Burggraf Friedrich III. von Nürnberg überbringt dem Grafen Rudolf von Habsburg die Nachricht seiner Erwählung zum deutschen König

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Titel: Burggraf Friedrich III. von Nürnberg überbringt dem Grafen Rudolf von Habsburg die Nachricht seiner Erwählung zum deutschen König
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 72–73, 83–84
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[72–73]

Burggraf Friedrich III. von Nürnberg überbringt dem Grafen Rudolf von Habsburg die Nachricht seiner Erwählung zum deutschen König.
Nach dem Gemälde von H. Knackfuß.

[83] Burggraf Friedrich III. von Nürnberg überbringt dem Grafen Rudolf von Habsburg die Nachricht seiner Erwählung zum deutschen König. (Zu dem Bilde S. 72 und 73.) Noch ist an dem kühlen, frostigen Septembermorgen die Sonne nicht emporgestiegen und nur erst unklar treten die vielen Türme und Mauern der alten Stadt Basel aus dem Nebel hervor. Auch Graf Rudolf von Habsburg, obwohl er früh wach zu sein gewohnt ist, hat sich soeben erst von seinem einfachen Zeltlager erhoben und schickt sich an, im Freien auf dem Kohlacker, wo sie Rast gesucht, mit den wenigen Leuten seines persönlichen Gefolges das Frühmahl einzunehmen. Der jüngste der Knappen ist gerade im Begriff, einen Napf mit dampfendem Brei auf einem als Untersatz zugerichteten, nach oben abgeflachten Kohlkopf aufzutischen, da, inmitten der noch herrschenden nüchternen Ruhe – erst ein leises Zittern des Erdbodens, dann deutlich näherrückend Pferdegetrappel, Unruhe, Lärm – – vor dem Grafen von Habsburg hält eine stattliche Kavalkade, festlich gerüstet. Das dreizipfelige Reichsbanner mit dem schwarzen Adler in goldenem Felde senkt sich zur Huldigung hernieder, und schnell sich niederschwingend von seinem edlen Roß, eilt freudigen Angesichts, in der emporgehobenen Rechten die wichtige Urkunde haltend, die andere Hand zu Gruß und Glückwunsch entgegenstreckend, sein treuer Vetter und langjähriger Kampfgefährte Burggraf Friedrich von Nürnberg auf den Grafen zu. Und mit weithin schallender lauter Stimme verkündet der Bote: „Rudolf Graf von Habsburg, Ihr seid vorgestern in Frankfurt zum deutschen [84] König erwählt worden. Ich habe mich beeilt, Euch die stolze Kunde zu bringen.“ Aber vor Ueberraschuug stumm, die Hände wie zum Gebet ineinander gefaltet, steht regungslos der Graf; weiß er doch, daß mächtigere, einflußreichere Fürsten als er im Reiche vorhanden sind, die Anprüche auf diese höchste, ihm zugedachte Würde erheben. Unwillig, fast beleidigt verbittet er sich, ihn mit einer solchen Meldung zum besten zu halten. Aber Friedrich erwidert: „Das sei ferne, daß ich Euch zum besten halte, den allermächtigsten Herrn!“ Jetzt erst schenkt der Habsburger der Rede seines Freundes williges Gehör. Er erfährt, daß gerade ihn die Kurfürsten unter allen Bewerbern für den geeignetsten gehalten haben, daß er der Mann sei, den nach dem Tode des englischen Schattenkönigs Richard die lange große Not des Reiches erheische. War doch auch der Erwählte wie kaum ein anderer angesehen als klug und thatkräftig, nicht zu reich und nicht zu mächtig, ein Feind der immermehr überhand nehmenden raubsüchtigen Ritter, ein Freund des aufblühenden Städtetums. „Wieviel Gott Ehren giebt dem Mann, deren soll er sich dünken wert“, mit diesen Worteu, berichtet eine Reimchronik jener Zeit, habe nunmehr Rudolf die ihm angetragene Würde angenommen.

Der hier geschilderte welthistorische Auftritt fand statt am 22. September 1273. Rudolf schloß dann sofort mit dem Bischof von Basel Frieden, eilte nach Frankfurt, erklärte sich mit den Bedingungen der Wahl einverstanden und wurde schon am 28. Oktober 1273 in Aachen gekrönt. Als Regent erfüllte er wie wenige die Erwartnngen, die man auf ihn gesetzt hatte. Das kaiserliche Ansehen und den Landesfrieden stellte er wieder her, durch glückliche Erwerbungen und Heiraten machte er sein Haus groß und mächtig, warf auch seinen stärksten Gegner, Ottokar von Böhmen, siegreich nieder, und einzig nur sein letzter Wunsch, die Nachfolge im Reiche nach seinem Tode auf seinen Sohn Albrecht übertragen zu sehen, blieb ihm unerfüllt. – Das prächtige, von Hermann Knackfuß im Auftrag des deutschen Kaisers geschaffene Gemälde, das diesen Liebesdienst verherrlicht, den ein wackrer Hohenzoller einem gleich vortrefflichen Habsburger geleistet, zeigt bis in die kleinste Einzelheit hinein große historische Treue und bildet im königl. Schlosse zu Berlin ein würdiges Gegenstück zu dem von demselben Künstler gemalten Bilde, das eine weniger freundliche Begegnung zwischen Häuptern der Häuser Hohenzollern und Habsburg darstellt, nämlich die Gefangennahme Friedrichs des Schönen durch den Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg in der Schlacht bei Mühldorf am 28. September 1322.