Dank für dreifache Wohlthätigkeit

Textdaten
<<< >>>
Autor: Fr. Hfm
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Dank für dreifache Wohlthätigkeit
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 455–456
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[455] Dank für dreifache Wohlthätigkeit. Man fühlt erst recht das Glück, für einen Leserkreis, wie den der „Gartenlaube“, thätig zu sein, wenn man zu so oft wiederholten Malen die herzerhebende Erfahrung macht, daß keine Bitte, die unser Blatt zur Linderung irgend einer Noth an seine Freunde richtet, ganz unerhört bleibt, ja, daß selbst gewagte Wünsche oft die überraschendste Erfüllung finden. Dies erleben wir nun auch in den Erfolgen, welche den „Dreierlei Anliegen an die Glücklichen“, die wir in Nr. 16 ausgesprochen haben, bis jetzt schon in so reichem Maße zu Theil geworden sind.

Wir hatten um Nähmaschinen, Claviere und Fahrstühle gebeten, und heute liegen für alle drei Gegenstände schon Dankbriefe vor uns.

Die Firma G. Neidlinger stellte uns „für arme Frauen und Mädchen“ von ihren auf allen Weltausstellungen prämiirten „Original-Singer-Nähmaschinen“ eine Anzahl zur Verfügung und hat durch ihre Filiale, in Hamburg, Breslau etc. bereits einer Schneidersfrau in Hamburg, deren Mann an Gelenkrheumatismus darniederliegt, einer Lehrerwittwe in Bunzlau, der Vorsteherin der Ischler Hausindustrie und einer armen Arbeiterin in Leipzig ihre werthvollen Gaben zu Theil werden lassen. Wir dürfen mit unserem innigsten Dank noch die Zusicherung aussprechen, daß mit diesen Gaben die Opferwilligkeit der geehrten Firma nicht erschöpft ist. – Von Frau A. Otto in Gröba bei Riesa und einer ungenannten Dame sind uns auch zwei Hand-Nähmaschinen zugesandt worden, für die wir den freundlichen Geberinnen unsern Dank aussprechen.

Auch von den zahlreichen Bitten um Claviere konnten schon fünf erfüllt werden. Die Firma C. L. Glück, Hof-Pianofortefabrik zu Friedberg in Hessen, überraschte uns in wenigen Zeilen mit der inhaltreichsten Postkarte: „Sie können von uns für arme Lehrerswittwen zwei noch ganz gute Tafelclaviere und einen Flügel haben, – wir bitten um gefällige Bestimmungsadresse.“ Wer aus einer Reihe von zwanzig Briefen voll dringender Gesuche um ein Instrument drei zuerst zu berücksichtigende auswählen soll, hat eine harte Aufgabe; darum übersandten wir dem edlen Wohlthäter zur eigenen Bestimmung fünf der Briefe und erlebten die Freude, daß nun sogar vier Beglückte zum innigsten Dank Veranlassung finden werden; von den vier Instrumenten kamen je ein Tafelclavier an einen Schullehrer zu Bralitz, an eine Lehrerin der Arbeitsschule zu Löwenberg, beide in Schlesien, und durch den Herrn Hofprediger und Consistorialrath Scipio in Arolsen an den musikalisch sehr begabten Sohn einer armen Taglöhnerswittwe zu Rhena in Waldeck. Den Flügel hat Herr Glück für einen Lehrer bei Oberglogau in Schlesien bestimmt.

Der erste Dankbrief kam aus Löwenberg. Die von schweren Schicksalsschlägen heimgesuchte Mutter eines zum Lehrer bestimmten Knaben schreibt unter Anderem: „Heute ist das von der Redaction der ‚Gartenlaube‘ erbetene Clavier hier eingetroffen. Wo finde ich Worte, wie soll ich richtig dankbar sein! Mir mangeln die Kräfte, einer solchen Freude Ausdruck zu geben! Ich und mein Knabe haben nun ein Clavier! Sobald es da stand, jubelten meine Finger den Choral: ,O daß ich tausend Zungen hätte!‘ – Immer lauter wurden die Töne, ich vergaß meine Umgebung, [456] vergaß, daß unter meiner Wohnung die zweite Knabenclasse Schule hatte, Nichts störte mich, als später, während meiner eigenen Dienststunden, der Gedanke an mein neues theuerstes Kleinod, mein Clavier! Oft mußte ich hingehen, um zu sehen, daß es wirklich da stehe und daß mich kein Traum geneckt habe.“

Den Ausdruck dieser Freude setzen wir für den Wohlthäter her: er ist sein Lohn.

Gleich tief vom Herzen kommt der Dank der fünften Beglückten, einer Pastorswittwe in Sachsen, welcher von einem Manne, der nicht genannt sein will, ein noch sehr gut gehaltenes Fortepiano auf unsere Veranlassung zugesandt worden ist.

So groß unsere Dankbarkeit gegen die genannten Geber ist, so sehr drängt es uns zum Aussprechen des Wunsches: Möchten diese glänzenden Beispiele doch recht viele Nachfolge finden! Könnten wir all die oben erwähnten Briefe abdrucken lassen, gewiß würden nicht Wenige davon ergriffen und zögen es vor, im Falle solchen entbehrlichen Clavierbesitzes, statt eines geringen Verkaufsgewinnes, durch dasselbe Opfer sich auch denselben Lohn der Freude zu verdienen.

Unsern Dank haben wir endlich, drittens, für die Ablassung mehrerer Fahrstühle den menschenfreundlichen Gebern darzubringen. Zwei armen Gelähmten konnte, durch die Güte der Herren Richard Berta in Fulda und R. Fust in Penig, geholfen werden, aber drei ebenso Beklagenswerthe harren noch auf die Barmherzigkeit ihrer glücklicheren Mitmenschen.

Wie die Liebe nicht aufhört, wird auch das Schicksal nicht müde, der Wohlthätigkeit immer neue Ziele aufzustellen. Wir werden dringend um folgende Gegenstände gebeten:

einen Krankenwagen für eine seit acht Jahren rückenmarkskranke Frau;

ein leichtbewegliches Velociped für einen sechszehn Jahre alten Gelähmten, vom Arzte Dr. Polster in Mylau empfohlen;

ein künstliches Bein für „einen einbeinigen früheren Unterofficier“ in Berlin;

zwei Beschneidemaschinen für zwei Buchbinder, der eine in Ostpreußen, der andere in Böhmen, die Beide brustkrank geworden und nur mit Hülfe einer solchen Maschine in den Stand gesetzt werden, ihre Familien weiter zu ernähren.

Auch diese Bitten, wir wissen es ja, werden nicht vergeblich in der „Gartenlaube“ gestanden haben. Fr. Hfm.