Textdaten
<<< >>>
Autor: Pr.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Anfang eines Romans
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 265, 276
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[265]

Der Anfang eines Romans.
Nach einem Gemälde von E. Fischer-Cörlin.

[276] Der Anfang eines Romans. (Zu dem Bilde S. 265) Bücher haben nicht nur ihre Schicksale, sie gestalten auch Schicksale. An Homers Heldenliedern entzündete sich der Thatendrang Alexanders des Großen: von kleinen Büchlein ging der Anstoß zu so mancher Bewegung aus, die auf das Kulturleben ganzer Völker und Zeiten umgestaltend gewirkt hat. Schlummernde Neigungen und Leidenschaften bringt der Eindruck einer Dichtung dem Lesenden zum Bewußtsein, aus Romanen und Dramen wachsen der Jugend Ideale und Idole für das eigene Wollen und Streben entgegen. Eine der schönsten Episoden in Dantes „Göttlicher Komödie“ erzählt uns, wie sich über der Lektüre des „Romans von Lancelot“ die Herzen des edlen Paolo Malatesta und der unglücklichen Francesca von Rimini fanden – „in jener Stunde lasen sie nicht weiter“, und moderne Dichter haben wieder den Eindruck dieser Erzählung des Dante auf moderne Menschen zum Motiv neuer Liebesromane gemacht. So werden alte Romane zum Vermittler für die Liebesneigung junger Herzen und regen zu neuen Romanen an – erdichteten und erlebten. Ja, die Dichter sind treue Helfer in allen Herzensnöten und ein Geständnis, das direkt nicht von den Lippen will, läßt sich leicht in Dichterworte kleiden, die gar mächtig wirken, wenn man sie vorliest am rechten Ort und zur rechten Zeit.

So hat auch der Held des Romans gedacht, dessen reizvollen Anfang unser Bild uns belauschen läßt. In einem Buche hat er ein Kapitel gefunden, das mit hinreißender Kraft die Gefühle schildert, die sein Herz so machtvoll bewegen, seit er die Eine kennt, die ihm heute Erlaubnis gewährt hat, sie auf einem Spaziergang in den nahen Wald zu begleiten. Er hat das Buch mit auf den Weg genommen und draußen in lauschiger Einsamkeit, da fand er auch den rechten Ort und die rechte Zeit. Voll Eifer liest er ihr vor, was in fremden Worten sein eignes Empfinden bekennt, und mit frohem Lächeln hört sie zwischen den fremden Worten sein eigenes Herz reden. Aus dem Anfang des erdichten Romans erblüht den glücklichen Beiden der Anfang eines neuen, ihres eigenen Romans, den das Leben dichtet. Möchte das Ende desselben dem schönen Anfang gleichen! Pr.