Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Briefmarken-Album
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 322
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[322] Das Briefmarken-Album. „Allzuviel ist ungesund“ und „Jedes Ding hat seine zwei Seiten“ möchte man oft ausrufen beim Anblick des leidenschaftlichen Briefmarkensports unserer jungen Gymnasiasten. Väter und Mütter pflegen sich wohl der „ruhigen Beschäftigung“ zu erfreuen, sie machen geltend, daß sich hier der bekannte Sammeltrieb doch etwas Nützlichem zuwende und die Knaben dabei spielend viel Geographie erlernen. Beides war richtig in früheren Zeiten, wo die Sammlerei noch eine harmlose war, vergleichbar, wenn auch lange nicht so fruchtbringend, der Liebhaberei für Pflanzen oder Steine. Seither aber hat sich die Spekulation der Sache bemächtigt, eine eigene Briefmarkenwissenschaft ist entstanden, die einzelnen Postzeichen haben Börsenwerth erhalten und werden börsenmäßig gehandelt. Hier auf dem Laufenden zu bleiben, erfordert ein ganz ordentliches Studium, welchem sich auch eine große Anzahl unserer Jungen aufs hingebendste widmet, während zugleich ein großer Theil ihres Taschengelds auf den Ankauf der Marken verwendet wird. Fragt man einen von ihnen nach Uhlands Gedichten oder Walter Scotts schönsten Romanen, so erhält man die trübselig resignierte Antwort: Dazu haben wir ja keine Zeit!

Zugegeben – was von begabten und fleißigen Jungen bestritten wird – daß die Arbeitslast der Schule groß ist, sollen dann die kurzen Erholungsstunden angewendet werden, den Kopf mit einem fürs spätere Leben ganz unnützen Notizenkram zu füllen und statt der geographischen verfrühte merkantile Interessen zu pflegen? Ist es wirklich der Mühe werth, die überseeischen Staaten zu kennen, welche durch planmäßigen Wechsel ihrer Marken ein gutes Geschäft an den Sammlern machen? Darf die Hauptlektüre eines Jungen, der für Schiller und Uhland keine Zeit hat die – Briefmarkenzeitung sein?! … Wir geben’s den Eltern zu bedenken. Viele Schäden, welche man ohne weiteres immer der Schule zuschiebt, sind nur dem schulpflichtigen Alter eigen und können vom Elternhaus vermieden oder geheilt werden. Man muß nur genauer zusehen, dann findet man sie auch. Und die übertriebene Briefmarkensucht ist keiner der kleinsten darunter!