Das Jagdhaus zur fröhlichen Wiederkunft
Die schönen Jagdreviere des Thüringer Waldes veranlaßten die sächsischen Herzöge, die fast alle dem Waidwerke sehr zugethan waren, hin und wieder in demselben Jagdhäuser anzulegen, wo sie, wenn sie nicht Lust hatten heimzureiten, Abends gehörige Ruhe und Pflege fanden. Für eins dieser Schlößchen in der Mitte zwischen Roda und Hummelshayn bei Wolfersdorf hegte der vormalige Churfürst Johann Friedrich der Großmüthige besondere Vorliebe. Das kam wegen seiner anmuthigen Lage und weil es nicht weit vom Webicht entfernt lag, wo der Forstmeister sein Günstling war. Auch war der Forstort um so ergiebiger für Jagdleute, als Jahr ein, Jahr aus Hirsche, Rehe und andere Thiere aus Böhmen und Franken zur Zeit der Brunst regelmäßig in den tiefen Thalgründen sich versammelten und ihren Wechsel hielten. Jenes ältere Schlößchen im nahen Trockenborn hatten aber die Spanier, weil man einen ihrer Kameraden darin erschlagen hatte, 1547 zerstört.
Es war am 26. Septbr. 1552, als der Churfürst aus der langen Haft, in der er vom Kaiser gehalten worden war, von Augsburg in seine Lande zurückkehrte. Der Tag war schön und die Jagdzeit im vollen Glanze. Da fiel dem Churfürsten sein Lieblingsplatz Wolfersdorf ein, den er so lange hatte entbehren müssen und er befahl, daß man vor dem Einzuge in Weimar in dem statt des alten nachher während seiner Gefangenschaft von seinen Söhnen erbauten lustig gelegenen Waldschlößchen Mittagsrast halten sollte. Da versammelten sich denn die Forstleute und Bewohner, um den so schmerzlich vermißten Herrn mit ungeheuchelter Freude [400] zu begrüßen. Der Tag ging unter mancher heiterer Kurzweil zu Ende und es war spät geworden als der Churfürst den Aufbruch befahl. Als er nun der letzte von Allen seinen Wagen bestieg, drückte er dem alten Wildmeister die Hand und sprach lächelnd zu ihm: „es hat mir wohl gethan, daß Ihr Euch meiner so herzlich gefreut habt, darum soll unser Schloß hier von heute an die fröhliche Wiederkunft heißen und niemals anders.“ Und so heißt es noch.