Harlem Tagebuch einer musikalischen Reise (1773) von Charles Burney
Leyden
Haag


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Leyden.


Diese Stadt, welches eine der angenehmsten und besten von Bauart in ganz Holland ist, hat nicht nur eine berühmte Universität, sondern auch ein Theater, auf welchem alle Wochen zwey oder dreymal holländische Stücke vorgestellt werden. Hier ist eben kein grosser Handel, und deswegen pflegen die Amsterdamer hierher zu gehen, wenn sie ihre hübsche runde Summe erworben haben, [246] oder wenn alte und kränkliche Leibesbeschaffenheit ihnen nicht mehr zulassen will, dem Mammon zu fröhnen.

Die Schauspieler und Schauspielerinnen auf dieser Bühne sind nicht von der feinsten Gattung. Das Possenspiel hat noch immer eine Hand mit in der Tragödie, und Jan Pottage hat noch immer sein Wesen in der Komödie. Indessen gefallen diese Vorstellungen solchen Personen, deren Geschmack nach keinen bessern Mustern gebildet ist, und gehn ihnen vielleicht näher ans Herz, als die Tragödien des Sophokles oder die Lustspiele des Menanders thun würden, sollten sie auch itzt in der wahren griechischen Manier aufgeführt werden.

Musik aber – nun ja! Glockenspiele mit der Walze alle Viertelstunden; mit Händen gespielt, zwey oder dreymal in der Woche, des Nachmittags; und grosse Orgeln, schlecht gespielt, nach schlechten Psalmmelodien, das ist alles, was Apoll und die neuen Musen dieser Stadt, so viel nemlich, als ich in Erfahrung bringen können, an Melodie und Harmonie bescheert haben.

Indessen sagte man mir, daß sich hier zu gewissen Zeiten ein sehr geschickter Violinist aufhielte, Herr Vermeulen, welcher die Studenten informirt, die öfters Privatconcerte halten sollen. [247] Allein er war eben abwesend, da ich in Leyden war, und ich hatte also keine Gelegenheit, ihn zu hören.

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