Textdaten
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Autor: Leopold Freiherr von Stengel
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Titel: Der Baseler Hof
Untertitel:
aus: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten, S. 441–448
Herausgeber: Badischer Architekten- und Ingenieur-Verband
Auflage:
Entstehungsdatum: 1898
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: H. M. Poppen & Sohn
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Erscheinungsort: Freiburg
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[441]

Baseler Hof (Bezirksamtsgebäude).


DER BASELER HOF.
Von L. von Stengel.


In der Zeit zwischen 1510 und 1520 liess der kaiserliche Kanzler Konrad Stürzel auf der Stelle von zehn Häusern ein neues grösseres Gebäude errichten. Sein Schwiegersohn Albrecht von Anwyl verkaufte dieses 1549 an Matthias Held, der damals österreichischer Vicekanzler in Ensisheim war, und von diesem erwarb es sodann später das Baseler Domkapitel, als es durch die Wirren der Reformation aus seinem alten Wohnsitze vertrieben worden war.

An der nördlichen Hälfte der Façade trägt ein Erker noch jetzt die Jahreszahl 1416, so dass angenommen werden muss, Konrad Stürzel habe keinen vollständigen Neubau, sondern wohl nur einen Umbau der genannten zehn Häuser vorgenommen. Hierfür spricht auch, dass im Innern des Gebäudes die Stockwerke verschiedene Höhen besitzen und dass in der Mitte der Façade dort, wo im Gesims der Kragstein sitzt, eine vollständige Trennung des Gebäudes durch eine Brandmauer bis unter Dach vorhanden ist. Auch die Façade selbst lässt nur auf einen Umbau schliessen, da die Fensterbänke der südlichen [442] Hälfte so niedrig über der inneren Bodenhöhe sitzen, dass sie durch Aufmauern über die Gurte erhöht wurden, was bei einem Neubau wohl nicht geschehen wäre.


Bezirksamtsgebäude in Freiburg i/B
früher: Basler Hof


Das Gebäude blieb bis zum Jahre 1677 im Besitze der Herren von Basel; alsdann wurde es von der vorderösterreichischen Regierung angekauft und war bis zum Jahre 1806 Sitz ihrer Verwaltung.

Auch nach dem Uebergange Freiburg’s an das Grossherzogthum Baden wurde es zu Verwaltungszwecken benützt und gegenwärtig birgt es die Räume des Bezirksamtes und der Polizei.

Für die Zwecke der verschiedenen Besitzer wurde der Grundriss [443] allmählig grossen Aenderungen unterworfen; auch Zuthaten hat er durch Aufbau der Seitenflügel erhalten.

Die ehemalige innere Eintheilung ist einzig und allein nördlich von dem Wendeltreppenthurme theilweise zu erkennen, wo die aufeinander folgenden Zimmer sich um die alte, neben dem Treppenhause liegende, nur noch im obersten Stocke vollständig erhaltene Kapelle gruppiren. Diese ist mit einem Kreuzgewölbe in spätgothischen Formen abgedeckt und eine Säule mit korinthischem Kapitell zeigt noch die Ansätze der acht steinernen Gewölberippen.


Kapelle im Baseler Hof.


Der Bodenbelag aus rheinischen Backsteinfliesen, die vergitterten Fenster, die mit Eisen beschlagenen und mit interessanten Schlössern versehenen Thüren, sowie die Reste der alten Bemalung an der Thürumrahmung – eine Cartouche, welche oben von einer offenen Lade mit Gebeinen bekrönt ist – geben diesem Raum, der aus der Zeit des Stürzel’schen Umbaues stammen mag, allein noch den Charakter der Ursprünglichkeit. Hier hat jedenfalls auch der jetzt in einer Chorkapelle des Münsters aufgestellte Altar seinen früheren Standort gehabt.

[444] Die entsprechenden Räume in den beiden Stockwerken darunter sind durch mancherlei Einbauten entstellt, doch ist auch hier ein Theil des Gewölbes und im Erdgeschoss eine hübsche schmiedeiserne Thürfüllung aus jener Zeit erhalten.

Bemerkenswerth ist im ersten Obergeschosse das Erkerzimmer mit dem an der Decke in grossem Maassstab ausgeführten Doppeladler.


Portal und Treppenaufgang im Baseler Hof.


Das Aeussere des Gebäudes zeigt in den Architecturgliedern, den Gurten und Fenstern, aus welchen jedoch leider die Steinkreuze entfernt sind und insbesondere in der nördlichen Hälfte der Façade mit den Erkern, deren einer, wie schon erwähnt, die Jahreszahl 1416 trägt, durchgängig gothische Profile mit wenigen Zierformen. Auch im Innern sind gerade die Erker in gothischen Formen gehalten; ihre Decken werden durch zierliche, aus Stein gemeisselte Stranggewölbchen gebildet und die hübsch gegliederten Säulchen und Rundstäbe an den Bögen und Gewänden haben Kerbschnittverzierungen.

Der Treppenhausthurm im Hofe mit den der inneren Steigung folgenden schrägen Fenstern in gothischem Profile ist mit einem kupfernen Zwiebeldach abgedeckt, an dessen Traufrand gute, in Blech getriebene Wasserspeier angebracht sind.

Als das Baseler Domkapitel seinen Einzug hielt, wurden an den Façaden Umbauten vorgenommen, welche die Formen der Renaissance tragen.

[445] Eine grosse Inschrifttafel mit umrahmender Cartouche, welche nach Schluss dieser Bauten angebracht wurde, zählt die stimmberechtigten Mitglieder des Kapitels (canonici capitulares) auf und fährt dann (natürlich in lateinischer Sprache), etwa folgendermassen fort: »Dieweil die Bewohner von Basel den katholischen Glauben aufgegeben haben, ist das Kapitel des Baseler Domstiftes auf Veranlassung des allerdurchlauchtigsten, gütigsten und frömmsten Kaisers Ferdinand unter gnädigem Schutze hiesiger wohllöblicher Stadt Freiburg im Jahre des Heils 1529 mit seinem Clerus hierher übergesiedelt und hat endlich diesen Bau als Hof für sich und die Seinigen erstellen lassen. Im Jahre des Heils 1596.«


Epitaphium am Baslerhof.

C. n. e. Aufnahme v. C. Schuster.


Das Hauptportal an der Kaiserstrasse, das durch die geringe Stockwerkshöhe in den Verhältnissen gedrückt erscheint, ist von ionischen Pilastern eingefasst; diese werden aussen begleitet von Voluten, die in Löwentatzen endigen; die Pilaster aber tragen ein glattes Gebälk, dessen Aufsatz in der Mitte einen Wappenschild mit dem Baselstab zeigt, umgeben von Ranken.

Links vom Hauptportal ist zwischen den Fenstern des ersten und des zweiten Stockes ein Epitaphium eingeschoben; es zeigt die Gestalten der drei Schutzheiligen Basels in Nischen, die mit Pilastern, Gebälk und reichem Cartouchewerk in sehr vorgeschrittenen Formen der Renaissance eingefasst sind. Darüber hält ein Engel, gleichfalls in einer sehr zierlichen Nische, einen Schild mit Widmung, während unter den Figuren eine Tafel mit Inschrift auf die im Jahre 1590 erfolgte Errichtung des Epitaphiums durch das Baseler Domkapitel hinweist.

Künstlerisch werthvoll ist das Portal am Treppenthurm im Hofe, das nach der Inschrift am Sockel des Aufsatzes aus dem Jahre 1588 stammt. Die Thüröffnung ist durch eine schön gezeichnete Archivolte halbkreisförmig geschlossen und durch toscanische Pilaster eingefasst, [446] die zierliches Gebälk mit reichem Aufsatze tragen. In den Bogenzwickeln erblickt man kleine Putten mit Todtenschädel und Stundenglas, neben den Pilastern solche mit Blumengewinden. Den Aufsatz schliesst eine Muschelnische ab, in der auf einem aus geflügelten Engelsköpfchen gebildeten Kragstein eine Madonna steht, während auf und neben der Nischenvolute musicirende Putten angebracht sind. Das Ganze ist eine äusserst anmuthige Arbeit, welche in der Architectur, wie in der Zeichnung der Profile und in der Decorationsweise sehr an die Peterhofkapelle erinnert, und vielleicht nicht mit Unrecht dem gleichen Meister wie jene zugeschrieben wird.




Das Aeussere des Gebäudes war im Laufe der Zeit sehr verwahrlost und wurde daher nach den Plänen des Oberbaurathes Durm vor etwa acht Jahren einer durchgreifenden Wiederherstellung unterzogen. Die Erker erhielten neue Helme mit grün und braun glasirten Ziegeln und Kriechblumen auf den Gräten, blanke Helmspitzen mit Wetterfahnen, das Gebäude ein neues Hauptgesimse, dessen Profil sich an der Seite der Kragsteinfigur in der Mitte der Front noch angearbeitet fand.

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Epitaphium und Wasserspeier am Baslerhof.

[448] Die Wandflächen waren früher mit Malereien versehen, deren Spuren theilweise noch bemerkbar waren. Unter Benützung der vorhandenen Motive wurden sie durch Fritz Geiges in Keim’scher Technik erneuert.

Die Kosten der Wiederherstellung beliefen sich auf 15,000 Mk.


Dreiflüglige Gitterthür im Basler Hof.



Basler Hof