Boetticher:Knille, Otto

Knight, Daniel Ridgeway Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1895) von Friedrich von Boetticher
Knille, Otto
Knilling, Joseph
  Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

[711] Knille, Otto, Historienmaler, geb. zu Osnabrück am 10. Sept. 1832, studirte bis 1854 auf der Ddf. Akademie unter K. Sohn, Th. Hildebrand u. Schadow, dann ein halbes Jahr in Paris unter Couture, brachte die nächsten vier Jahre in München u. endlich drei Jahre in Italien zu, wo er u. a. Titian’s Assunta u. S. Pietro martire copirte. 1865 schmückte er im Auftrage der Königin v. Hannover deren Schloss zu Marienburg bei Hildesheim mit Wandgemälden nach Thüringer Sagen. Im folgenden Jahre liess er sich in Berlin nieder. 1875 wurde er als Lehrer an die Berl. Akad. berufen, 1877 erhielt er den Professortitel. Nach fast zehnjähr. akad. Lehrtätigkeit gab er dieselbe auf u. wurde im October 1885, als Nachfolger von L. Knaus, Vorsteher eines Meisterateliers. Den Unterrichtsumfang des letztern erweiterte er 1889 durch Einrichtung eines Actcursus, an dem nicht nur die Schüler seines Ateliers, sondern auch andere Künstler teilnahmen. Knille ist seit 1880 Mitgl. der Berl. Akademie, in dessen Senat er gleichfalls gewählt wurde, u. besitzt seit 1876 die kleine, seit 1881 die gr. gold. Med. der Berl. akad. Ausstellung.

I. Oelgemälde. Bearbeiten

1. Verwüstung eines Dominicanerklosters im deutschen Bauernkriege. Erstes Bild, 1851 oder 52 gemalt. Ungef. Grösse 3½′:2½′. E: Reg.-R. v. Prott, Hannover. – Hannov. 50. A. d. KV. 82.
2. Gefangene Edelleute im deutschen Bauernkriege. Ungef. Gr. 6′:5′. In England.
3. Totilas, König der Ostgoten, flieht aus der Schlacht bei Taginae. 1855 gem. Ungef. Gr. 8′:6′. In Manchester.
4. Bacchus u. der Zecher. Ungef. Gr. 2′:1⅓′.
5. Goten im Tempel der Athene. Zwei Krieger, die nach Eroberung Athen’s plündernd in den Tempel gedrungen, stehen vor dem Bilde der Göttin wie gebannt. Pendant zum vorigen. Nr. 5 wurde vom Münch. Künstlerverein verlost.
6. Cid Campeador siegt noch als Leiche über seine Feinde. Der tote Cid, auf sein Streitross gesetzt, aus Valencia reitend, wird den Mauren ein Schrecken. 1858 gem. Ungef. Gr. 7′:5½′. Aus d. Gal. des Königs Georg v. Hannover, seit Anfang 1887 im Neuen Museum zu Hannover. – Münch. allg. d. KA. 58.
7. Eine j. Nonne wird unter Fackelgeleit von Mönchen u. Nonnen, voran die Aebtissin, zur Einmauerung geführt. h. 0,56, br. 0,95. Von K. kurz vor seiner Reise nach Italien gemalt. E: Mus. Hannover, angek. 1861. – Hannov. KA., eröffnet Febr. 61.
8. Fra Angelico da Fiesole malt im Kloster San Marco zu Florenz. Ungef. Gr. 5′:3½′. E: Mus. Hannover. – Oesterr. KV. 66.
9. Fra Angelico malt in S. Marco. Wiederholung. Im Besitz eines Geistlichen zu Freiburg i. Breisgau.
10. Kinder von einer Hexe erschreckt. Ungef. Gr. 1′:9″. E: Herzog v. S. Coburg-Kohary, Wien. – Oesterr. KV. 66.
11. Mönch in einer Krypta. Ungef. Gr. 1′ 3″:9″. E: Consul Lürman, Bremen.
12. Aufruf zum Kampf. Colossales Velarium für den Einzug der siegreichen Truppen in Berlin 1871. E: Magistrat von Berlin. Sollte später (nach 1875) zum Schmuck der Aula des ascanischen Gymnasiums verwendet werden.
13. Tannhäuser u. Venus. Bez: Otto Knille 1873. h. 2,69, br. 2,83. E: Nat.-Gal. Berlin, angek. 1873. Photogravüre der Phot. Ges. imp. Ausgestellt in d. Berl. Akad., Ende 73; Berl. ak. KA. 74.

[712]

14. Grisailles für die G. Freytag-Galerie. E: E. Schloemp, Leipzig. Die Compos. „Gottfried u. Winfried“: Münch. int. KA. 79.
15. Vier friesartig auf Goldgrund ausgeführte Wandgemälde für den Neubau der Berliner Universitätsbibliothek: Darstellung von vier Hauptepochen geistiger Cultur an den Stätten ihrer hervorragendsten Wirksamkeit.
I. Fries. Die classische Cultur. Athen. Platon mit seinen Schülern philosophirend. Gymnastik (Epheben in der Palaistra). Der Carton „Griech. Jugenderziehung“ ist von Wilh. Geissler in Facsimile-Tondruck ausgeführt worden. Holzschn. „Illustr. Z.“ 86. – Berl. ak. KA. 76; Par. WA. 78; Ddf., 4. allg. d. KA. 80; Berl. Jub.-A. 86.
II. Fries. Die mittelalterlich-scholastische Cultur. Paris. Die Sorbonne. Disputation vor Ludwig dem Heiligen. Thomas v. Aquino verteidigt eine These gegen Albertus Magnus. – Berl. ak. KA. 79; Ddf., 4. allg. d. KA. 80; Wiener int. KA. 82; Berl. Jub.-A. 86, Abb. (Fragm.) im Kat.
III. Fries. Die humanistische Cultur. Wittenberg. Begrüssung der Reformatoren durch die Humanisten. Abb. in „Lützow’s „Z. f. b. K.“ 1882. – Berl. ak. KA. 81, Abb. (Fragm.) im Kat.; Berl. Jub.-A. 86.
IV. Fries. Die moderne Cultur. Weimar 1803. Gruppe der Hauptvertreter geistigen Lebens unsres Zeitalters. Bez: Otto Knille 1884. – Berl. ak. KA. 84, Abb. (Fragm.) im Kat.; Berl. Jub.-A. 86.
Der ganze vierteilige Fries (jeder Teil h. 1,47, br. 3,64) wurde in 11¼ Jahren, 1873 bis 1. Apr. 1884, vollendet. – Berl. Jub.-A. 86.
16. Auszug der Zwerge. Felspartie. Bez: Otto Knille 1886. – Berl. Jub.-A. 86.
17. Hadrian u. Antinous. Grisaille zu Georg Ebers’ „Der Kaiser“ – Berl. ak. KA. 88.

II. In Tempera, in Wachs- u. in Kaseinfarben ausgeführte Gemälde. Bearbeiten

1. Erste Landung der Römer in den Marschen. Temperagemälde in einem Saal des Dichters Hermann Allmers zu Rechtenfleth in der Osterstader Marsch am rechten Weserufer. 1864 gemalt. Ungef. Gr. 8 bis 9′:2½′. Holzschn. nach des Künstlers eigner Aufzeichn. „Illustr. Z.“ 67.
2. In Wachsfarben ausgeführte Wandgemälde auf dem der Königin von Hannover gehörigen Schlosse Marienburg bei Hildesheim. Hauptbild „Barbarossa im Kyffhäuser“. Die übrigen Gemälde behandeln deutsche Sagenstoffe. 1865 begonnen.
3. Die Hansa, der Borussia ihre Huldigung darbringend. In Wachsfarben auf Lwd. ausgeführtes Gemälde von 27′ H. u. 25′ Br., welches, mit Hilfe Arthur Fitger’s in 9 Tagen hergestellt, die von Heinr. Müller erbaute Börsenhalle Bremen’s während des dem Könige Wilhelm 1869 gegebenen Festes schmückte. Abb. „Illustr. Z.“ 69.
4. Die Hochzeit zu Kana. Dreigliedrige Composition. Wandgem. im Altarraum der neuen Kirche zu Golm bei Potsdam. Nach den Entwürfen u. unter Leitung Prof. Knille’s in Kaseinfarben ausgeführt von dessen Schülern Dannenberg u. Meyer 1887.

III. Zeichnungen, Aquarelle. Bearbeiten

1. Der Festzug düsseldorfer Künstler zum Frühlingsfeste 1850. Bleistiftz. v. 20–25′ L. E: Herzog von Coburg-Kohary in Wien. War im Besitz des Bildhauers Hans Gasser, Wien, versteigert mit dessen Nachlass. April 69. - Köln, 2. allg. d. u. hist. KA. 61. Ein „Festzug der düsseldorfer Künstler“, Fries von 24′ Länge, war im Ver. d. preuss. Kunstfreunde Anfang 1853 ausgestellt.
2. 3. Die Weihe des Kriegers; Die Krönung des Sängers. Aquarelle. – Berl. ak. KA. 70.
4.–6. Federzeichnungen zu Scherr’s „Germania“: Goten auf der Wanderung; Narses; Einmauerung einer Nonne. – Berl. ak. KA. 79; Wiener JA. 81.
7. Gründung von St. Gallen. Federz. E: W. Spemann, Stuttg.
8. Wettlauf in Olympia. Federz. zu Jac. v. Falke’s „Hellas u. Rom“. – Berl. ak. KA. 79: Wiener JA. 81.
9. Nächtlicher Ueberfall. Aquarell. – Berl. ak. KA. 79.
10. Drei Federz. nach pergamenischen Sculpturen. – Berl. ak. KA. 80.
11. 12. Alter Engadiner Bauer. Brustb. Bez: Otto Knille 1880; Schiffer vom Gardasee. – Berl. ak. KA. 88. Abb. beider im Kat.
13. Christus. „Siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende“.
14. Byzantiner. Brustb. Zeichnung. Holzschn. „Illustr. Z.“ 91.
11–14 E: Kaiserin Wittwe Victoria. – Berl. ak. KA. 88.

Schrieb: „Grübeleien eines Malers über seine Kunst“. Berlin 1887.

(Zum Teil nach handschriftlichen Mitteilungen).

Nachträge und Berichtigungen Bearbeiten

(Die mit einem * bezeichneten Bilder befanden sich auf der Berliner Ausstell. von Werken der lebenden in- u. ausländischen Mitglieder der Akademie, Weihnachten 1893).
[978] Knille, Otto, Professor, in Berlin, geb. zu Osnabrück am 10. Sept. 1832.

a)* Die beiden in Oel gemalten Friese „Sorbonne“ u. „Wittenberg“ (No. 16, II. u. III.) sind Eigentum der Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin.
b)* c)* „Sylt, Landschaft“; Holzhütte im Walde. Im Besitz des Künstlers.