Textdaten
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Autor: G. van Muyden
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Titel: Das neueste Unterseeboot
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aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 146–147
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Artikelreihe
Fortschritte und Erfindungen der Neuzeit
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Fortschritte und Erfindungen der Neuzeit.

Das neueste Unterseeboot.

In Nr. 50 Jahrg. 1885 der „Gartenlaube“ haben wir das Nordenfelt’sche Unterseeboot beschrieben, welches damals als das beste unter seinen zahlreichen Konkurrenten vielfach anerkannt wurde. Inzwischen wurde es aber durch eine neue Erfindung des französischen Ingenieurs C. Goubet übertroffen. Dasselbe ist schon darum dem Nordenfelt’schen vorzuziehen, weil bei ihm die Feuerung mit dem störenden Rauchfang durch die Elektricität ersetzt ist und zwei Behälter mit auf 50 Atmosphären zusammengepreßter Luft der Mannschaft einen achtstündigen Aufenthalt unter Wasser ermöglichen.

Wir wollen den Mechanismus und die Handhabung des nur fünf Meter langen Fahrzeuges dem Leser klar zu machen suchen, wobei wir, um nicht zu weitläufig zu werden, von der Beschreibung einer Anzahl nicht wesentlicher Theile des beifolgend abgebildeten Bootes absehen.

Das Unterseeboot von C. Goubet.

Soll das Goubet’sche Fahrzeug seine verhängnißvolle Fahrt antreten, so steigen der Führer und der Steuermann und Maschinist in das Innere, durch die Kuppel a, welche hierauf luft- und wasserdicht wieder verschlossen wird. Diese Kuppel ist mit sieben Gucklöchern von starkem Glase versehen, wovon eins auch oben angebracht ist, so daß die Mannschaft sich bequem nach allen Seiten umsehen kann. Anfangs fährt natürlich das Boot, wie das Nordenfelt’sche, an der Oberfläche, wobei es bis zur angedeuteten Wasserlinie auftaucht. Auf das Kommando des Führers stellt zunächst der Matrose die elektrische Verbindung zwischen der vorne sichtbaren Akkumulatorenkammer und der mit der Schraube S verkuppelten Dynamomaschine (Motor) her, worauf diese und damit die Schraube sich zu drehen beginnen und das Fahrzeug Fahrt bekommt. Unsere Leser werden vielleicht die Abwesenheit eines Steuers bemerkt haben. Die Rolle desselben übernimmt in der That die Schraube dadurch, daß sie sich nach rechts und links mittelst des Rades verstellen läßt, welches der Steuermann mit der rechten Hand erfaßt hat.

Gelangt nun das Boot in den Schußbereich des anzugreifenden Fahrzeuges, so öffnet zunächst der Steuermann einen Hahn und gestattet damit der in dem Preßluftbehälter eingeschlossenen Luft den Austritt durch die Röhre k in die Kuppel, also in unmittelbare Nähe der Athmungs-Organe der Mannschaft. Zugleich dreht der Führer den Hahn P und bewirkt damit das Einströmen des Seewassers in die unteren Behälter h, während er umgekehrt mit dem Hebel r, den er in der linken Hand hält, die Pumpe c in Thätigkeit versetzt und damit das eingedrungene Wasser wieder hinaustreibt. Dadurch hat es der Officier vollständig in der Hand, das Boot im Nu sinken oder aufsteigen zu lassen, während der Matrose es nach seinen Anordnungen steuert und die Fahrt auf die einfachste Weise von der Welt dadurch beschleunigt oder verlangsamt, daß er eine größere oder geringere Zahl Akkumulatoren einschaltet. Trifft das Fahrzeug auf Leitungen, die nach Unterseeminen führen, so werden diese Leitungen mit dem durch eine elektrische Glühlampe beleuchteten, vorne aufragenden Messer abgeschnitten, welches der Officier mit dem Hebel T handhabt.

Man denke sich nun, das Boot befinde sich unter einem feindlichen Schiffe. Auf Geheiß des Führers wird es in eine solche Lage gebracht, daß der becherartige, hinten befindliche Torpedo auf den Schiffsboden treffen muß. Dieser steigt dann durch seinen natürlichen Auftrieb und heftet sich mit den sichtbaren Zähnen – wie das geschehen soll, verschweigt leider die uns vorliegende Beschreibung des Erfinders – an den Rumpf des Schiffes. Sofort tritt nun das Unterseeboot den Rückweg an, wobei es durch die sich aufrollende Drahtleitung mit der Sprengwaffe verbunden bleibt, und [147] es erfolgt auf Kommando des Führers die Zündung der letzteren auf elektrischem Wege.

Es erübrigt nur noch die Beschreibung einzelner Vorrichtungen, die wir bisher nicht erwähnt haben. Zunächst der beiden Behälter A und der Linse A zwischen den beiden Seeleuten. Durch diese Linse und die damit verbundenen Vorkehrungen, auf die wir nicht näher eingehen wollen, wird bewirkt, daß sich der Wasserstand in den Behältern sehr schnell verändern läßt. Es erhöht sich somit die Last bald hinten, bald vorne, und es wird der stampfenden Bewegung des Bootes wirksam vorgebeugt. Die Pumpe d dient, in Verbindung mit Chlor- und Aetzkali, zur Reinigung der ausgeathmeten Luft. Das Bleigewicht X endlich spielt die Rolle des Ballastes und soll die schlingernde Bewegung des Fahrzeuges verhindern. Der Erfinder hat aber auch dafür gesorgt, daß das Gewicht sich vom Innern des Bootes aus loslösen läßt, und zwar für den Fall, daß die Aussaugepumpen den Dienst versagen. Das Fahrzeug steigt dann von selbst wieder an die Oberfläche.

Die elektrische Kraft soll ausreichen um das Goubet’sche Boot vierzehn Stunden lang mit einer Geschwindigkeit von fünf Knoten (etwa neun Kilometer in der Stunde) zu treiben.

Sehr anerkennenswerth ist es, daß Goubet nicht bloß die Zerstörung feindlicher Fahrzeuge, sondern auch friedliche Zwecke ins Auge faßt. Sein Unterseeboot soll ebenfalls zur Untersuchung des Meeresbodens dienen und, an Stelle der dem Wellengang ausgesetzten Rettungsboote, gestrandeten Schiffen Rettungsleinen überbringen, die, an Bojen befestigt, in der Nähe

derselben an die Oberfläche steigen und leicht ergriffen werden können.
G. v. M.