Der „Eiserne Berg“
Der „Eiserne Berg“.
Unter allen nordischen Gottheiten hat keine die Einbildungskraft nachhaltiger erregt als Thor, der „Donnerer“ in den finsteren Wolken, welche über die schwarzbraune Heide jagen. Er war der gefürchtetste unter den Asen und überragte sie alle an Stärke. Die Verkörperung dieser Stärke waren der Kraftgürtel „Megingjarder“ und der Hammer „Mjölner“ - der Zermalmer. Mit diesem Hammer hatte Thor das Geschlecht der Riesen und deren König Thurm erschlagen. Der Mjölner war das Werk der schmiedekundigen Zwerge Brok und Sindri. Ein anderes Paar kunstfertiger Zwerge waren Durin und Dvalin, welche - wie in der Herwararsaga erzählt wird - dem König Smafurlami das Schwert „Tyrfing“ geschmiedet hatten Es führte nie einen falschen Hieb; so oft es gezückt wurde, mußte ein Menschenleben zu Grunde gehen.
So besteht seit den Zeiten des Aufdämmerns menschlicher Erinnerungen ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Eisen und der Stärke einerseits und zwischen dem Eisen und den Kobolden der Tiefe andererseits. Die Kunst der letzteren kam zunächst den Göttern zu gute, alsdann den Menschen; denn noch im Mittelalter glaubte das Volk, daß man für Eisenklumpen, welche man vor die Oeffnungen der Zwerglöcher legte, tags darauf herrlich geschmiedete Schwerter erhalte.
Die Ueberlieferungen von der Gewinnung der Metalle in deutschen Gauen in ältester und urältester Zeit beziehen sich in erster Linie auf die Alpen. In dem Hochzuge der Tauern, dem Grenzgebirge zwischen den Ländern Salzburg und Kärnten, und im steierischen Hochlande reicht jene Betriebsamkeit in eine Zeit zurück, welche weitab von allen geschichtlich feststehenden Kulturanfängen liegt. In den Tauern wurde Gold, im Hochlande der Steiermark Eisen gewonnen, beides bereits von den Kelten, welche eine große Vorliebe für den Bergbau hatten. Erben dieser Reichthümer wurden nachmals die Römer. Zu ihrer Zeit war neben dem steierischen „Erzberg“ noch eine zweite Oertlichkeit wegen ihrer Ausbeute an Eisen berühmt: Candalicae, das jetzige Hüttenberg in Kärnten. Zwischen diesen beiden Oertlichkeiten und der Donau einerseits, sowie zwischen ihnen und der Handelsstadt Aquileja am Nordende des Adriatischen Meeres andererseits zog die „Eisenstraße“, welche Julius Cäsar hatte anlegen lassen. Der Konsul Petronius rühmt die Messer aus norischem Eisen, und in einer der Oden des Horatius heißt es: „Quas neque Noricus deteret ensis“- „welche selbst das norische Schwert nicht schreckt“ ...
Es ist merkwürdig zu beobachten, wie der Menschen Thun an uralte Gepflogenheiten und Bezeichnungen sich festkettet. So nennt man noch immer den Weg, der von Hieflau im Thale der Enns über den Markt Eisenerz, am Erzberg vorüber, nach den frischen Thalgründen der Mur verläuft, „die Eisenstraße“. Die Bergbaulegenden, die Sagen und Märchen aber, von welchen der „Eiserne Berg“ im steierischen Hochlande umrankt ist, reichen über das Mittelalter nicht hinauf. Auch die geschichtliche Ueberlieferung, soweit sie urkundlich festgestellt ist, setzt den Betrieb der Eisenausbeute weit später an, als es den Thatsachen entspricht. Eine Inschrift einer steinernen Säule am Westhange des Erzberges verkündet: „Als man zählte Nach Christi Geburth 712, hat Man diesen Edlen Erzberg zu bauen angefangen.“
Es soll nun erzählt werden, was am steierischen Erzberg und in dessen Bereiche alles zu sehen ist. Die Schienen der „Rudolfbahn“, welche die wilde Durchklüftung des Ennsthales die man „das Gesäuse“ nennt, durchziehen, senden bei der Station Hieflau einen Flügel nach dem Hochgebirgskessel von Eisenerz. In Hieflau melden sich die ersten Anzeichen der Betriebsamkeit, welche weiter unten geschildert wird: Hochofenflammen und geschmolzenes Metall. Alsdann geht es in die Enge des Seitenthales hinein. Wo dieses zu einem Kessel sich erweitert, ist ein Wunder zu schauen. Ungeheuere Mauern von Felsmassen stehen im Umkreise, und mitten zwischen ihnen ragt, durch Seitenäste des Thales förmlich von seiner Umgebung losgelöst, ein Bergklotz auf. Er ist theils kahl, theils mit Fichten bestanden und stuft sich auf der Westseite in vielfachen künstlichen Terrassen ab. Ueber seinem Scheitel glühen die weißen Kalkgipfel in den Flammen der Sonne, in der Tiefe rauschen lebendige Wasser, das Auge erfreut sich am Farbenschmelz von allerlei Blumen, um das Ohr summen die geheimnißvollen Regungen einer unsichtbaren Thätigkeit.
Das ist der Erzberg. Er erhebt sich 1534 m über dem Meeresspiegel, etwa 780 m über die Thalsohle bei dem Marke Eisenerz. Der Fremde, welcher in diese Gegend ohne entsprechende Vorkenntnisse eintritt, weiß nicht, daß er es hier mit einem „eisernen Berge“ im wahren Wortsinne zu thun hat. Der Berg wird sozusagen vom Fuße bis zum Gipfel abgebaut. An der westlichen Seite und im unteren Theile des Gehänges, welches gänzlich entwaldet ist, wird auf zahlreichen übereinander sich abstufenden Terrassen das Erz wie in einem Steinbruche gewonnen. Es wird hier „Tagbau“ betrieben. Höher oben, in der Zone zwischen 1100 und 1500 m, erfolgt die Erzausbeute durch Grubenbetrieb. Die Erze sind Spatheisensteine, die fast 40 Prozent reines Metall enthalten. Von dem unerschöpflichen Reichthume an Erzen bekommt man den richtigen Begriff, wenn man erfährt, daß beispielsweise das sogenannte „Weingartnerlager“ auf der Westseite des Berges eine streichende Länge von 1000 m und eine Mächtigkeit von 150 m hat. Obwohl [671] der Erzberg in guten Jahren eine Erzausbeute von mehr als 5 Millionen Metercentnern (1 Metercentner = 100 Kilogramm) liefert, soll nach einer sorgfältigen Berechnung ein Versiegen des Bergsegens im nächsten – Jahrtausend (!) nicht zu befürchten sein.
Wenn dem so sein sollte, würde sich eine von den vielen Sagen, die auf den Erzberg sich beziehen, bewahrheiten. Ein Unhold, den einst in der Vorzeit mehrere Leute dieses Thales dingfest gemacht hatten, wurde gezwungen, seine Freilassung mit irgend einem Geschenke zu erwirken. Er bot einen goldenen Fuß, ein silbernes Herz und einen eisernen Helm und bemerkte, daß Gold nur kurze Zeit, Silber nicht lange, Eisen aber ewig dauere.
Die Leute wählten den Helm, worauf der Gefangene nach dem Erzberge wies: dort sei Eisen für ewige Zeiten … Eine andere Sage berichtet über einen Kampf der Riesen mit den Göttern in dieser Bergwildniß. Als jene bereits gewaltige Felsmassen aufgethürmt hatten, schleuderten die Götter einen ungeheueren Eisenklumpen auf die Erde. Er fiel dorthin, wo sich jetzt der Erzberg erhebt.
Wer im Thalkessel von Eisenerz steht, empfindet nichts von dem Zauber, der sich anderwärts in den Alpen durch allerlei Dinge romantischer Natur kundgiebt. Man wird hier nicht von dem Widerschein der weißen Eisfelder geblendet wie auf den Hohen Tauern, in deren Krystallmassen die Trugbilder des Golddurstes spuken; man steht dort nicht unter den Einwirkungen märchenhafter Geschehnisse, die vom Dufte des Südens verklärt sind wie beispielsweise die Gestalten des deutschen Heldenliedes, die in den seligen Gründen des tirolischen Etschlandes in der Erinnerung lebendig geblieben sind. Die Zwerge, die Drachentödter und minniglichen Sangesmeister, die verfallen Burgen und versteinerten Rosengärten und manches andere beschäftigen dort zwischen den Rebenranken am Etschufer nachhaltiger die Einbildungskraft als der Felsencirkus, der den norischen Eisenberg umklammert.
Wer indeß mit offenen Augen wandert, wird auch hier mancherlei Wahrnehmungen machen. Von den herkömmlichen Bergsagen abgesehen, eröffnet der Einblick in diese Betriebsamkeit weite Ausschau in die rauhe nordische Welt. Schon in uralten Zeiten standen hier zwischen mächtigen Fichten die Waldschmieden. Von ihren Essen flammte es in die menschenleere Wildniß hinaus. Spuren voll Stollen und Gußlöchern werden am Erzberge nicht vermißt. In den Forsten, zu denen jetzt der Donner auffliegender Dynamitminen heraufschallt, geht der germanische Waldgeist um. Auf der Höhe des Erzberges, wo ein Seitenweg der „Erzstraße“ vom Sattel des Prebühl gegen den Erzgraben herüberzieht, brütet die Stille des Urwaldes, unterbrochen vom Geriesel heller Quellen zwischen Moos und Farndickicht im Inneren des finsteren Gestämmes. Eine geheimnißvolle Dämmerung verhüllt die Tiefen, aus denen das Gold zu Tage gefördert wird; unter Hammergedröhn und Flammensprühen wird das Eisen geboren. Roth wie die Gluth in den Essen war der Bart Thors, und rothes Gelock flatterte um das Haupt Wielands, der bei Mimir – dem Urahn der Schmiede – das Eisen hämmern lernte …
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Bevor man den Erzberg bestritt, ist der Spaziergang zu empfehlen, der über den malachitgrünen Erzbach auf die Höhe führt, wo der sogenannte „Schichtthurm“ steht. Die Glockenschläge seiner Uhr verkünden den Knappen Beginn und Ende
der Arbeit („Schicht“). Von der mäßig hohen Aussichtsstelle überschaut man die grauen Dächer von Eisenerz, die drei Ausästungen des Thalkessels, die gewaltigen Felsmauern des Reichenstein im Süden, des Pfaffenstein und der Griesmauer im Osten und der Seemauer im Norden. An die letztere schlagen die Wellen des einsamen, für den Beschauer durch einen vorliegenden Waldrücken verdeckten Leopoldsteinersees an.
Am fesselndsten aber ist der Anblick des Erzberges, den man vom Fuße bis zum Gipfel überschaut. Auf den Abbauterrassen ist ein wimmeln wie in einem Ameisenhaufen. Zwischen „Aufbrüchen“ und „Erzknauern“ laufen die Schienen der Arbeitsbahnen, in hölzernen Rinnen kollern die Erze zu Thal. In der Luft ist ein immerwährendes Summen und Knistern, denn die Entfernung ist groß genug, um den durch die Emsigkeit der Arbeiter hervorgerufenen Lärm bis auf geringe Schallwirkungen abzudämpfen.
Dann plötzlich ändert sich das Bild. Fast fluchtartig verschwinden die Arbeiter hinter Schutzwehren und in Stollen. Der ganze Berg erscheint wie ausgestorben. Mit Verwunderung schaut der Gast auf die nun menschenleeren Abbauterrassen und kann sich die spukhafte Veränderung nicht deuten. Da mit einem Male schießen Rauchwolken aus dem Berge - zwei, drei, vier ... da und dort - es folgt Knall auf Knall und fernhin rollt der Donner, von den ehernen Mauern der Felsen zurückgeworfen. Das Niederprasseln der vom Berge abgesprengten Trümmer hört sich - aus der Entfernung unseres Aussichtsplätzchens vernommen kaum stärker als ein Knistern an. Nachdem alle Dynamitminen aufgeflogen sind, belebt sich der Abbauort wieder mit den vielen Hunderten von geschäftigen Gestalten. Ständen wir dicht neben den Arbeitern, so würden wir gewahren, wie ein Mann vorsichtig die Sprengörter untersucht. Das ist der „Paßführer“, dem die Sorge für die richtige Wirkung der Minen obliegt. Ist die Nachschau vorüber, dann beginnt das „Abrenken“, das
Abtragen und Zerkleinern der zersprengten Felsbrocken. So geht es fort und fort von früh bis abend. Allerdings findet der Tagbau nur in der besseren Jahreszeit statt, während der Betrieb in den Stollen das ganze Jahr hindurch nicht unterbrochen wird. Diese Stollen liegen, wie schon erwähnt, hoch oben im Erzberge.
Wir wollen sie nicht bloß aus der Entfernung ins Auge fassen, sondern ihnen näher treten. Wir steigen also von dem Platze, wo der Schichtthurm steht, wieder nach Eisenerz hinab und den jenseitigen Abhang hinan. Gleich zu Beginn halten wir an. Was uns hierzu veranlaßt, ist eine kastellartige Erhöhung über dem Markte und auch das Bauwerk, das sich hier erhebt - Die Oswaldikirche - hat mehr von einer Trutzburg als von einem Gotteshause. Es ist
von einem herrlichen Rostton überhaucht - der Kunstverständige nennt ihn „Patina“ - und von altehrwürdigen bröckeligen Wallmauern mit vorspringenden Rundthürmen umschirmt. Ueber die Brustwehr herauf ragen die Wipfel von Fichten, an den Wallmauern glänzen die gelblichen Blüthenteller des Holunder. Wundersame Lichter flimmern auf der sonnbeschienenen Trift, die sich weithin zu Füßen erstreckt. Wer aber auf mehr als Ruinen und [673] im warmen Hauche gaukelnde Falter achtet, im Wehen des Windes über murmelnden Wassern und beglänzten Laubdächern dem Wandel der Erscheinungen nachspürt, wird auf diesem Platze vor der Oswaldikrche seine Rechnung finden. Vielleicht stand vor Zeiten hier ein Tempel der Noriker, voll einem Fichtenhaine umgürtet, in dessen Düster die Schatten voll Wichteln und Bergmännlein spukten. Alsdann vergegenwärtige man sich, wie ein halbes Jahrtausend nach dem Wiederbeginn der Betriebsamkeit auf dem Erzberg
Deutschlands erster Kaiser aus dem Hause Habsburg von derselben Höhe in das herrliche Hochthal hinausschaut und die Erbauung eines Gotteshauses anordnet. Im Jahre der Entdeckung Amerikas war dieses Heiligthum in Flammen aufgegangen. Ein anderer großer Habsburger – Maximilian I. – verfügte den Wiederaufbau der eingeäscherten Kirche. Es ist dieselbe, welche man jetzt vor sich hat.
Die Oswaldikrche ist ohne Zweifel das kunstgeschichtlich bedeutsamste Wahrzeichen von Eisenerz. Unser Sinn aber hängt an anderen Dingen … Wir steigen im Fichtenschatten höher hinan. Die erste Etappe ist abermals ein kleines Gotteshaus – die "Barbarakapelle", wo zu Zeiten ein wunderlicher Aufzug zu sehen ist. Am Tage des Patronatsfestes versammeln sich unter den dunkeln Wipfeln, welche über das kleine Heiligthum Schatten breiten, seltsame Gestalten. Es sind Knappen in der alten historischen Bergmannstracht, welche die „maximilianische“ genannt wird, weißer Kapuzenrock, schirmlose Bergmütze, Grubenleder, grüne Strümpfe und Bergschuhe. Im Inneren der Kapelle aber wird ein Schaustück seltener Art verwahrt. Es ist das sogenannte „marianische Wunder“: eine Erzstufe, auf der durch den Uebergang von Flinz in Brauneisenstein ein täuschendes Bildniß der Gottesmutter entstanden ist, von einem Glorienscheine und einem bandartigen Streifen, besten Schattirungen Schriftzeichen gleichen, umgeben. Die Wunderstufe wurde 1669 im Dorotheastollen aufgefunden. –
Bald lichtet sich der Wald. Es geht auf guter Straße, in der Folge auf Steigen höher hinan, an Baracken und Arbeitsplätzen vorbei. Zuletzt stehen wir aus der Höhe neben dem Gewerkshause und schauen nun auf das Treiben auf und zwischen den Staffeln der Abbauterrassen hinab. Das Krumpenthal zu Füßen ist von Sonnenflitter erfüllt, über den vorliegenden dunklen Höhenrücken ragt die ungeheuere, roth angeglühte Zackenkrone des „Kaiserschilds“.
Tausend Hände durchwühlen den eisernen Berg, theils dort unten im Lichte der Sonne, theils neben uns in den dunklen Verließen der Stollen. Wer in einen der letzteren einfährt, bekommt in der trübe flackernden rothen Beleuchtung der Grubenlampen mitunter eines jener schneeweißen, flimmernden Wunderwerke der ewigen Nacht zu sehen, welches man „Eisenblüthe“ nennt: zarte Kalksteingebilde, die aus verwitterten Spatheisensteinfalten hervorwuchern.
Auf dem Gipfel des Erzberges setzt wieder Wald an, der die ganze Ostseite desselben bedeckt. Die Fahrstraße, welche dort in Windungen zur Jochhöhe des Prebühl sich emporwindet, zieht fast durchwegs im Schatten dichten Gestämmes dahin. Auf der höchsten Spitze des Berges steht, wie es sich für diesen eisernen Hochaltar der Alpen geziemt, ein ehernes Christusbild, das der Liebling dieses Bergvolkes, Erzherzog Johann, am 27. Mai
[674] 1823 hat aufrichten lassen. Es ist ein Gußstück aus dem Gußwerke Mariazell, fünfhundert Kilogramm schwer. Die Figur hat Ueberlebensgröße; das Kreuz ist von Lärchenholz. Vor diesem Kreuzbilde versammeln sich am Tage Johannis des Täufers die Vordernberger Knappen in der erwähnten maximilianische Bergtracht. Unterhalb der Kreuzhöhe, auf dem Waldhange der Ostseite des Berges, hallen die schrillen Pfiffe von Lokomotiven über das tief eingesenkte Thal hinweg. Bis in diese Höhe herauf reicht also die durch den Dampf gekennzeichnete Betriebsamkeit! Die vollgefüllten „Hunde“ der Erzförderbahn rollen auf den Schienen über die Höhe des Joches hinweg in das jenseitige Thal, wo in langer Reihe die Hochöfen von Vordernberg stehen. Es flammt und raucht, und die rothe Eisengluth quillt in die Gußbecken. So erfährt das Erz seine erste Verwandlung: das Roheisen wird ausgeschieden und nach den nahen Hüttenwerken gebracht, aus denen alsdann Fabrikate aller Art in die weite Welt wandern. Das Museum zu Eisenberg bewahrt Proben alter Eisenerzer Schmiedearbeit, deren künstlerisch zierliche Formen geradezu mustergültig genannt werden können.
Noch müssen wir einer Oertlichkeit gedenken. Hoch über den Abbauterassen erhebt sich zwischen rotbraunen Trümmerhügeln und einzelnen Fichten eine Plattform, welche „der Kaiserstich“ genannt wird. Hier pflegte Kaiser Maximilian I., wenn er in den umliegenden Hochbergen jagte, zur Rast sich einzufinden. Auf der Plattform des „Kaiserstichs“ stand bis vor kurzem die Eingangs erwähnte Säule mit der steinernen Urkunde, welche den Beginn des Bergbaues - wohl nach langer Unterbrechung während der Wirren der Völkerwanderung - im Jahre 712 vermeldet. Aus bergtechnischen Gründen musste kürzlich die Säule entfernt und an einem benachbarten Abhange untergebracht werden. Der „Kaiserstich“ erhält indeß nicht nur durch die menschliche Betriebsamkeit und die Erinnerung an einen edlen Fürsten seine Weihe; sie ist ihm auch durch die Stimme des Dichters gegeben. Denn auf der Säule, die bislang den Platz zierte, liest man die Klopstockschen Verse:
Hier steh´ ich,
Rund um mich ist alles Macht!
Und Wunder alles!
Mit tiefer Ehrfurcht schau’
Ich die Schöpfung an,
Denn du,
Namenloser, erschufest sie.