Das Trocknen der Blumen in natürlicher Form und Farbe

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Titel: Das Trocknen der Blumen in natürlicher Form und Farbe
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aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 340
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[340] Das Trocknen der Blumen in natürlicher Form und Farbe. Wer hat nicht schon den Wunsch gehegt, Blumen, die uns durch ihre Schönheit und Farbenpracht entzückten oder die uns als Geschenk aus lieber Hand wert und teuer sind, vor schneller Vergänglichkeit zu schützen und sie in ihrem farbigen Reiz, in ihrer anmutigen Form dauernd zu erhalten. Manche Versuche sind schon nach dieser Richtung hin gemacht worden; in München ist sogar eine besondere Fabrik entstanden, in welcher die Blumen nach einem von Professor Dr. Pfitzer in Heidelberg erfundenen Verfahren präpariert werden. Was in Fabriken im großen geleistet wird, das können indessen geschickte Blumenfreunde auch im kleinen annähernd erreichen.

Man nimmt trocknen, weißen Sand, siebt ihn recht fein und wäscht ihn mehrfach in einem großen Gefäß, bis das abgegossene Wasser ganz klar erscheint und alle erdigen Beimengungen entfernt sind. Hierauf wird der Sand an der Sonne oder im Ofen getrocknet und präpariert: auf je 1 Liter Sand rechnet man 100 Gramm Spiritus, 3 Gramm Stearin, 3 Gramm Paraffin und 3 Gramm Salicylsäure. Letztere Bestandteile werden in dem etwas erwärmten Spiritus aufgelöst und dann mit dem Sand vermischt, der nun nochmals getrocknet und gesiebt wird. Zum Einlegen der Blumen benutzt man am besten einen Kasten oder eine kleine Kiste mit Schiebedeckel. Um die Pflanzen beim Herausnehmen nicht zu beschädigen, thut man gut, sich ein passendes Siebgeflecht aus Draht anfertigen zu lassen, welches, nachdem der Boden der Kiste entfernt ist, unter dem Deckelfalze befestigt wird. Man setzt nun die Kiste mit dem Deckel nach unten, schüttet zunächst einen Finger hoch Sand auf das Drahtgewebe und bettet vorsichtig die Blumen, die man erhalten will, hinein. Durch ein kleines Sieb läßt man jetzt den präparierten Sand darüber gleiten, bis allmählich alle Zwischenräume ausgefüllt und die Pflanzen vollständig bedeckt sind; diese dürfen sich aber nicht berühren und müssen ihre natürliche Lage und Form behalten. Nach dem Auffüllen legt man den früheren Boden als Deckel über die Kiste und bringt diese an einen trocknen, warmen Ort, in die Sonne oder in einen Backofen, der eine Wärme von etwa 30 bis 40° Celsius hat; größere Hitze beeinträchtigt leicht die Farben. Nach Verlauf von ein bis zwei Tagen, je nach der Saftfülle der Pflanzen und der Wärme des Ortes, werden die Blumen vollständig trocken sein. Man setzt nun die Kiste, wieder mit dem Schiebedeckel nach unten, auf ein Gefäß, zieht den Deckel zurück und läßt den Sand ablaufen. Sollten hier und da Sandkörner an den Blättern haften geblieben sein, so entfernt man sie behutsam durch Abschütteln und Abklopfen; auch kann man wohl in einzelnen Fällen, z. B. bei ausgeblaßtem Grün, mit dem Pinsel und etwas Anilinfarbe nachhelfen. Statt des Paraffins leistet auch Walrat gute Dienste. Wem das Verfahren mit der Holzkiste zu umständlich erscheint, kann auch zu ersten Versuchen einfache Papiertüten benutzen, da der Sand aus diesen gleichfalls leicht abläuft, ohne daß die Blumen verletzt werden.