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Taufe.

Der deutsche Name kommt schwerlich her vom hebräischen tafa (in der Bedeutung von Untertauchen), sondern vom deutschen teufen, vertiefen, in die Tiefe thun, d. h. gleichfalls untertauchen.

Die allgemeinste Bedeutung der Taufe ist Abwaschung, Reinigung von alter Befleckung und Herstellung des ursprünglich Reinen und Schönen, woran sich aber auch der Begriff des Eingehens in ein ganz neues Element knüpft. Durch die Taufe wurde das alte Heidenthum und Judenthum vom Menschen abgewaschen, aber der Mensch trat zugleich in ein ganz neues Element ein, indem er Christ wurde.

Die Abwaschung im Taufwasser tilgt nicht die Sünde des Getauften, denn die letztere kann nicht durch Wasser, sondern nur durch das Blut des Heilands abgewaschen werden. Darum heisst es: Johannes tauft mit Wasser, aber Christus mit Feuer, Matth. 3, 11. Die Taufe ist aber unerlässliche Bedingung des Christenthums. Christus gebot, alle Völker zu taufen im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, Matth. 28, 18. Wer nicht getauft ist, kann auch nicht in den Himmel kommen, mit einziger Ausnahme der Martyrer, die in dem Blut getauft [447] sind, das sie für Christum vergossen haben. Ungetauft gestorbene Kinder können nicht in den Himmel kommen, aber auch, weil sie nur die Erbsünde, nicht aber eine persönliche Sünde an sich haben, nicht in die Hölle, daher ist ihnen der Limbus vorbehalten. Da die Abwaschung jedenfalls nicht körperlich, sondern geistig zu verstehen ist und das körperliche Waschen insofern nur symbolisch ist, konnte die Kirche, wie sie gethan, zuletzt mit der Besprengung des Täuflings sich genügen lassen, während früher ein völliges Untertauchen verlangt wurde. Aber auch dieses Untertauchen hatte nur die symbolische Bedeutung des gänzlichen Eingehens in ein neues Element, die Verwandlung der Seele in den christlichen Fisch, der von nun an im Element des heiligen Geistes lebt. – Alttestamentalisches Vorbild der Abwaschung durch die Taufe ist die Sündfluth.

Durch Abwaschung der Erbsünde wird gleichsam für den Täufling der paradiesische Zustand vor dem Sündenfall wiederhergestellt. Darum soll der Täufling nackt seyn, wie die ersten Eltern im Paradiese. Dies bezeichnet den Zustand der Unschuld, zugleich aber auch die allgemeine Gleichheit vor Gott nach Galater 3, 28: „Hier ist kein Jude, noch Grieche, kein Knecht, noch Freier, kein Mann, noch Weib, ihr seyd allzumal Einer in Jesu.“ Das ist die Gemeinschaft des heiligen Geistes, der als Taube über dem Taufwasser schwebt wie über den ersten Wassern der Schöpfung. Für die Schicklichkeit wurde in den ältesten Zeiten gesorgt durch tiefe und enge Taufbrunnen oder Taufkessel. Als das Untertauchen aufhörte und das Besprengen genügte, bedurfte es auch der Nacktheit nicht mehr.

Da die Erbsünde in dem Sündenfall unserer ersten Eltern im Paradiese wurzelt, und dieser aus Verführung der Eva durch den Teufel hervorging, so kann die Erbsünde auch nicht abgewaschen werden ohne feierliche abrenuntio diaboli im Namen des Täuflings, wenn er noch Kind ist, durch die Pathen. In den ersten Jahrhunderten entsagte man aber bei [448] der Taufe nicht blos dem Teufel, sondern auch den Götzen, dem Heidenthum und dessen verführerischen Reizen. Und dreimal hauchte der Priester in die Augen und Ohren des Täuflings, um sein Gesicht und Gehör zu stählen gegen die Verlockungskünste des Satans und der Welt.

Auch in den Taufzeiten lag Symbolik. Sofern man nämlich in den früheren Zeiten die Erwachsenen in Masse taufte, nachdem sie zuvor im Glauben unterrichtet worden waren, wählte man zu Tauftagen die Oster- und Pfingst-, später auch Weihnachtszeit (Epiphania, 14 Tage nach Weihnachten) aus, also gerade die Zeit, in welcher sich entweder (zu Ostern und Pfingsten) die Erde vom Schmutz des Winters reinigt und das neue paradiesische Kleid des Frühlings anzieht, oder (Epiphania) in die dunkelste Nacht des Winters das neue Licht des Jahres einbricht und ein neues Leben beginnt. Die geistige Geburt in der Taufe entspricht hier der Geburt Christi. Der 6. Januar als Christi Tauftag und allgemein christliches Tauffest ist zugleich das Fest des neuen Lichtes und folgt auf den Geburtstag Christi.

In den älteren Zeiten wurde der Täufling dreimal untergetaucht. Damit ahmte man die drei Tage nach, welche Christus im Grabe zubrachte. Die Taufe löscht das frühere Leben gleichsam aus und bereitet den Menschen zur Auferstehung in einem neuen Leben vor. Auch mussten die Täuflinge gen Osten gewendet stehen, um von da gleichsam das neue Licht zu empfangen, so wie man vormals auch gern die Todten nach Osten schauend begrub, von wannen die Sonne sie zur Auferstehung wecken sollte.

Das Taufwasser erhielt die Bedeutung von Licht, Wort, Geist, als dem neuen heiligen Element, in welchem der Getaufte leben soll. Das Taufwasser wird zu Ostern feierlich geweiht, und zwar steckt man die grosse Osterkerze brennend in das Wasser zum Zeichen, dass alle Weihen von Christo ausgehen sollen. Auch theilt der Priester das Taufwasser in vier Theile nach den vier Flüssen des Paradieses, nach der [449] Vierzahl der Evangelien, in welche Geist und Wort Gottes sich theilen. Rippel, Alterthumb der Cäremonien S. 89. 92.

Man theilt die Ceremonien der Taufe ein in solche, welche der eigentlichen Taufhandlung vorangehen, auf dieselbe vorbereiten und dieselbe versinnbilden, – dahin gehören: Die Bekreuzung: „Empfange das Zeichen des Kreuzes auf der Stirne und der Brust, nimm an den Glauben an die himmlische Lehre, und wandle unbefleckt, damit du von nun an ein Tempel Gottes seyn kannst!" Das Salz, das in den Mund gelegt wird: „Nimm hin das Salz der Weisheit, es gedeihe dir zum ewigen Leben!“ Das Bestreichen der Sinne mit Staub und Speichel: „Epheta, d. i. werde geöffnet!“ (Heilung des Taubstummen.) Oel, womit Brust und Schulter gesalbt werden: „Ich salbe dich mit dem Oele des Heils, damit du das ewige Leben erhaltest!“ Milch und Honig ist wenigstens jetzt nicht mehr üblich. Zu den dem Taufacte vorangehenden Handlungen gehören ferner der Exorcismus, die abrenuntiatio Satanae, das Bekenntniss des Glaubens, jetzt durch die Pathen im Namen des Täuflings abgelegt. Die nachfolgenden Ceremonien sind: Die Salbung mit Chrysam; das Darreichen eines weissen Tuches (Erinnerung an die alte Sitte – weisses Kleid bis zum weissen Sonntag): „Empfange dieses weisse Kleid und bringe es unbefleckt vor den Richterstuhl unsers Herrn Jesu Christi, damit du das ewige Leben erlangest!“ Das Darreichen einer brennenden Kerze: „Nimm diese brennende Kerze, sey untadelhaft in Bewahrung der Taufgnade und halte die Gebote Gottes u. s. w.“ Endlich spricht der Taufende: „Ziehe hin im Frieden und der Herr sey mit dir! Amen.“

Salz ist Sinnbild des Unverweslichen und Unsterblichen, der Geisteskraft, des heiligen Geistes selbst. Vgl. den Artikel Salz. Oel sänftigt die wilden Leidenschaften des natürlichen Menschen. Man hat indess auch an das Salböl der Ringer gedacht, die sich zum Kampf salben. Weiter der Gebrauch von Milch und Honig, die man dem Täufling zu kosten gab, als Vorschmack des Paradieses, zu dem ihm durch [450] die Taufe die erste Anwartschaft gegeben wurde. Man hat dabei auch an die Süssigkeit des göttlichen Wortes gedacht, doch liegt obige Erklärung näher. Die Täuflinge trugen vormals auch brennende Kerzen in der Hand, als nunmehr geistig Erleuchtete.

Ausführlicher, als es hier, wo nur von der Symbolik die Rede ist, geschehen konnte, findet man alle Taufceremonien abgehandelt in Binterims Denkw. im ersten Bande, wo auch der kirchlichen Vorkehrungen gegen Missbrauch der Taufe und der häretischen Ausschweifungen und Sonderbarkeiten umständlich gedacht ist. Wir bemerken hier nur: dass 1) sofern nur ein vernunftbegabtes Wesen glaubens- und seligkeitsfähig ist, keine Monstra, thierähnliche Missgeburten etc. getauft werden können. Dass 2) sofern die erste Taufe vor Ertheilung der übrigen Sakramente vollkommen ihrem Zweck entspricht, eine zweite Taufe nicht nur überflüssig, sondern auch gottlos ist. Dass 3) sofern die Taufe eine Einweihung in ein christliches Leben im Diesseits ist, auch keine Todten getauft werden dürfen. Dass endlich 4) Wasser das Hauptelement der Taufe seyn und bleiben muss, dem Salz, Oel, Chrysam, Milch und Honig wohl symbolisch assistiren können, was aber nicht durch irgend einen andern beliebigen Stoff ersetzt werden kann. (Die Manichäer z. B. tauften widerkirchlich mit Oel.)

Um von den Ausschweifungen der Sekten hier nur eine zu erwähnen, so hatten die gnostischen Markosianer den seltsamen Gebrauch, das Tauffest zugleich als Hochzeitsfest zu feiern. Sie bildeten sich nämlich ein, der Täufling werde mit einem unsichtbar anwesenden Engel verheirathet und dadurch Bürger der Engelwelt. Die Täuflinge waren damals meist Erwachsene, und es lässt sich nicht leugnen, dass diese Vermählung mit dem Engel einen gewissen zarten poetischen Reiz gehabt haben mag; allein die Seele kann nur mit Christo vermählt werden, mit keinem andern Wesen, und die gnostische Engellehre ist nur eine versteckte Vielgötterei gewesen. Vgl. Neander, Kirchengesch. I. 539. – Am gröbsten haben [451] die Lappländer die Taufe aufgefasst, indem sie dieselbe nach jeder schweren Krankheit an sich wiederholen lassen. Leems Nachrichten von den Lappen 1771, S. 219.

Der Volksaberglaube, der sich an die Taufe knüpft, schliesst mancherlei Symbolik in sich, die nicht immer christlich, oft unschuldig und naiv, hin und wieder aber auch ein Rest von uralten heidnischen Vorurtheilen ist. Wenn der Taufzug über ein Wasser fährt, soll man Brodt in’s Wasser werfen. Grab des Aberglaubens V. 306. Dieser gewiss sehr alte Brauch scheint ein Opfer für die heidnische Gottheit (den Nix) im Wasser zu seyn, um ihn zu versöhnen. Man soll nicht Knaben und Mädchen in demselben Taufwasser taufen, weil sie sonst später in Unehren zusammenkommen. Temme, Sagen der Altmark S. 87. Das ist ein kirchenfeindliches, rohes Vorurtheil. Das erste Kind, das in einem neuen Taufstein getauft wird, bekommt die Gabe, Geister zu sehen. Grimm, deutsche Myth. Anhang vom Aberglauben Nr. 996. In Esthland gibt man den kleinen Mädchen Ringe mit in die Taufe, damit sie bald heirathen. Ausflug nach Esthland 1830, S. 315. So lange ein Kind nicht getauft ist, soll man im Hause das Feuer nicht löschen. Schwedischer Aberglaube bei Grimm, deutsche Myth. 2te Aufl. S. 569. Wenn ein Kind unter der Taufe weint, wird es nicht alt. Grab des Aberglaubens IV. 249. Die Taufe Christi hat auf Bildwerken ihre besondere Symbolik. – Johannes der Täufer war der letzte altjüdische Prophet und hatte als solcher die Aufgabe, im Namen und Sinn dieses alten Prophetenthums vor dem, den es von jeher verkündet, als er endlich kam, das bisher nur provisorisch verwaltete Amt niederzulegen, nachdem er den Messias verkündet und eingeführt. Der tiefe Ernst und die ascetische Strenge dieses letzten Propheten sollten die sündige Welt mahnen, welchem feierlichen Augenblick sie entgegensehen und wie sie sich vorbereiten müsse. Dass er an den Jordan ging, um in dem heiligen Flusse alle die zu taufen, die ihn hörten, hatte zum Zweck die sinnbildliche Reinigung der Seelen, die das neue Heil empfangen sollten, und zugleich [452] die Wegwaschung aller alten heidnisch - jüdischen Erinnerungen. Diese Taufe war aber das Gegenbild der Sündfluth. Wie nämlich in der Sündfluth Wasser die Erde von der verruchten Menschheit reinigte; so sollte das Wasser in der Taufe eine bessere Menschheit erzeugen.

Das alte Prophetenthum war nichts als Verkündigung des Messias gewesen. Dem entsprach der Ausspruch des Täufers: „Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist, denn er war ehe denn ich. Das Gesetz ist durch Mosen gegeben, aber die Gnade und Wahrheit durch Jesum Christum.“ Das heisst, vorher wandelte die Menschheit im Irrthum, ein strenges Gesetz musste sie zügeln und Wahrheit ahnten sie nur durch die Propheten. Jetzt ist der Irrthum der Wahrheit und das Gesetz der Gnade gewichen. Ferner sagt der Täufer: „Ich taufe euch mit Wasser, aber Er wird euch mit Feuer und dem heiligen Geiste taufen.“

Als Christus zu Johannes in die Wüste am Jordan kam, verlangte auch er von ihm getauft zu werden. Der sündenlose Messias bedurfte einer solchen Reinigung gleich den übrigen Menschen nicht; allein es galt, der heiligen Taufe die sündfluthliche Bedeutung der Gesetzesstrenge zu nehmen und ihr die neutestamentalische der Begnadigung zu geben, wie Petrus sagt 1. Brief 3, 20. Vgl. auch Ezechiel 36, 25. Zum zweitenmal, wie Tertullian sagt (von der Taufe 3.), schwebte der Geist Gottes über dem Wasser; wie einst über dem Wasser der Geburt, so jetzt über dem der Wiedergeburt; wie einst der schaffende, so jetzt der erlösende Geist. Deshalb hat die Kirche den Gedächtnisstag der Taufe Christi auf den Tag Epiphania (6. Januar) verlegt, an welchem die zwölf finstersten Nächte des Jahres endigen und die Sonne neugekräftigt ihren Lauf beginnt, indem von nun an die Tage immer länger werden.

Zugleich bezieht sich diese Zeitbestimmung auch auf den Wandel Christi auf Erden selbst, denn wie die Sonne vom Tag Epiphania an, so beginnt Christus sein Amt mit der Taufe. Sie ist seine Inauguration, seine Einweihung in’s Amt.

Nach Ev. Matth. 3, 14. weigerte sich Johannes, Christum [453] zu taufen, da er eher nöthig hätte, von ihm getauft zu werden. Aber Christus antwortete: „Es gebührt uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“ Das kann heissen: ich will mich wie alle andern Menschen unter das Gesetz stellen; oder: ich will die ganze Periode, in der das Gesetz herrschte, vollenden, um die neue Periode der Gnade einzuführen.

Als aber Jesus in’s Wasser gestiegen war und Johannes ihn taufte, schwebte der Geist Gottes über ihm in Gestalt einer Taube und eine Stimme aus der Höhe rief: „Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Indem aber der vom Vater gesendete Sohn bei der Taufe durch die Taube (den heiligen Geist) verkündet wurde, war dieses Erscheinungsfest zugleich die Offenbarung der heiligen Dreieinigkeit.

Nach Joh. 1, 29. sagte Johannes zu seinen Jüngern mit Bezug auf Christus: „Sehet, das ist das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt,“ womit er seinen hohen Messiasberuf am einfachsten bezeichnete. Bedeutsame Sinnbilder, die Taube und das Lamm. Wie nach der Sündfluth die Friedenstaube, so erscheint auch hier die Taube als Sinnbild der Gnade, nachdem die Schrecken der Gerechtigkeit erfüllt sind. Wie nach der langen Gefangenschaft in Aegypten das Opferlamm die Wallfahrt zum gelobten Lande verkündet, so hier wieder nach der Kerkerfinsterniss des Heidenthums und Judenthums weist das Lamm den Weg zum Himmel.

Auf Bildern der Taufe Christi ist entweder die Erscheinung der heiligen Dreieinigkeit oder die Beziehung auf die Erlösung der Menschen durch die Demuth und Erniedrigung des Heilands die Hauptsache. Im erstern Fall, besonders auf ältern Bildern, fehlt die Taube und wenigstens die Hand Gottes nie, wenn nicht der Himmel mit allen seinen Heerschaaren sich aufthut. Im letztern Fall tritt die himmlische Parthie mehr zurück und die menschliche in den Vordergrund. Das wird vornehmlich ausgedrückt durch das Sinnbild des Hirsches, der aus dem Jordan trinkt, während Christus von Johannes getauft wird. Der Hirsch bedeutet die nach dem christlichen Heil dürstende Menschheit. Vgl. den Artikel Hirsch.

[454] Auf ältern Miniaturen und Mosaiken ist Gott Vater nur durch eine Hand angedeutet, die aus den Wolken, oder aus dem dreifachen Kreise (den drei Himmeln, vgl. den Artikel Regenbogen), oder aus einem Kranz von Sternen (Didron, icon. p. 210.) herunterlangt, auf Christum zeigend und zugleich gleichsam die Taube entlassend. Auf spätern Bildern präsentirt sich dagegen oft Gott Vater in voller Herrlichkeit, umringt von den himmlischen Chören. Dadurch wird allerdings die Aufmerksamkeit von der Taufe unten im Jordan abgezogen; allein wenn die Offenbarung des dreieinigen Gottes dargestellt werden will, so darf das Taufbild nicht als blos menschliches Genrebild aufgefasst werden.

Die Taube erscheint in der gewöhnlichen Weise als Symbol des heiligen Geistes mit dem durchkreuzten Nimbus, aus dem Schnabel excentrische Strahlen ausgiessend. Sehr ausnahmsweise giesst sie eine Urne mit Wasser auf Christum aus in einem Basrelief der Königin Theudelinde zu Monza bei Mailand. Millin, Reise in der Lombardei I. 586.

Christus wird bei der Taufe im Jordan auf ältern Bildern nicht nackt, sondern mit dem Königsmantel bedeckt gemalt, weil er hier ein integrirender Theil der sich zum erstenmal offenbarenden Dreieinigkeit ist. Vgl. Didron, man. p. 163, wo jedoch diese Motivirung noch nicht erkannt ist. Auf Bildern der griechischen Kirche steht Christus auf einem viereckigen Stein, aus dessen Seiten vier Schlangen züngeln. Didron, man. XLIV. 164. 165. Die Erklärung der Schlangen fehlt. Die Schlangen können jedoch hier schwerlich etwas Anderes bedeuten, als was die vier Flüsse, die auf andern Bildern so oft aus dem Felsen fliessen, auf welchem Christus steht, nämlich die vier Evangelien oder die vier Cardinaltugenden. Die Schlange scheint hier lediglich in der Bedeutung als Heilsschlange genommen werden zu müssen. – In der neuen Malerei hat man von der Symbolik abstrahirt und vielmehr Charakteristik und physiognomischen Ausdruck in die Bilder gelegt. Daher die zahllosen genreartigen Bilder von der Taufe Christi, in denen vor einem malerischen [455] Hintergrunde, ein reizendes Ufer darstellend, der fast ganz nackte Heiland, eine weissglänzende Jünglingsgestalt, von dem gebräunten Johannes getauft wird. Christus zeigt auf diesen Bildern durchgängig die ganze tiefe Demuth der menschlichen Natur, die Hingebung und Selbsterniedrigung im Gegensatz gegen die ältere Auffassung auf den Bildern, die vorzugsweise an die Epiphanie der Dreifaltigkeit dachten.

Für den Kunsthistoriker hat die naive Auffassung des Jordanflusses auf den ältesten, noch der Heidenzeit nahestehenden Bildern einiges Interesse, was jedoch für die christliche Symbolik durchaus gleichgültig ist. Der Jordan wird nämlich noch in antiker Weise als männlicher Flussgott dargestellt. Didron, man. p. 163. Noch seltsamer sind die zwei Knaben mit der Ueberschrift Jor und Dan, die grosse Urnen ausgiessen und gemeinschaftlich den Fluss bedeuten sollen. Didron, icon. p. 210. Wichtiger für die christliche Symbolik sind dagegen die Fische, die unter dem Wasser zu dem getauften Heiland schwimmen. Didron, icon. p. 542 (auf Miniaturen des 14ten Jahrhunderts). Sie bezeichnen nämlich die künftigen Christen, die der Taufe theilhaftig werden sollen. Auf neuern Bildern kommt dagegen viel Volk vor, was sich mit Christo von Johannes taufen lässt, den Vordergrund ausfüllt, aber die heilige Handlung der Taufe Christi selber doch eigentlich nur stört. In der Zeit, in welcher die Kirchenmalerei profanirt wurde, suchten die Maler in den Gruppen schöner Männer und Frauen am Ufer des Jordan rein weltliche Effecte. Davon unterschied sich jedoch Raphael mit seinem durchaus symbolisch gehaltenen schönen Bilde in den Logen. Hier nämlich schweben und knien in tiefer Andacht Engel hinter dem Täufer Johannes, während der Heiland selbst von allerlei sündigem Volk umgeben ist. Christus erscheint somit hier ganz in seiner Menschheit, der Täufer aber in der Fülle des ihm von Gott verliehenen Prophetenamtes. – Auf einem Bilde von Schoreel (Johann van Eyck von Joh. Schopenhauer II. 70.) zeichnet sich bei der Taufe Christi die reizende Gruppe dreier Frauen aus, die zur Taube [456] emporblicken und unter denen man Glaube, Liebe und Hoffnung verstehen könnte.

In der biblia pauperum ist das alttestamentalische Vorbild der Taufe Christi der Durchgang der Kinder Israel durch’s rothe Meer und die Tragung der grossen Weintraube durch Josua und Caleb. Heinecken, Nachrichten von Künstlern II. 121. Sinnige Symbole, wesentlich verschieden von dem alttestamentalischen Vorbild der allgemeinen Christentaufe (der Sündfluth), und vielmehr bezüglich auf das Leiden und Sterben, dem sich der Messias durch seine Menschwerdung unterzog.

In der Kirche St. Johannes in fonte zu Ravenna ist der getaufte Heiland von den zwölf Aposteln umgeben. Auf einem byzantinischen Miniaturbild sind alle zwölf Apostel dargestellt, wie sie das Sakrament der Taufe verrichten. Waagen, Paris S. 215. Sonst kommt nur St. Thomas häufig als Täufer des Mohren vor. Symbolisch ist die Taufe des grossen Christoph durch das Christkind, welches er trägt. Er bedeutet nämlich die rohe, aber gutartige Kraft der heidnischen Völker, die das Heil empfingen. Vgl. den Artikel Christoph. Symbolisch scheint auch die Legende der heiligen Nothburga aufgefasst werden zu müssen, die, nachdem sie neun Kinder zugleich geboren, ihren Stab in die Erde steckte und dadurch eine Quelle erweckte, in deren Wasser sie die Kinder taufte. Acta SS. 26. Januar. – Eine der merkwürdigsten Tauflegenden ist die des heiligen Gelasius von Heliopolis. Derselbe wollte zur Verhöhnung der Christen die Ceremonien der Taufe unter possenhaften Geberden an sich vollziehen lassen, als, indem das Wasser auf ihn floss, der heilige Geist über ihn kam und er plötzlich ein wahrer Christ wurde, wofür er durch das Schwert den Tod litt, im 3ten Jahrhundert 27. Februar. – St. Maurus, Eremit zu Hui in den Niederlanden, wurde todt geboren, daher sein Name (mortuus natus), aber durch die Taufe lebendig. Bei einer Ueberschwemmung blieb die Kirche, in der sein Grab ist, von rings umstehendem Wasser unberührt. 15. Januar.