Dank und Bitte (Die Gartenlaube 1885)
[103] Dank und Bitte. Aus den drei Instrumenten, „zwei noch ganz gute Tafelklaviere und ein Flügel“, welche Herr C. L. Glück (Hof-Pianofortefabrik zu Friedberg in Hessen) uns zuerst namentlich für arme Lehrerwittwen zur Verfügung stellte, sind nun sogar sechs geworden, und freudigster Dank hat sich für den edlen Mann angesammelt, der mit so wahrhafter Herzenslust des Wohlthuns seine werthvollen Gaben vertheilt. Wie wir bereits (in Nr. 27 des vorigen Jahrgangs) andeuteten, war ein Flügel für einen Lehrer in Schlesien bestimmt, um es ihm möglich zu machen, durch Privatunterrichtgeben seine Familie besser zu stellen. Er hat nun seinen Flügel, und wir hoffen, daß die gute Absicht auch in Erfüllung geht.
Ein Flügel kam ins Algäu zu einem Pfarrer, der nicht im Stande war, sich selbst nur das billigste Klavier anzuschaffen, und doch in seinen Kindern sieben Singvögelchen hat, zu denen ein Instrument gehörte. Die Antwort von dort lautet: „Von den sieben Singvögelein ist mittlerweile das älteste nach München entflogen aber der Storch hat die Zahl der Daheimgebliebenen wieder voll gemacht und sie Alle umlagerten gestern und umlagern heute noch das Wunderding, das auf einmal Leben ins stille Pfarrhaus gebracht und ihre Liedlein so herrlich begleitet. So empfangen Sie denn tausend Dank für den uns bereiteten ‚Festtag‘ und für den etc. Gruß noch ein Extra-Vergeltsgott!“
Eine solche fröhliche Sieben finden wir auch beim andern Instrument, das einer Lehrerwittwe zuging, die als Großmutter bei den Ihrigen lebt. Von dort schreibt sie: „Wenn ich zeichnen könnte, schickte ich Ihnen als Dank für Ihre Güte ein Bildchen: die Großmama am Klavier, Vater und Mutter im Hintergrund, unsere sieben Lieblinge mäuschenstill mit glänzenden Augen zur rechten und zur linken Seite, – wie viel frohe Stunden haben Sie uns bereiten helfen! (Ueber später eingegangene Gaben aus Nürnberg, Chemnitz, Schöneberg bei Berlin etc. im nächsten Bericht!)
Schön wäre es doch, wenn von den vielen großen Pianofortefabriken
Deutschlands und Oesterreichs sich wenigstens noch einige an diesen
Dankeserwerbungen betheiligen möchten. Es giebt noch unzählige arme Lehrer,
und auch arme Pfarrherren, in vereinsamten und kargen Stellungen,
denen eine Seelenerhebung durch die Tonkunst zu gönnen wäre und deren
einzige Musik jetzt nur gar zu häufig darin besteht, jahraus jahrein
Trübsal zu blasen. Fr. Hfm.