Christliche Symbolik/Gedärme
Der Heilige, dem, wie man oft auf Kirchenbildern sieht, von Henkern die Gedärme aus dem Leibe gewunden werden, ist der heilige Erasmus, Bischof von Antiochia. Ein Engel heilte ihn und brachte ihn auf einem Schiff nach Gaëta, wo er in Frieden starb, 2. Juni. Er gehört zu den 14 Nothhelfern. Wenn der Christ auch dem grausamsten Tode fest [320] in’s Angesicht sehen soll, so ist es doch nicht passend, die Kirchen mit henkermässigen Bildern zu erfüllen, am wenigsten, wenn es die Maler darauf anlegen, nur ihr genaues Studium der Anatomie bewundern zu lassen. Die blutige Malerei kam erst im 16ten und 17ten Jahrhundert in die Mode, als wahrer Ausdruck der damaligen Verwilderung. In den Zeiten ihrer unbestrittenen Herrschaft offenbarte sich in den Bildern der Kirche auch nur fromme Liebe und Demuth, nicht jene Blutgier und jenes Haschen nach grässlichen Effecten.