Textdaten
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Titel: Herzliche Bitte
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aus: Die Gartenlaube, Heft 23, S. 384
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[384] Herzliche Bitte. Seit länger als 20 Wochen herrscht in der Familie des Lehrers Arndt in Reckenthin, Kreis Ost-Prignitz, eine mörderische Krankheit, der Typhus. Zuerst legte sich eine erwachsene Tochter, darauf die Ehegattin, dann Arndt selbst, zuletzt eine zur Pflege der Kranken herbeigeeilte Tochter. Selbst noch todtkrank, mußte Arndt es erleben, daß seine Ehefrau, die Mutter seiner sieben noch unversorgten Kinder, durch den Tod von seiner Seite gerissen ward. Schon vor diesen Krankheiten mit schweren Sorgen um die Existenz seiner zahlreichen Familie ringend, steht Arndt jetzt vor einer trüben und dunklen Zukunft. Die Rechnungen für Aerzte und Apotheke belaufen sich allein auf weit über 300 Mark. Hat nun auch die königliche Regierung dem schwergeprüften Manne auf meinen Vorschlag eine Unterstützung gewährt, so bleiben doch Noth und Bedrängniß des Unglücklichen noch immer so groß, daß, wenn derselbe je wieder seines Amtes mit Freudigkeit warten soll, ihm ausgiebigere Hilfe zu theil werden muß. Wohlan Brüder und Freunde des Lehrerstandes, helft mit, damit ich dem braven Lehrer Arndt in Eurem Namen sagen kann: „Sieh, die Liebe hört nimmer auf!“

Kuhsdorf bei Pritzwalk im April 1885.
Ramdohr, Pastor. 
Vikar für die Parochie Reckenthin.