<<< St. Bartholomäus >>>
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St. Bartholomäus,

der Apostel, soll nach der Legende ein Sohn des ägyptischen Königs Ptolemäus gewesen seyn, weshalb er auch einen Purpurmantel trug. Da sagte ihm der Heiland einmal, als er die eitle Zier nicht ablegen wollte, voraus, er werde einmal seine eigne Haut als blutigen Mantel umlegen. Nach des Heilands Tode soll Bartholomäus tief nach Indien gekommen seyn und dort das Evangelium gepredigt haben. Am Hofe eines Königs in Indien zwang er den Teufel selbst, öffentlich zu erscheinen, Christum zu bekennen und dem Könige alles das zu bestätigen, was ihm der Apostel bereits von der Lehre des Heils verkündigt hatte. Zuletzt erlitt er [111] aber den Martyrertod in Armenien und wurde, wie ihm der Heiland verkündet, lebendig geschunden. Daher ist ein Messer sein Attribut und wird er oft ohne Haut dargestellt, wobei Maler und Bildhauer ihr Studium der Anatomie zur Schau legen. Seine berühmteste geschundene Statue steht, von Agratis Meisterhand gefertigt (mit der lächerlich stolzen Inschrift: Non me Praxiteles sed Marcus pinxit Agrates), hinter dem grossen Altar im Mailänder Dom. Das berühmteste Bild von ihm befindet sich in der sixtinischen Kapelle im Weltgericht des Michel Angelo. Hier hält er geschunden seine eigene Haut im Arme und weist sie als Zeichen seiner Glaubenstreue vor. Man hat ihn in dieser Beziehung den christlichen Marsyas genannt, sofern er für die bildende Kunst im christlichen Gebiet dieselbe Gelegenheit für anatomische Studien darbietet, wie der von Apoll geschundene Satyr Marsyas im antiken. In andern, freundlichern Gemälden führt er nur das Messer, aber die Haut ist nicht von ihm abgesondert.

Abdias in seiner Apostelgeschichte VIII. 2. beschreibt den Apostel als einen schwarz- und krausköpfigen Mann im weissen Gewande mit Purpurstreifen, lässt ihn aber nicht geschunden, sondern enthauptet werden. Nach der römischen Legende dagegen schwamm der geschundene Leichnam, als er in’s Meer geworfen worden, bis nach Rom, wo er bestattet wurde. Nach Sigebertus erschien der Apostel einem Mönche, um ihm zu sagen, er solle seinen Leichnam suchen und nach Benevent bringen. Der Mönch erkannte den Leichnam unter vielen andern, die von den Sarazenen aus ihren Gräbern ausgewühlt waren, bei Nacht an dem die Gebeine umgebenden Glanzlicht.

Die Kirche St. Barthélemy in Paris war vor der Revolution schon berühmt wegen ihrer zahlreichen heiligen Leiber und geschmückten Reliquien. Nachher aber wurde das Théatre de la cité und zuletzt ein Ballsaal, le Prado, daraus gemacht, der berühmt ist durch die unheiligen Leiber der Pariser Hetären.

[112] Spagnoletto, der Schlächter unter den Malern, der die grässlichsten Martern und Zerfleischungen darzustellen liebte, wollte doch damit keineswegs den Glauben ehren, um dessentwillen die Martyrer so bittern Tod erlitten. In seinem noch zu Madrid befindlichen Bilde des heiligen Bartholomäus liegt zu den Füssen des geschundenen und grässlich verzerrten Martyrers die Statue eines ausserordentlich schönen Apollo, der in seiner heitern Stirn den Gedanken Schillers zu hegen scheint: Wie viel schöner war doch die Welt, als die „Götter Griechenlands“ noch regierten! Vgl. Kunstblatt 1837, S. 288. Der Apostel ist hier durch die Apollostatue ausdrücklich als christlicher Marsyas bezeichnet, und man könnte voraussetzen, Spagnoletto habe an den Sieg des christlichen Martyriums über die heidnische Götterwelt gedacht, allein die satyrische Auffassung scheint mir dem Künstler näher gelegen zu haben.

Der Apostel Bartholomäus gilt vorzugsweise als advocatus der Sünder. Schrökh, Kirchengeschichte 28. 206. Der unter allen Martyrern das Grausamste und Schmerzlichste erlitten, übt die erhabenste Grossmuth, indem er vor allen für die Sünder bittet.

Da übrigens der Kalendertag des heiligen Bartholomäus (24. August) mit dem 14ten Sonntag nach Trinitatis, als dem „Sonntag der Dankbarkeit“, dem grossen Dankfest nach der vollendeten Aerndte, zusammenfällt, haben Einige unziemlich die abgezogene Haut des Heiligen zum Sinnbild des abgeschnittenen Getreides, welches der Erde durch die Sichel gleichsam abgezogen werde, machen wollen.