Das Opfer der Minerva
[260] Das Opfer der Minerva. (Zu dem Bilde S. 245.) Minerva, der Göttin der schöpferischen Erfindsamkeit, der Schutzpatronin aller Künste und Fertigkeiten und so auch der weiblichen Spinn- und Webethätigkeit, fehlte es im alten Rom nicht an eifrigen Verehrerinnen. Wir sehen es auf unserem Bilde, wo ein junges Mädchen mit ihrer Opferspende an Blumen und Früchten der Statue der hehren Göttin sich naht, damit diese das Werk der zierlichen geschickten Hände, welche die Gabe darreichen, mit ihrem Segen begleite. In der bekränzten Tempelnische ragt das Bild der Göttin empor, mit dem Helme auf dem Haupte wie die griechische Pallas Athene, mit welcher Minerva in der Vorstellung der späteren Römer allmählich ganz zusammenwuchs. Räucherwerk sendet seine duftenden Wolken empor, von der in weites weißes Gewand gehüllten, feierlich bekränzten Priesterin unterhalten. Ringsumher am Boden verstreut aber erblicken wir welkende Blumen, die Spuren derer, die vordem schon der Göttin den Zoll ihrer Verehrung dargebracht haben.