Textdaten
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Autor: Friedrich Althaus
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Titel: Das Herz der Handelswelt
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 245, 247–249
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Bank von England
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Die Zahlhalle der Londoner Bank.
Nach der Natur gezeichnet von Dammann in London.

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Das Herz der Handelswelt.
Von Friedrich Althaus in London.


Schon einmal, vor sechs Jahren, haben unsere Leser an der kundigen Hand Heinrich Beta’s eine Reise durch das imposante Institut der Bank von England gemacht; eine Anstalt aber, welche, wie die genannte, recht eigentlich als der Mittelpunkt des englischen, ja in gewisser Weise als das Herz des Geschäftslebens der gesammten Welt zu begreifen ist, verdient schon, daß wir ihr auch einen zweiten Besuch schenken, zumal, wenn dieser sich nach Seiten und Räumlichkeiten wendet, welche damals, wo es uns zunächst um das Totalbild des gewaltigen Etablissements zu thun war, unsere Aufmerksamkeit minder in Anspruch nahmen.

Der allgemeine Eindruck des Bankgebändes erinnert an die Beschreibungen orientalischer Reisenden von den Palästen indischer Nabobs. Ein kolossales Quadrat aus gelbbraunem Gestein, von etwa sechzig Fuß Höhe und dreihundertundfünfzig Fuß Länge und Breite; mit Ausnahme mehrerer an den Ecken und in gleichmäßigen Zwischenräumen an den Fronten angebrachter Säulenstellungen, ohne jeden äußern Schmuck und, die Façade des Haupteingangs abgerechnet, wie wir wissen, ganz ohne Fenster; statt des Daches von einer festungsartigen Crenellirung gekrönt und rings von hohen Eisengittern umgeben, wirkt dieser Bankpalast, wie jene indischen Königspaläste, mehr als durch irgend etwas Anderes durch seine monumentale Masse und die Vorstellung von den fabelhaften Schätzen, von der bunten, geheimnißvollen Welt, die er im Innern verschließt. Sicherheit und Dauerhaftigkeit scheinen die Ziele gewesen zu sein, welche den Architekten bei seinem Baue leiteten. Und der blos oberflächliche Anblick befestigt sofort die Ueberzeugung, daß dies Bemühen ihm im vollsten Maße gelungen. Eine Batterie schwerer Geschütze möchte diese Mauern niederschmettern, eine feindliche Sturmcolonne mit gewaffneter Hand in das Innere eindringen können, aber den Unternehmungen der Brüderschaft der professionellen Feinde fremden Eigenthums setzen (das lehrt der erste Blick) diese Gitter, Festungswälle und Eisenthüren geradezu unüberwindliche Bollwerke entgegen. Den äußern Vorsichtsmaßregeln entspricht aber die innere Disciplin, und so überwiegend ist die durch beide gewährleistete Empfindung der Sicherheit, daß auch die große Bank von England von der charakteristischen Verkehrsfreiheit des Londoner Lebens keine Ausnahme bildet. Während der Geschäftsstunden zwischen zehn und vier Uhr stehen sämmtliche Eingänge des gewaltigen Gebäudes ohne Nachfrage irgend welcher Art jedem Besucher offen, und wer sich mit einem einfachen Durchwandern der Säle und Corridore begnügen will, bedarf keinerlei Einführung oder Empfehlung, sondern braucht nur durch eine der Thüren einzutreten, welche unter dem Porticus des Haupteingangs den Weg in das Innere öffnen.

Wie jene andere Londoner Kaufmannsgesellschaft, deren Geschichte ihrer eigenen an grandiosem Erfolge gleichkommt, die Ostindische Compagnie, verdankt die Bank von England ihre Entstehung lediglich dem Unternehmungsgeist von Privaten, und wie zur Zeit ihrer Gründung im Jahre 1694, so befindet sich noch jetzt ihre Administration in den Händen eines Ausschusses der Actionäre, unter dem officiellen Titel: The Governor and Company of the Bank of England. Das Parlament ertheilte der Gesellschaft außer ihren corporativen Rechten das Privileg der Ausgabe von Banknoten und benützte diese Gelegenheit zu einer Reform der öffentlichen Finanzverwaltung, welche für England als epochemachend zu bezeichnen ist. Bis dahin hatte die Regierung, wenn sie außerordentliche Gelder brauchte, von dem guten Willen der Wucherer und Geldmäkler abgehangen. Die Concession der Bank von England dagegen wurde an die Bedingung geknüpft, daß in Zukunft etwaige Staatsanleihen durch die Bankverwaltung besorgt werden sollten, und während die Gründung eines so wichtigen öffentlichen Instituts den Operationen der gesammten handeltreibenden Welt einen frischen Aufschwung gab, gewann die Finanzverwaltung des Staats zugleich an Würde und Sicherheit. Abgesehen davon erstreckte die der Bank ertheilte Concession sich anfangs nur auf einen Zeitraum von elf Jahren. Später wurde sie wiederholt von elf zu elf Jahren erneuert, bei welcher Gelegenheit die Regierung nie versäumte, von dem ausbedungenen Anleiherecht Gebrauch zu machen.

Das waren die Anfänge der Bank von England, und wie das indische Kaiserreich aus den Factoreien der Ostindischen Compagnie, so wuchs aus dieser Uebereinkunft einer Gesellschaft von Londoner Kaufleuten mit der englischen Regierung die mächtige Anstalt hervor, welche heutiges Tages dem Weltreich der Geld- und Creditverhältnisse Englands als präsidirende Behörde vorsteht.

Der Haupteingang des Bankgebäudes, das, wie es gegenwärtig dasteht, erst 1788 durch den Architekten Sir John Scane vollendet, führt zunächst in einen geräumigen innern Hof, in den links, rechts und geradeaus hohe Thüren münden. Links sieht man einen Garten, ehemals Kirchhof, und etwas rückwärts eine Thür, deren Messingschild die Inschrift trägt: „Banking Department“. Rechts führen mehrere Stufen nach einem Eingang, woran zu lesen, daß die letzten Dividenden fällig sind. Die geradeaus befindliche Thür trägt die Ueberschrift: „Pay-Hall“. Ich will hier sofort bemerken, daß diese drei Eingänge und Inschriften dem Eintretenden mit einem Male die drei Hauptbranchen der Thätigkeit andeuten, welche sich in der Bank von England concentriren. Die Pay-Hall ist das Organ der Vertheilung und Auszahlung der Banknoten; das Dividendenbureau hat die Verwaltung und Liquidirung der Zinsen der Staatsschulden in Händen; in dem Banking Department endlich agirt die Compagnie als Cassirer des Staats, als Banquier anderer Banken, Kaufleute und Privatleute und als Hauptdiscontirer kaufmännischer Wechsel und Werthpapiere. Man denke jedoch nicht, daß ein einziger Saal für jedes dieser Departements ausreicht. Die zu erfolgreicher Geschäftsführung so unerläßliche Theilung der Arbeit ist vielmehr nirgends mit größerer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit zur Durchführung gekommen, als in der Bank von England. Ehe die Noten in die Zahlhalle gelangen, haben sie (von einer ausschließlich mit Anfertigung des Banknotenpapiers beschäftigten Papiermühle zu schweigen) zwei verschiedene, im Bankgebäude befindliche Druckereisäle durchwandert; aus dem zweiten dieser Säle sind sie weiter spaziert in ein Specialbureau, dessen Beamte die Güte der Arbeit einer schließlichen Prüfung unterwerfen; aus dem Prüfungsbureau in die Schatzkammer entlassen, werden sie ferner eine Zeit lang in den dort befindlichen Eisenkisten aufbewahrt, bis zuletzt der Befehl des ersten Cassirers ihren Transport in die Zahlhalle und damit die Vertheilung an das Publicum verfügt. Womöglich noch großartiger ist die Organisation des zur Verwaltung der Staatsschuld bestimmten Departements. Es umfaßt dasselbe nicht weniger als zehn selbstständige Bureaus, mit einer Gesammtzahl von eintausend siebenhundert Geschäftsbüchern und vierhundert Beamten und Commis aller Grade. Außerdem enthält dies Departement die sogenannte Stock Office Library, ein Archiv von nahezu hunderttausend Bänden, die in historischer Reihenfolge ausführliche Auskunft geben über sämmtliche seit 1694 stattgehabte Anlehen. Mit gleicher Sorgfalt ist das Banking Department eingerichtet, und, um es kurz zu sagen, die Summe der in der Bank von England enthaltenen Geschäftslocale aller Branchen beläuft sich auf zweiunddreißig, die Gesammtzahl der in denselben beschäftigten Beamten und Commis auf siebenhundert und siebenzig,[1] die diesen Letzteren gezahlten Jahrgehalte auf zweimalhundert und vierzigtausend Pfund Sterling und die an ausgediente Beamte gezahlten Pensionen auf zwanzigtausend Pfund Sterling. Diese Thatsachen mögen genügen, um vorläufig eine annähernde Vorstellung zu geben von den großartigen Verhältnissen des Instituts, in dessen Hauptvorhof wir uns umgeschaut haben.

Treten wir nun in die Zahlhalle ein, deren innere Einrichtung die beigefügte Illustration treffend veranschaulicht. Sie ist dasjenige Local der Bank, welches vielleicht am meisten von der großen Masse des Publicums besucht wird, und hat in ihrer inneren Einrichtung manche Eigenthümlichkeit, welche den Zahlhallen gewöhnlicher Banken fehlt. Schon die Statue in der Nische im Hintergrunde des länglichen Saales deutet darauf hin, daß man es mit keiner privaten, sondern mit einer öffentlichen Anstalt zu [248] thun hat. Es ist das Marmorbild König Wilhelm’s des Dritten, unter dessen Regierung die Bank in’s Leben trat, und schirmend breitet der König noch jetzt seine vom Alter etwas verwitterte Hand über die Halle aus. Das unmittelbar darunter befindliche Bureau ist der Sitz zweier Herren, die bestellt sind, über das geschäftliche Treiben der Zahlhalle eine allgemeine Aufsicht zu führen. Aufsicht dieser Art ist, wie keiner Erklärung bedarf, unerläßlich, und ein solches Aufsichtsbureau, bestehend aus einem Ober- und Untersuperintendenten, fehlt in keinem der vielen Geschäftssäle der Bank. Die beiden kleinen Vorrichtungen in der Mitte des Saales, mit dem Aufsichtsbureau in einer Linie, sind wärmeausstrahlende, dampfverzehrende Oefen. Der Weg zwischen ihnen führt durch die dem Eingang gerade gegenüberliegende Thür in die weiter im Innern befindlichen Räumlichkeiten der Bank und theilt die Zahlhalle in zwei genau geschiedene Departements ab. Rechts, zu beiden Seiten des Aufsichtsbureaus, ist man mit dem Sortiren, Wägen und Auszahlen aller Arten von Silbermünzen beschäftigt; links befinden sich die Bureaus zum Wechseln und Auszahlen der Banknoten.

Wir wollen uns nun nach dieser allgemeinen Umschau zunächst an den Ofen zur Rechten stellen und die Operationen der Silberseite genauer betrachten. Auch hier ist die so wichtige Theilung der Arbeit bis in’s Einzelnste durchgeführt. An dem Ladentisch zur Linken des Aufsichtsbureaus zählt, sichtet und wägt man die Silbermünzen, an dem zur Rechten wechselt man sie gegen Gold aus. Von diesem letzteren Geschäft genügt es, zu sagen, daß die Auszahlung, der Größe des Geschäfts entsprechend, nicht durch das langsame Hinzählen der Münzen, sondern durch die Ueberlieferung von Säcken und Säckchen stattfindet, deren Inhalt vorher berechnet ist und die, je nach Bedürfniß, in kleineren und größeren Münzen fünfundzwanzig, fünfzig, hundert, fünfhundert Pfund Sterling Werth enthalten. Interessanter sind die Operationen zur Linken des Aufsichtsbureaus. Säcke und Säckchen aller Arten von Silbermünzen werden hierher geschafft, sowie sie aus dem Banking Department einlaufen, und es ist die Aufgabe der Commis, sie zu sichten, zu zählen, zu wägen und die verschiedenen Münzarten den Säcken und Säckchen einzuverleiben, welche an dem gegenüberliegenden Bureau ausgezahlt werden. Die ganze Oberfläche des langen Tisches glänzt und klirrt daher ohne Unterlaß von Silber. Zu der Sichtung der Münzarten bedient man sich einer sehr ingeniös eingerichteten Siebemaschine, dergleichen ich in keiner andern englischen Bank gesehen habe. Sie besteht aus drei übereinander geordneten Eisenplatten, deren oberste mit einer Menge Löcher durchbohrt ist, welche groß genug sind, um Zweischillingsstücke durchfallen zu lassen; die zweite enthält kleinere Löcher zum Durchfallen von Schillingen, die dritte endlich noch kleinere zum Durchfallen von Sechs-, Vier- und Dreipencestücken. Oben auf diese Maschine nun schüttet der zum Sieben angestellte Commis einen Sack voll Silber, mit Münzen aller Art. Er ergreift dann die Maschine und schüttelt sie hin und her, und durch die Bewegung des Schüttelns fällt jede Münzart an die ihr bestimmte Stelle: die Sechs-, Vier- und Dreipencestücke auf den Tisch, die Schillinge auf die unterste, die Zweischillingsstücke auf die mittlere Platte, während die größeren Münzen (ganze und halbe Kronen) ihren Platz auf der obersten Platte behaupten. Mittels des Ausziehens jeder einzelnen Platte ist es dann leicht, die verschiedenen Münzarten zu ordnen, und in kurzer Zeit wird auf diese Weise die Sichtung großer Haufen bunt vermischter Münzen vollendet. Andere Commis haben das Geschäft, die so gesichteten Münzen zu zählen, die abgenützten auszusondern und die Gesammtsumme in größere und kleinere Säcke zu vertheilen. Auch diese Arbeit wird ausnehmend erleichtert durch eine einfache Methode: die des Wägens.

Bis zum Jahre 1832 wurden alle in Münzen gezahlten Summen einzeln auf die Zahltische der Bank hingezählt. Man fand jedoch, daß sämmtliche Commis auf diese Weise bei dem größten Fleiße innerhalb der sechs Arbeitsstunden von zehn bis vier nicht mehr als fünfzigtausend Pfund Sterling täglich auszuzahlen vermochten, und kam daher, um das Geschäft zu beschleunigen, auf den Gedanken, die zu zahlenden Summen einfach durch ihr Gewicht zu bestimmen. Man bedient sich zu diesem Zwecke auf dem Zahltisch befestigter kleinerer und größerer Wagen, legt in die eine Wagschale Gewichte, welche genau dem Metallgewicht einer bestimmten Geldsumme entsprechen, schüttet oder schaufelt in die andere eine entsprechende Anzahl von Geldstücken und zahlt dann den Gesammtbetrag, indem man ihn mit kupfernen Schaufeln aus der Wagschale entweder auf den Tisch, oder in Säckchen und Sacte hinschüttet. Statt fünfzigtausend Pfund kann man so an einem Tage auf’s Bequemste fünfmalhunderttausend Pfund auszahlen, und diese Methode ist seitdem in sämmtlichen englischen Bauten adoptirt worden.

Noch eine andere charakteristische Vorkehrung muß erwähnt werden: das Herbeischaffen der Geldsäcke aus der Schatzkammer in die Zahlhalle. Es geschieht dieselbe mittels der kleinen, auf der Illustration angegebenen, neben den Oefen stehenden Wagen. Besonders dazu angestellte Diener besorgen das Herfahren der kostbaren Last, die außerdem von einem Commis escortirt und innerhalb der Bureaus aufgeschlossen und ausgepackt wird. Die mit dem Diener redende schwarzgekleidete Dame ist die sogenannte „Dame in Schwarz,“ eine halbmythische Figur, welche auf den besondern Wunsch der Zahlhallen-Commis von dem Zeichner in das Bild aufgenommen wurde. Der Bruder dieser „schwarzen Dame“ war, so heißt es, während der ersten Decennien unseres Jahrhunderts in der Bank angestellt und wurde wegen Wechselfälschung nach dem damals noch gültigen drakonischen Criminalgesetz zum Tode am Galgen verurtheilt. Er hatte obendrein das Geld seiner Schwester entwendet, und die Arme verlor in Folge dieses doppelten Unglücks ihren Verstand. Täglich erschien sie seitdem in Trauerkleidung in der Bank, um ihren verlorenen Bruder und ihr verlorenes Geld zu suchen. Viele Jahre vergingen, eine neue Generation von Commis wuchs heran, aber noch immer durchwandelte die schwarze Dame melancholisch die Säle und Corridore der Bank von England. Sie war schon den Achtzigen nahe, als man eines Tages ihre wohlbekannte Gestalt vermißte. Sie war gestorben. Doch durch ihre seltsame Beharrlichkeit hat sie sich eine Tradition geschaffen, welche sie überlebt hat, und so lange die Bank von England dauert, wird man sich von der „Dame in Schwarz“ erzählen.

Wenden wir uns nun nach dem gegenüberliegenden Departement der Zahlhalle, wo es sich nicht um das Sichten, Wechseln und Auszahlen von Silber, sondern von Banknoten und Gold handelt. Dies Departement ist in drei Zweige abgetheilt: einen, wo Gold gegen Noten, einen anderen, wo Noten gegen Gold, und einen dritten, wo Noten gegen Noten eingewechselt werden. Den beiden letzten Acten hat jedoch ein anderer vorherzugehen: das Aufschreiben des Namens und der Adresse des Notenbesitzers auf die zum Wechseln bestimmte Note. Zwei mit Tinte, Feder und Löschpapier versehene Schreibpulte sind zu diesem Zwecke an den Außenwänden des Silber- und des Noten- und Golddepartements angebracht. Ist jene Vorbedingung erfüllt, so gelangt die Note in die Hände eines Commis, der ihre Echtheit zu prüfen hat und an dessen Pult eine Tafel mit den Nummern der verloren gegangenen oder gestohlenen Noten aufgehängt ist. Erst nachdem die dargereichte Note für echt befunden und mit keiner in der Tafel bemerkten Note identificirt ist, findet der Austausch statt. Der Geldwerth der Noten, welche auf diesem Wege täglich in die Bank zurückgelangen, ist erstaunlich groß. Man schätzt ihn auf nahezu zwei Millionen Pfund. Dabei geht aber das Geschäft der Zahlhalle so ebenmäßig und still vor sich, als ob es sich um die einfachste Sache in der Welt handelte, als ob die ausgetauschten Summen etwas ganz Gewöhnliches und Alltägliches wären. Uebrigens erleichtern auch hier, wie in dem Silberdepartement, Goldwagen, Goldsäckchen und Säcke den Gang des Geschäfts.

Diese Schilderung der Zahlhalle mag als Muster für Einrichtung und Geschäftsgang der andern Localitäten der Bank von England dienen. Es sei nur noch bemerkt, daß das Wägen des in die Bank fließenden gemünzten Goldes in einem besonderen Bureau, dem Gold weighing Office geschieht, wo auch die für fehlerhaft befundenen Stücke der Circulation entzogen werden. Die in die Bank zurückgekehrten Noten werden in einem speciellen Bureau untersucht, registrirt, durchgestrichen und dann, um für alle erdenklichen Nachfragen zur Hand zu sein, in der Bankbibliothek zehn Jahre lang aufbewahrt. Es heißt, daß sie gegenwärtig fünfzehn- bis sechszehntausend Kasten füllen und einen Geldwerth von achtzig bis neunzig Millionen Pfund repräsentiren. Nach Ablauf jener zehn Jahre werden sie verbrannt. Um nun aber auch einen Begriff von der mercantilischen Bedeutung der Bank und der Höhe ihrer geschäftlichen Thätigkeit zu geben – so weit dies durch riesige Ziffern möglich wird, die man in der [249] Regel mehr anstaunt, als sich nach ihrem Werthe klar machen kann – wollen wir in allgemeinen Umrissen die Bilanz zusammenstellen, wie sie die Bank jetzt zieht. Die Activen derselben betragen an Pfandrechten auf Staatseigenthum 25 Millionen Pfund Sterling, an Pfandrecht auf Privateigenthum 20 Millionen Pfund Sterling, an geprägtem Gelde 15 Millionen Pfund Sterling, zusammen also an 60 Millionen Pfund Sterling. Dagegen belaufen sich ihre Passiven an Notencirculation auf 21 Millionen Pfund Sterling, an staatlichen und privatlichen Depositen auf 20 Millionen Pfund Sterling, zusammen auf 41 Millionen Pfund Sterling, so daß ihr Vermögen ein halb Mal ihre Verbindlichkeiten übersteigt. In dem durch seine große Geschäftskrise noch in leidiger Erinnerung stehenden Jahre 1825 hatte die Notencirculation ihre bis jetzt höchste Ziffer erreicht, indem damals fast für 26 Millionen Pfund Sterling Bankzettel im Umlaufe waren. Blos für das Wechseln ihrer kleineren Noten endlich braucht die Bank jährlich die artige Kleinigkeit von 750,000 Sovereigns!

Was die Notenzahl angeht, zu deren Ausgabe die Bank autorisirt ist, so wurde dieselbe definitiv geregelt durch die von Sir Robert Peel im Jahre 1844 eingeführte Acte, welche festsetzte, daß die Bank Noten zum Werthe von elf Millionen Pfund Sterling ausgeben dürfe auf den Credit der gleichnamigen ihr von der Regierung geschuldeten Summe, Noten zu drei Millionen Pfund Sterling Werth auf den Credit von Schatzobligationen zu demselben Werth und darüber hinaus nie mehr als nach Maß des an Gold und Silber in den Koffern ihrer Schatzkammer befindlichen realen Geldwerthes. In wie hohem Grade diese Verordnung den Credit der Bank befestigt und erweitert hat, bedarf keiner Auseinandersetzung. In der That scheint damit die letzte Gefahr beseitigt, die Bank von England durch einen jener panischen Schrecken bedroht zu sehen, welche die Handelswelt von Zeit zu Zeit erschüttern, und im Strudel der Zeit, in der wir leben, mag es nicht leicht ein anderes Institut geben, das auf so breiten, unerschütterlichen Fundamenten ruht wie die Bank von England. Indeß beginnt sich neuerdings in der englischen Geschäftswelt eine Agitation eben gegen diese Peel’sche Bankacte zu regen, welche die geschäftliche Bewegung des Instituts gewissermaßen paralysire und damit der mercantilen Entwickelung Englands ungerechtfertigt Schranken setze. Es ist hier natürlich nicht der Ort, über diese schwierige finanzielle und volkswirthschaftliche Frage zu entscheiden; wir haben sie der Vollständigkeit halber einfach constatiren wollen.




  1. Die elf Zweiggeschäfte der Bank abgerechnet, in denen zusammen noch einhundert und fünfzig andere Angestellte beschäftigt sind.