Das Schicksal (Herder 1786)
Das Schicksal.
Das Endeziel von Allem ist o Sohn,
Bein hohen Zevs, der stellts wohin er will.
Der Mensch ist Sinnlos. Immer leben wir
Nur Einen Tag und wissen nicht, wie Gott
Indessen nährt die süsse Trügerin,
Die Hofnung uns, auch wenn zum Nichtigen
Wir streben. Dieser hofft den nächsten Tag;
Der andre künftger Sommer Ernten; da
Ein freundliches, ein Segenreiches Glück
Verheiße. Jenen rafft indeß das Alter weg
Eh’ er zum Ziel gelangte; diesen zehrt
Die Krankheit auf. Die zähmt der wilde Mars
In Pluto’s unterirrdisch-schwarzes Haus.
Die sterben auf dem Meer: der Sturm ergriff,
Die schwarze Welle riß sie fort mit sich;
Hin ist ihr Leben, ihre Hoffnung hin.
Und raubt sich selbst der schönen Sonne Licht.
Nichts ist von Plagen frei: zehntausende
Der Tode stehn, ein unabwendbar Heer
Von Schmerz und Plagen stehn dem Sterblichen
So liebte keiner doch sein Unglück selbst
Und zehrte sich das Herz in Unmuth ab.