<<< Cherubim >>>
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aus: Christliche Symbolik
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Cherubim,

Engel der Allmacht, Urkräfte, durch welche Gott im Raume wirkt. Ein Cherub mit flammendem Schwert hütet nach 1. B. Mos. 2, 24. das Paradies, nachdem Gott den Adam aus demselben vertrieben hat, und hindert ihn, zum Baume des Lebens zu gelangen. Zwei Cherubim mit ausgebreiteten Flügeln waren auf der Bundeslade angebracht, einander gegenüber, und zwischen oder über ihnen dachte man sich den unsichtbaren Jehovah, dessen Gebote der Hohepriester vernahm. 2. B. Mos. 25, 20. 37, 9. 1. Sam. 4, 4. [172] Psalm 80, 2. Oefters heisst es aber auch, Jehovah fuhr oder flog auf dem Cherub (wie sonst auf Adlersflügeln des Geistes). Jes. 37, 16. 2. Sam. 22, 11. Psalm 18, 11, wo es ausdrücklich heisst: „Er fuhr auf dem Cherub und schwebte auf den Fittigen des Windes,“ so dass der Sinn kein anderer seyn kann, als: er bewegte sich kraft seines Geistes durch den Raum. In allen diesen Bibelstellen ist von der eigentlichen Gestalt der Cherubim nicht die Rede, ausser dass ihnen Flügel und eine Hand zukommen. Wir müssen sie als Menschen mit Flügeln denken.

Bei Ezechiel 10. sind es vier Cherubim, die den Thron Gottes tragen, der aber zugleich als in der Luft daherrollender Wagen aufgefasst wird, weshalb jedem der vier Cherubim ein nach allen Seiten bewegliches Rad beigesellt wird. Es sind hier beide Bilder offenbar ineinander gedacht, so dass sie sich wechselseitig decken, der Thron mit den Cherubim und der Wagen mit den Rädern. Beide sind identisch. Ezechiel aber gibt jedem der vier Cherubim vier Gesichter, eines Cherubs, Menschen, Löwen und Adlers, und bezeichnet die Räder als ringsum voller Augen. Was das Cherubsgesicht sey, erhellt aus Ezechiel 1, 7, wo allen Cherubim Rinderfüsse zugeschrieben werden, und aus der Offenbarung Johannis 4, 7, wo die vier Gesichter wiederkehren, anstatt des Cherubsgesichts aber das Kalbs- oder Rindergesicht genannt wird neben dem Menschen-, Löwen- und Adlergesicht. Es kann mithin kein Zweifel seyn, dass den Cherubim Ezechiels die Stiergestalt vorzugsweise zukommt. Der Stier aber hatte bei den Juden eine gute Bedeutung, weil er den Ackerbau fördert, und wegen seiner Stärke, konnte mithin recht wohl eine dem höchsten Gott dienende, im Raume wirkende Kraft bedeuten, und ohne Anstand in die jüdische, wie christliche Vorstellungsweise aufgenommen werden, wenn sie auch Ezechiel ursprünglich von ägyptischen oder altpersischen Flügelgestalten entlehnt haben sollte. Ritter, Erdkunde VIII. 947. Schnaase, Gesch. der bildenden Künste I. 252. – Löwe und Adler sind Könige der Quadrupeden [173] und Vögel, mithin gleich dem Stier Sinnbilder der Kraft; die Flügel und Räder Sinnbilder der schnellkräftigsten Bewegung, die vielen Augen Sinnbilder der göttlichen Allwissenheit neben der Allmacht. Auf seinem Thronwagen von den Cherubim getragen, ist Gott aufgefasst als der im ganzen sichtbaren Weltraum nach allen Seiten Hinwirkende, überall Gegenwärtige.

In der Offenbarung Johannis 4. werden die vier Cherubim Thiere genannt und hat jeder nur einen Kopf, aber jeder einen andern; auch werden hier jedem sechs Flügel zugeschrieben, ein Attribut, das sonst nur die Seraphim auszeichnet, mit denen sie also hier identificirt zu werden scheinen. Die Bedeutung bleibt dieselbe. Das Doppelbild des Cherubim mit vier Köpfen, der zugleich Seraphim ist mit sechs Flügeln, kommt auch auf byzantinischen Miniaturen vor. Didron, icon. p. 464.

Im 5ten Jahrhundert begann man, die vier Thiere auf die vier Evangelisten zu beziehen und denselben als Attribut beizulegen, sofern die „gute Botschaft“ des neuen Bundes die ganze Welt nach allen Richtungen durchdringen und erfüllen sollte. Vgl. den Art. Evangelisten. Im alten Testament und auch noch in der Offenbarung Johannis standen die Cherubim ausschliesslich in Beziehung zu Gott dem Vater. Der heilige Hieronymus bezog sie nun auch auf Gott den Sohn, indem er sagte: Christus est homo nascendo, vitulus moriendo, leo resurgendo, aquila ascendendo. Vgl. Didron, manuel p. 307.

Die Cherubim mit je einem Menschen- und Löwenkopf am idealen Tempel des Ezechiel 41, 18. haben keine andere Symbolik, sondern bezeichnen gleichfalls nur die von Gott ausgehenden Kräfte.

Auf einem alten Bilde bei Agincourt, sculpt. tav. 12. fig. 16. steht die Mutter Gottes zwischen zwei Cherubim, deren Räder ein seltsames Geflecht darstellen. Es ware nicht unmöglich, dass manche ähnliche Geflechte in der christlichen Ornamentik ursprünglich aus solchen Vorstellungen von den Cherubimsrädern [174] hervorgegangen sein könnten. In einem alten Psalterium der öffentl. Bibliothek in Stuttgart (Bibl.-Nr. 23.) sind die Cherubim mehrmals (p. 20b, 96) als ein aus vier Flügeln zusammengesetztes Kreuz gebildet, in dessen Mitte nur ein Menschenkopf, unter dessen beiden wagrechten Flügeln ein Paar Hände und unter dessen unterster Flügelspitze noch ein Paar Füsse hervortreten.