstörungswerk. Weiterhin werden die armen Bauern, die versucht haben, ihren Herd zu vertheidigen, als Gefangene im Zug mitgestoßen, um im nächsten Dorf zum warnenden Exempel aufgehängt zu werden. Jeder der Grafen und Ritter führt ein Kriegsfähnlein, man sieht einige von ihnen auf einer Anhöhe im Hintergrund voll Befriedigung ihr ruhmloses Werk betrachten. Aber mitten in den gräulichen Raubzug fiel damals wie ein Wetterstrah1 Pfalzgraf Friedrich, er brach mit seiner Schar bei Seckenheim aus dem Wald, schlug die Württemberger, denen sich noch die badischen Markgrafen gesellt hatten, nahm die Fürsten gefangen und führte sie weg auf sein Schloß nach Heidelberg. Br.