Boetticher:Jäger, Gustav

Jäger, Friedrich Wilh. Johannes Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1895) von Friedrich von Boetticher
Jäger, Gustav
Jäger, Gustav Maria
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[604] Jäger, Gustav, Historienmaler, geb. zu Leipzig am 12. Juli 1808, gest. daselbst am 19. April 1871. Nach kurzen Vorstudien auf der Leipz. u. der Dresd. Akad. ging er, 22 Jahre alt, 1830 nach München, wo er in Julius Schnorr v. C. seinen Lehrer fand, dem er dann [605] auch bei Ausführung der Wandgemälde im Königsbau behilflich war. 1836–37 besuchte er Rom, wo er auch ein Gemälde „Bileam mit dem Engel“ vollendete. Sehr willkommen erschien ihm ein Auftrag der Cotta’schen Buchh., für eine neue Bibelausgabe eine Reihe von mehr als 50 Zeichnungen zu componiren, deren Ausführung in Holzschnitt nur durch die Kleinheit des vorgeschriebenen Formats beeinträchtigt wurde. Eine grössere Aufgabe bot ihm die Ausschmückung des Herderzimmers im Schloss zu Weimar, wo jedem der vier grossen Dichter, denen die Stadt ihren Ruhm verdankt, die Wände je eines Zimmers zu Darstellungen aus den beliebtesten Schöpfungen derselben geweiht wurden. Während seiner die Jahre 1846–48 beanspruchenden Tätigkeit in Weimar wurde Jäger 1847 zum Director der Leipz. Kunstakademie, Vorstand der Oberclasse u. eines Ateliers ernannt; doch übernahm er noch 1850 die Vollendung einer der Schnorr’schen Fresken im vierten Nibelungensaale der Münch. neuen Residenz. Die Leitung der Akademie behielt er bis an seinen Tod. Ein Ausstellung seiner hinterlassenen Werke veranstaltete der Leipz. KV., Nov. 71.

I. Oelgemälde.

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1. Hiob u. seine Freunde. Oelfarbenskizze. h. 9″, br. 12″. Kam 1832 in den Besitz des Erbgrossh. v. Sachsen-Weimar. Gest. von E. Stölzel 1833. qu. fol., f. d. Bilderchron. d. Sächs. KV. 1832. – Dresd. ak. KA. 32.
2. Christus den Blinden heilend. Skizze. – Dresd. ak. KA. 32.
3. Johannes’ Beschneidung. h. 24″, br. 19″. E: Maler A. Friedrich durch d. Sächs. KV. Gest. von J. Thäter. qu. fol. Bilderchr. d. Sächs. KV. 1833.
4. Moses in der Schlacht wider die Amalekiter, von Aaron u. Hur im Gebet unterstützt. h. 1,14, br. 1,67. E: Königin von Sachsen. Gest. von E. Stölzel. qu. fol. Bilderchron. d. Sächs. KV. 1836. – Münch. KA. 35; Dresd. ak. KA. 36.
5. Moses’ Bestattung durch Engel, h. 0,33, br. 0,43. E: Städt. Mus. Leipzig. Angek. vom KV. 72. Ein Bild „Das Begräbniss Moses’“ hatte der Sächs. KV. f. seine Verlosung 1839 erworben.
6. Grablegung Christi. h. 2,15, br. 2,16. E: Städt. Museum Leipzig, angek. vom KV. 69. Münch. KA. 45.
7. Verklärung Christi. Während Jäger’s Aufenthalt in Weimar gemalt. Gest. von L. Friedrich 1851. qu. fol.
8. Die Salbung Christi durch die Sünderin im Hause des Pharisäers Simon. Jetzt in Belgien. – Dresd. ak. KA. 52, Münch, allg. d. KA. 58.
9. Apotheose des Moses. Der Leichnam desselben von Engeln getragen. Bez: G. Jäger 1854. In Berl. Privatbesitz. – Berl. Jub.-A. 86, hist. Abteil.
10. Christus am Kreuz. – Dresd. ak. KA. 55.
11. Die Vermählung der h. Catharina mit dem Jesuskinde. Bez. m. Monogr. GJ 1855. Rund, Durchm. 0,41. E: Gal. Dresden, angek. 1855. – Dresd. ak. KA. 55.
12. „Lasset die Kindlein zu mir kommen.“ Oelskizze. – Dresd. ak. KA. 62.
13. Die Trauer am Leichnam Christi. Altarbild in der Stadtkirche zu Lengenfeld. 1863 gem. Farbenskizze im Album der Dresd. Akad.
14. Kreuztragung Christi. In lebensgr. Ausführung. – Dresd. ak. KA. 67; Wien, 3. allg. d. KA. 68; Berl. ak. KA. 72.
15. Heilige Nacht. – Dresd. ak. KA. 72.

II. Wandgemälde.

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1. Seine mehrjährige Beteiligung bei Ausführung der Schnorr’schen Kaisergeschichten im Saalbau der Münch. Residenz.
2. Wandgemälde im Herderzimmer des Schlosses zu Weimar. 1846–48 ausgeführt. Ringsumlaufender Fries von etwa 1,25 Höhe, dessen Lang- u. Schmalseiten, in je drei Felder gegliedert, die verschiedenen Richtungen der literar. Tätigkeit Herder’s zum Ausdruck[WS 1] bringen. Das Mittelbild des ersten Feldes zeigt die griech. u. die oriental. Mythe in den Gestalten der Athene u. des ägypt. Harpokrates, als Seitenbilder den „Schwan des Paradieses“ und „Homer, den Günstling der Zeit“; das zweite Feld: Poesie u. Geschichte neben zwei Bildern aus dem Cid; das dritte Feld: Sage u. Legende neben den „Fremdlingen“ u. dem „Bilde der Andacht“; das vierte Feld endlich: Theologie u. Humanität mit der Parabel vom „Barmherz. Samariter“ u. der „Verklärung Christi“. Fresken auf ockergelbem Grunde.
3. Wandgemälde in der Kirche zu Schönefeld bei Leipzig.
4. Wandgemälde in der Kirche zu Pötschau bei Leipzig.
5. Wandgemälde in der Aula der Teichmann’schen Schulanstalt zu Leipzig.

III. Cartons u. Zeichnungen, Aquarelle.

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1. Moses im Gebet während der Amalekiterschlacht. Carton zum Oelgem. h. 1,14, br. 1,67. E: Mus. Weimar, angek. 1873.
2. Die Bekehrung des Kämmerers aus Mohrenland. G. J. erf. u. gez. 1836 in M. qu. fol.
3.–6. Vier friesartige Bll. Bleistiftz. qu. fol. Bez: G. Jäger 1839. Auf einem Bl. wird einem Fürsten gehuldigt, auf dem andern einem auf seinem Maultier sitzenden Papste; auf dem dritten wird ein Vertrag zwischen Kaiser u. Papst abgeschlossen; auf dem vierten liegt der Kaiser dem Papste zu Füssen. E: Samml. d. Handzeichn., Dresden.
7. Tod eines Fürsten. Bez: G. Jäger 1839. Bleistiftz. kl. qu. fol. E: Samml. d. Handzeichn., Dresden.
8. Zehn Kreidecartons zu den Wandgemälden im Herderzimmer des Schlosses zu Weimar:
1) Poesie u. Geschichte, h. 1,35, br. 1,21.
2) Homer, den Griechen singend, h. 1,10, br. 2,25. Gest. von Ed. Schuler. – Dresd. ak. KA. 48.
3) Der griech. Maler Sophronios erblickt im Traum die Madonna. Nach Herder’s Gedicht „Bild der Andacht“, h. 1,19, br. 1,99. Gest. von C. Lödel f. d. Leipz. Künstler-Alb. 1858. qu. fol. – Dresd. ak. KA. 48.
1)–3) E: Städt. Mus. Leipzig, Geschenke des Dr. Herm. Härtel 1860.
4) Der Cid die huldigenden Mohren an den König weisend. h. 1,10, hr. 2,34.

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5) Columbanus zieht mit seinen Gefährten von Schottland aus, um in Deutschland das Christentum zu predigen. Nach Herder’s Gedicht „Die Fremdlinge“. h. 1,05, br. 1,915. – Dresd. ak. KA. 48.
6) Sage u. Legende, h. 1,27, br. 1,110. – Dresd. ak. KA. 48. Eine Bleiz. besitzt die Stadtgemeinde München, Samml. Maillinger. 4.
7) Pallas u. Harpokrates. h. 1,26, br. 1,11.
8) Des Cid letzte Berufung durch Petrus, h. 1,07, br. 0,53.
9) Theologie u. Humanität, h. 1,23, br. 1,12.
10) Henoch-Idris mit dem Schwane des Paradieses. h. 1,095, br. 0,56.
4)–10) E: Städt. Mus. Leipzig, Geschenk der Erben des Künstlers 1889.
9. Poesie u. Geschichte. Zeichnung. Die oben unter 1) genannte Composition, vom Künstler als Zeichnung zum K. Ludw.-Album gestiftet. In Kupfer gest. von Conr. Geyer, fol. Eine Bleizeichnung 4. besitzt die Stadtgemeinde München, Samml. Maillinger.
10. Zwölf Aquarellbilder nach den Wandgemälden im Herderzimmer zu Weimar:
I. Gruppe:
1) Griech. u. morgenländ. Mythe: Pallas u. Harpokrates;
2) Henoch-Idris mit dem Schwan des Paradieses;
3) Homer.
II. Gruppe:
4) Poesie u. Geschichte;
5) Der Cid die huldigenden Mohren an den König weisend; Des Cid letzte Berufung durch Petrus.
III. Gruppe:
7) Sage u. Legende;
8) Sophronios erblickt im Traum die Madonna;
9) Auszug der irischen Benedictiner zur Bekehrung Deutschland’s.
IV. Gruppe:
10) Theologie u. Humanität;
11) Der barmherzige Samariter;
12) Die Verklärung Christi.
Die Mittelbilder 1) 4) 7) u. 10): h. 0,24, br. 0,20.
Die Höhenbilder 2) u. 6): h. 0,19, br. 0,10.
Die Breitenbilder 3) 5) 8) 9) 11) 12): h. 0,18, br. 0,32.
Sämmtl. zwölf Aquarelle bez. m. Monogr. GJ. E: Städt. Mus. Leipzig, angek. vom KV. 1866.
11. Die Taufe Christi. Zeichnung. Bez. in. Monogr. GJ.
12. Die Hochzeit zu Cana. Zeichnung.
11 u. 12 lith. von M. Fanoli. gr. qu. fol.
13. Entwurf zu Deckengemälden in der Kirche zu Schönefeld bei Leipzig. „Moses u. Abraham“ (Feld am Haupteingange); „Die vier grossen Propheten u. David“ (Mittelfeld). Im Felde darüber „Die vier Evangelisten“ u. über dem Altarplatze „Christus“. Sepiazeichn.
14. Aquarellskizze zu vorstehendem Entwurf.
13 u. 14 Dresd. ak. KA. 70.

Vgl. Jordan, Max „Gedächtnissrede auf Gustav Jäger bei Ausstellung der hinterlass. Werke im Kunstverein zu Leipzig am 26. Nov. 1871 gehalten“. Leipzig 8.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Druckfehlerberichtigung siehe Druckfehler: S. 605 b, Z. 17 v. o. lies Ausdruck statt Abdruck.