Das Hans-Sachs-Denkmal
[592] Das Hans-Sachs-Denkmal in Nürnberg kommt, nachdem die störende Hitze nachgelassen, im Thonmodell seiner Vollendung immer näher. Dagegen ist der Theilnahme an dem Unternehmen etwas mehr Wärme zu wünschen. Der Aufruf der Gartenlaube hat bis jetzt nur bei den Liedertafeln gezündet. Nürnberg ging mit gutem Beispiel voran und ersang für seinen Hans Sachs dreihundert Gulden; ihm folgte Augsburg nach mit zweihundert dreiundvierzig Gulden, dann kommen Rathenow, Pillnitz, Frankenthal, Edenkoben, Landstuhl mit entsprechenden Summen.
Von den deutschen Bühnen jedoch hat bis jetzt nur das Theater von Steyer eine Vorstellung zum Besten des Denkmals gegeben und Weimar ein Benefiz zugesagt; außerdem herrscht überall kaltes Schweigen.
Ebendarum erscheint es nicht ganz unnöthig, die Herren und Lenker, sowie die Freunde und Unterhalter der deutschen Bühnen auf die Bedeutung aufmerksam zu machen, welche unser Hans Sachs für die Entwickelung einer nationalen dramatischen Kunst in Deutschland anzusprechen hat. Wir müssen sie vor Allem auf Goethe’s hohe Achtung vor ihm und auf den Einfluß hinweisen, den dieser selbst (in „Wahrheit und Dichtung“) den dramatischen Werken des Nürnberger Meisters auf sich zuschreibt, ganz abgesehen von der Weihe, welche er in seinem Gedicht „Hans Sachsens poetische Sendung“ über ihn ausgießt. Uns gestattet hier der Raum nicht, das zu wiederholen, was besonders Gervinus über die Verdienste des Mannes um das deutsche Drama Anerkennendes und Treffliches gesprochen; dies Alles möchten wir den obengenannten Herren der Bühne recht dringend an das Herz legen. Der Nürnberger Denkmal-Ausschuß wird sehr gern über jedes Hans-Sachs-Benefiz der deutschen Bühnen gewissenhaft öffentliche Kunde geben, und die Presse wird nicht säumen, die Namen der Theaterstädte, welche sich durch eine solche Betheiligung an dem Denkmalunternehmen selbst geehrt, weiter zu tragen.