Das Scheffeldenkmal in Heidelberg

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Titel: Das Scheffeldenkmal in Heidelberg
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aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 612
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Das Scheffel-Denkmal in Heidelberg.
Nach einer photogr. Aufnahme aus der Kollektion Edm. von König in Heidelberg.

Das Scheffel-Denkmal in Heidelberg. Fünf Jahre sind es her, seit Scheffel dahingegangen ist, der feinsinnige Dichter, welcher es verstand, den Ernst wie den Humor deutschen Gemüthes in seinen Werken wiederzuspiegeln und einen feuchtfröhlichen Klang bei gutem Trunke dreinzugeben. Seinen Tagen war keine allzulange Dauer beschieden, aber im „Ekkehard“ und im „Trompeter“, in seinen Liedern lebt er fort; in den dankbaren Herzen derer, die ihm so manche Stunde poetischen Behagens und gehobener Jugendlust verdanken, erneut sich seine Muse.

Es war keine leichte Aufgabe, diesen Mann mit der ausgeprägten Eigenart des Wesens und Schaffens in einem Denkmal treffend darzustellen: da durfte nichts von jener steifsinnigen Art zu bemerken sein, in der nicht wenige Dichterdenkmäler gehalten sind; frisch wie tiefes Jugendempfinden und frei wie tüchtige Manneskraft, so mußte Scheffel in seinem Standbild uns entgegentreten, wenn wir in ihm den wiedererkennen sollten, dessen geistige Gestalt uns vor der Seele schwebt. Das am 11. Juli dieses Jahres auf der Schloßterrasse zu Heidelberg enthüllte Denkmal überzeugt uns, daß die Lösung jener Aufgabe der künstlerischen Hand von Professor Heer in Karlsruhe auf wohlthuende, charakteristische Weise gelungen ist. Als Wanderer hat Scheffel so gern das Land durchzogen, da sind vor ihm die poetischen Pläne und Gestalten aufgestiegen, da hat er gefühlt, was er im Lied der fahrenden Schüler zu übermüthigem Ausdruck brachte – die deutsche Lust an sonniger Pirsch durch Berg und Wald. Als Wanderer ist er darum auch vom Künstler dargestellt worden: kraftvoll steht er vor uns in der derben Tracht, und doch gemahnt die ganze Haltung, daß dichterische Träume mit dem Wanderer ziehen.

Die Stadt, deren Bild und Zauber Scheffel so gerne genoß und dankbar durch seine Dichtung verklärte, hat in diesem Denkmal sein Andenken aufs anziehendste verkörpert. Und wenn in lauer Frühlingsnacht die Geister aus ihrem Schlaf erwachen, wenn Perkeo im Schloßkeller drunten seine tiefe Weisheit hören läßt und der Trompeter seine kecke Huldigung singt zu Ehren der Markgräfin, der „schönsten der Frauen“, wenn von unten her aus studentischem Mund das Lied erklingt:

„Alt Heidelberg, du feine –“,

dann geht wohl auch ein Hauch vom Geiste des Dichters durch das noch in der Zerstörung stolze Schloß, wo sein Standbild ragt.