Das Mädchen und die Hasel (Erk, Variante 1)

Textdaten
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Titel: Das Mädchen und die Hasel
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 106–107
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
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[106]
33. Das Mädchen und die Hasel.
Vielfach mündlich, aus Schlesien.

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  <<
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      \time 3/4 \tempo "Mäßig."
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      Es8 wollt ein Mädl4 zum Tan8 -- ze gehn,4. sie8 schmückt sich wun4 -- der -- schö -- ne.4.
      Was8 fand sie an4 dem We8 -- ge stehn?4. ein8 Ha -- sel, die4 war grü -- ne.
    }
  >>
}
1.
Es wollt ein Mädl zum Tanze gehn,

sie schmückt sich wunderschöne:
was fand sie an dem Wege stehn?
ein Hasel, die war grüne.

2.
„Guten Tag, guten Tag, Frau Haselin!

von was bist du so grüne?“
‚‚‚Schön Dank, schön Dank, feins Mädelein!
von was bist du so schöne?‘‘‘

3.
„Von was daß ich so schöne bin,

das kann ich dir wol sagen:
ich esse Semmel und trinke Wein,
davon bin ich so schöne.“

4.
‚‚‚Von was daß ich so grüne bin,

das kann ich dir wol sagen:
frühmorgens fällt der Thau auf mich,
davon bin ich so grüne.

5.
‚‚‚Und n Mädel die will Ehre habn,

zu Hause muß sie bleiben,
sie muß sich zeitig schlafen legn
mit ihrem zarten Leibe.

6.
‚‚‚Zum Tanze kann sie dennoch gehn

in Züchten und in Ehren,
bei Sonnenschein dann wieder heim,
das kann ihr Niemand wehren.

7.
‚‚‚Bei Mondenschein und finstrer Nacht

ist keine Ehr vorhanden.
Es giebt der falschen Knaben viel,
die setzen dich in Schande.‘‘‘

8.
„Schön Dank, schön Dank, Frau Haselin,

für deine gute Lehre!
ich wollt zu meinem Schatz hingehn,
jetzt aber will ich umkehren.“

9.
‚‚‚Kehrst du gleich um und wieder um,

du hast bei Einem geschlafen;
du hast dein Rosenkränzelein
auf seinem Haupt gelassen.‘‘‘

10.
„Schweig still, schweig still, Frau Haselin,

und thu dich bald umschauen!
ich hab der stolzen Brüder zwei,
die werden dich umhauen.“

11.
‚‚‚Und haun sie mich im Winter ab,

im Sommer grün ich wieder;
ein Mädel die ihr Ehr verliert,
die kriegt sie nicht mehr wieder.

12.
‚‚‚Ein Eiche, wenn sie sLaub verliert,

so trauern alle Aeste:
ach Mädlein, liebes Mädlein mein,
halt du dein Kränzlein feste!‘‘‘

[107]
13.
„Warum soll ichs denn feste haltn?

es mag mir nicht mehr bleiben;
viel lieber trag ich ein Häubelein,
gestickt von weißer Seide.“

(Vgl. Hoffmann’s v. Fallersleben „Schlesische Volkslieder“ etc. S. 121–124.)