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aus: Christliche Symbolik
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Licht,

Symbol Gottes, als das reinste Element in der Natur; allein das Licht ist schon eine Erscheinung Gottes, ein Ausfluss seines Wesens, ein Ausstrahlen aus ihm, daher es häufiger auf den Sohn und Geist, als auf den Vater angewandt wird, dem allein Attribute des Unsichtbaren zukommen. Nach Joh. 1, 18. 1. Timoth. 6, 16. kann den Vater Niemand sehen als der Sohn, und thront Gott in einem Licht, welches kein Mensch sehen kann. Der Sohn dagegen strahlt nach Joh. 1, 9. als das Licht in die Welt, und sagt Joh. 8, 12: „Ich bin das Licht der Welt.“ Correggio suchte das in einem berühmten Bilde auszudrücken, auf welchem Christus in schneeweissem Gewande segnend auf Wolken thront, deren Hintergrund wieder helles Licht ist, so dass hier gleichsam Licht aus Licht geboren wird. Vgl. v. Wessenberg, christl. Bilder I. 278. Das Thronen im Licht und die Lichtausstrahlung kommt in Kirchenbildern allen drei Personen der Gottheit zu. Alle erscheinen in einer Glorie von Licht in ganzer Figur oder wenigstens der Kopf ist mit einem Lichtnimbus umgeben. Des Vaters Wirken wird oft blos durch einen Lichtstrahl ausgedrückt, z. B. auf Bildern der Verkündigung, oder durch eine aus den Wolken hervorgereckte [28] Hand, von der Lichtstrahlen ausgehen. Eben so gehen von der Taube, als dem heiligen Geist, Lichtstrahlen aus, z. B. auf den Bildern von der Taufe Christi und von Pfingsten. Derselben Symbolik dient der Goldgrund, auf dem die ältere Kirchenmalerei die drei göttlichen Personen darzustellen pflegte. Es soll damit der Himmel, das reine Lichtelement bezeichnet werden.

Ausser den göttlichen Personen wohnen auch alle Engel ursprünglich im Licht und gelangen alle Heiligen, Gerechten und Seligen dahin. Auf einem alten Miniaturbild wird die Erschaffung der Engel einfach als creatio lucis bezeichnet. Waagen, Paris 328. Auch der erstgeschaffene Engel hiess Lucifer (Lichtträger). Alle Heiligen und Frommen werden als Kinder des Lichts den Bösen als Kindern dieser Welt entgegengesetzt. Luk. 16, 8. Joh. 12, 36. Buch der Weisheit 18, 1.

Dem von Gott ausstrahlenden Lichte steht theils die uranfängliche Nacht des Chaos, theils die Nacht der Sünde entgegen. Somit wird das Licht Sinnbild der Schöpfung und der Erlösung. Wie Gott im Anfang sprach: „Es werde Licht!“ und es ward Licht, so sandte er zum zweitenmal in die Finsterniss der sündigen Welt das Licht seines göttlichen Sohnes. Daher feiern die altkirchlichen Hymnen die Geburt und die Auferstehung des Heilands (Weihnachts- und Osterlieder) als einen neuen grossen Schöpfungsmorgen, als den Aufgang des heiligen Lichtes, wodurch die Gewalt der finstern Dämonen gebändigt, wodurch den im Dunkeln Irrenden und Blinden der Weg gezeigt, wodurch dem unfruchtbaren Acker neuer Segen geweckt wird. Vgl. die schönen Hymnen des Gregorius, Prudentius, Hilarius, Ambrosius. Fabricii thes. 785. Fortlage, Kirchengesänge 307. Königsfeld, lat. Hymnen 2, 6. Schon bei Jesaias 60. ist die Anbetung des Lichts in diesem Sinne auf’s Herrlichste durchgeführt. Dem entspricht der Cultus der Weihnachts- und Osternacht. In der heiligen Weihnacht werden unzählige Lichter entzündet, [29] in der heiligen Osternacht werden alle Lichter gelöscht und erst wieder neu entzündet durch einen aus Stein geschlagenen Funken, entsprechend dem Moment, in welchem Christus den Grabstein durchbrach. Sepp, Heidenth. I. 211. Einem alten Volksglauben gemäss entzünden sich die Lichter am heiligen Grabe in Jerusalem in der Osternacht von selbst. Vgl. Pococke II. 41. Dasselbe Wunder wird von einer Kirche in Spanien erzählt. Drei Lichter (Sinnbilder der Dreieinigkeit) steigen zu Castilverd in Spanien aus dem Wasser eines nahen Flusses, schweben in die Kirche und zünden in der Osternacht die Lichter an. Nieremberg, hist. rat. 398.

Weihnachten fällt in die Wintersonnwende, Ostern in die Frühlingstagundnachtgleiche, jenes Fest in die Zeit, in welcher das Licht der Sonne in tiefer Winternacht zuerst wieder zu wachsen beginnt, dieses in die Zeit, in welcher die Sonne Kraft genug gewonnen hat, um Saaten und Laub zu wecken. Das natürliche Licht wird hier auf eine schöne und einfache Weise zum Sinnbild des geistigen Lichtes. Diese Symbolik hat ihren kirchlichen Ausdruck insbesondere in der Feier des Erscheinungsfestes am 6. Januar gefunden. Epistel dieses Tages ist die oben erwähnte Stelle aus Jesaias 60. An demselben Tage feiert die Propaganda das grosse Bekehrungsfest der Heiden, weil auch dies ein Erleuchten des Finstern, ein Beleben des Todten ist. Vgl. Strauss, Kirchenjahr 134 f.

Die ewige Lampe am Altar der Kirchen ist das Sinnbild des ewig in der Kirche wohnenden Lichts. Die Zahl der Altarlichter ist sieben nach den sieben Geistern Gottes, oder zwölf nach den Aposteln. Die Kirche brennt nur Oel und Wachskerzen, weil unter allen Stoffen, die Licht erzeugen, Oel das reinste Produkt der Pflanzen-, Wachs das reinste der Thierwelt ist. Derselben Symbolik entspricht die weisse oder Lichtfarbe des Priestergewandes, das weisse Kleid der Täuflinge und das, was einst die Gerechten im Himmel anlegen werden. – Heilige Jungfrauen besitzen die Gabe, [30] ausgelöschte Lichter durch blossen Hauch oder blosses Gebet wieder zu entzünden. Das bezeichnet ihr inneres Leben im Licht, ihre Verwandtschaft mit der Engelsnatur. Vgl. den Artikel Jungfrau. Die brennende Lampe der klugen Jungfrauen hängt damit zusammen. Das berühmteste Lichtwunder ist das der heiligen Genoveva von Paris, deren Kerze sich in ihrer Hand von selbst entzündete, als einmal ihre Nonnen im Finstern wandeln mussten. Vincent. Bellov., spec. hist. XX. 46. Es wiederholt sich aber in den Legenden vieler andern heiligen Jungfrauen, auch frommer Bischöfe etc. Vgl. Bagatta, admiranda II. 1. 3. Hieher gehören auch die Lichtsäulen, die über dem betenden heiligen Severinus, über dem ermordeten heiligen Vulstran, Joannicius, Vedastus, Foillanus etc. schwebten, daselbst III. 1. 1.

Vorzugsweise Erleuchtung schreibt die heilige Schrift denen zu, welche das erste Licht in die Finsterniss des alten Heidenthums und Judenthums bringen sollen, daher es Matth. 5, 15. heisst: Solche, die das Licht haben, sollen es nicht unter den Scheffel stellen, nicht aus Menschenfurcht das Evangelium verbergen.

Was die Kirchenmaler auf naive Weise durch den Nimbus oder Lichtschein am Haupt der Heiligen ausdrücken, findet seine nähere Erläuterung in vielen Legenden von solchen Heiligen, die sichtbares Licht ausgeströmt haben. Vgl. Görres, Gesch. d. Mystik II. 316. 323. Es braucht hier nicht erst erwähnt zu werden, welche Aufmerksamkeit die neuere Naturwissenschaft den Lichtphänomenen an Somnambulen gewidmet hat.

In der kirchenfeindlichsten Absicht ist vor dem Strassburger Münster die von dem berüchtigten Jakobinermaler David modellirte Statue Guttenbergs aufgerichtet worden, mit der Inschrift: Fiat lux. Das Licht der modernen Presse ist hier im Gegensatz gegen die vorgebliche Finsterniss des Mittelalters aufgefasst zur offenbaren Verhöhnung des heiligen [31] Gebäudes, vor dem die Statue steht. Ueberhaupt ist das Licht der modernen sogenannten Aufklärung eine Negation der christlichen Wahrheit und mithin eine Verdunkelung, eine Rückkehr zur Finsterniss des Heidenthums, eben so tief wurzelnd im Urprincip der Nacht, wie das Christenthum im Lichtprincip. Nur der Lügner von Anfang an konnte eine verirrte und verdorbene Generation berücken und dahin bringen, dass sie den Tag Nacht und die Nacht Tag nennt.