Textdaten
<<< >>>
Autor: Schw.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Dampferfahrten
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 51–52
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[51] Dampferfahrten. Im Mai des Jahres 1819 durchschnitt der erste Dampfer den Ocean. Es war der kleine Dampfer „Savannah“, der von Savannah nach Liverpool die Ueberfahrt in 22 Tagen und im November desselben Jahres in 25 Tagen zurücklegte. Die Welt staunte über die schnelle Fahrt, und es war mit diesem Ereignisse der transatlantischen Dampfschifffahrt die Bahn gebrochen.

Von damals bis heute lassen sich regelmäßige Perioden in der Erhöhung der Geschwindigkeit der Dampfer, sowie in deren Vergrößerung und verbesserter Einrichtung und Ausstattung unterscheiden. Die erste Periode der langsamsten Fahrten endete in der Mitte der fünfziger Jahre. Bis dahin hielt man sich an den Vergleich mit den Segelschiffen und war sehr zufrieden, auf den alten Räderdampfern die transatlantische Reise in 15 bis 18 Tagen zu vollenden. Erst als die Rivalität zwischen den Dampfschifffahrtsgesellschaften, den Steamerlinien, begann, trat eine Aenderung in dieser Sachlage ein. Man bewunderte die schnellen Fahrten der Collinslinie, welche 13, dann nur 12 Tage beanspruchten und durch welche die Cunardlinie ausgestochen wurde. Mit neu gebauten Dampfern gelang es darauf der Cunardlinie, ihre regelmäßigen Fahrten in 11 Tagen zu vollenden. Das Alles geschah mit Räder-Dampfern, die nicht viel Ladung faßten und bei deren Einrichtung nur auf Kajütenpassagiere Rücksicht genommen war. Die Masse der Auswanderer konnte damals nur auf Segelschiffen Platz finden.

Englische und amerikanische Schiffsbauer wetteiferten von da an in der Verbesserung der Dampfer zur Erzielung größerer Geschwindigkeit und mit Rücksicht auf vermehrte Leichtigkeit wurden in Amerika die ersten eisernen Dampfer gebaut. – Eine ganze Reihe von Jahren hindurch galt eine zehntägige Ueberfahrt als eine genügend rasche Reise. Dann aber bildeten sich neue Dampfergesellschaften für Passagier- und Frachtbeförderung, welche die alten Dampferlinien in rascheren Fahrten überboten, sodaß bis zum Jahre 1875 achttägige Ueberfahrten gewöhnlich wurden. Im Jahre 1876 wurde von dem zur White Star Line gehörigen großen Dampfer „Britannic“ in sechs auf einander folgenden Fahrten eine mittlere Geschwindigkeit von 7 Tagen 20 Stunden und 56 Minuten erreicht, was als ein neuer bedeutsamer Fortschritt galt, welcher im September 1881 von dem zur Williams-Gnion Line gehörigen prächtigen Dampfer „Arizona“ durch die nur 7 Tage 8 Stunden 32 Minuten dauernden Fahrten zu aller Welt Verwunderung noch überboten wurde. Einen Monat später vollendete dieses schöne Schiff sogar die Reise in 7 Tagen 7 Stunden und 48 Minuten, was man als eine neue Errungenschaft ansah. Man brachte es aber noch weiter, denn ein Jahr darauf brauchte der zu derselben Linie gehörige Dampfer „Alaska“ nur 6 Tage 18 Stunden 37 Minuten und später gar nur 5 Tage 23 Stunden 46 Minuten, wobei durchschnittlich 447 Knoten, das ist Seemeilen, von denen 4 auf die deutsche Meile gehen, in 24 Stunden zurückgelegt wurden. Als noch schnellerer Dampfer trat [52] dann der „Aragon“ in derselben Linie auf; derselbe ist 158 Meter lang und 16 Meter breit; der Dampf wirkt in seinen Maschinen mit 13,000 Pferdekräften, sodaß seine Betriebskraft um 2000 Pferdekräfte größer ist, als die der „Alaska“.

Nach solchen Resultaten darf man sich nicht wundern, wenn man eine fünftägige Ueberfahrt schließlich auch noch für möglich hält, wobei die Erhöhung der Geschwindigkeit nur durch noch stärkere Maschinen und vergrößerte Schiffsdimensionen, sowie durch vermehrten Kohlenverbrauch, ja nur durch Kohlenverwüstung zu erreichen ist.

Zu den schnellsten Fahrzeugen gehören auch die zum Theetransport von China nach England dienenden Dampfer, indem die betreffenden Firmen sich auf dem Theemarkte den Rang abzulaufen suchen. Der letzte Sieger – „Stirling Castle“ – legte die Tour von rund 12,000 Seemeilen in 29 Tagen 22 Stunden 15 Minuten zurück, wobei noch 2 Tage durch Aufenthalt von der Fahrt abzurechnen sind. Der bis dahin schnellste Dampfer war damit um 10 Stunden geschlagen. Schw.