Biographische Notizen von Franz Leppig Mechanikus

Textdaten
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Titel: Biographische Notizen von Franz Leppig Mechanikus
Untertitel:
aus: Neue Fränkisch-Würzburgische Chronik. 1811. Sechstes Jahr. S. 17–21.
Herausgeber: Joseph Anton Oegg
Auflage:
Entstehungsdatum: 1811
Erscheinungsdatum: 1811
Verlag: Carl Philipp Bonitas
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Erscheinungsort: Würzburg
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Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung: Kurzbiografie von Franz Leppich
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[aus No. II. Würzburg den 12ten Januar. unter Zeitgeschichte:]

[17]
1)
Biographische Notizen
von Franz Leppig Mechanikus.
(Fortsetzung von Nro. I. 1.)

Franz Leppich wurde im Jahr 1778 den 15ten October zu Müdesheim im großherzogl. Landgerichte Arnstein geboren. Seine Aeltern gemeine Bauersleute, liesen Ihm den ersten Unterricht in der lateinischen Sprache zu Würzburg ertheilen, von da kam er auf das Gymnasium zu Münnerstadt, wo er die 2 ersten grammatikalischen Classen besuchte. — Er gieng hierauf als Cadette in östreichische Dienste, blieb [18] daselbst bis zum Jahr 1798 und trat, nachdem er seine Dimmission genommen hatte, in englische Dienste. In diesen stand er etwas länger als 3 Jahre, und hatte sich bis zum Posten eines Capitains emporgeschwungen — Nach dem Frieden von Ammiens nahm er auch hier seine Dimmission, kehrte nach Deutschland zurück, und widmete sich der Handlung, zu welchem Ende er sich zu Altona häußlich niederließ. Bey dieser Gelegenheit machte er die Bekanntschaft des berühmten Mechanikus Rieffelsen, welcher aus Angeln an der Gränze von Schleswieg gebürtig — damals das Dänischen bereißte. — Leppich hatte schon in seiner frühesten Jugend eine bis zur Leidenschaft gestiegene Lust zur Mechanik, und eben so viel Talent bewießen — [19] Als Knabe von 12–13 Jahren beschäftigte er sich immer mit mechanischen Arbeiten, und nachdem er einmal ein Clavier spielen gehört hatte, wurde in ihm der Gedanke rege, ein solches musikalisches Instrument nachzuahmen — Sein Geist war viel zu rasch, als daß er mit dem Gedanken nicht sogleich zur Ausführung hätte schreiten sollen — Ob er nun gleich die innere Mechanik des Instrumentes nicht gesehen hatte, und ausser einem Hammer, Bohrer, einem alten Hobel, Schnitzmesser und einem alten Tische, der ihm zu Hobelbank dienen mußte — weiter keine Werkzeuge besaß; so war er doch glücklich genug ein Tasteninstrument mit einer besondern Mechanik nach eigner Erfindung zu Stande zu bringen, welches sein Schwager lange Zeit benützte, bis es durch die Wuth des Krieges vertilget wurde. — Leppichs Talent erfoderte nur Gelegenheit zur Ausbildung. — Nichts konnte daher unserem L. erwünschter und vollkommner seyn, als die Bekanntschaft mit einem Mechanikus der eben so erfindungsreich, als glücklich und geschickt in der Ausführung seiner Erfindungen ist, — wie der Fall bey Riefelsen eintrat. — Dieser war der Mann, welcher im Stande war nicht nur Leppichs schlummernde Anlage zur höheren Mechanik zu wecken, ihn mit den Geheimnißen derselben bekannt zu machen, das rasche Genie zu leiten, und die geweckten Ideen zu berichtigen — sondern auch als ausübender Künstler denselben mit den vortheilhaftesten Handgriffen zur glücklichen Ausführung mechanischer Entwürfe bekannt zu machen. Leppich hielt sich daher beständig in Rieffelsen’s Werkstätte auf, um mit ihm zu arbeiten — Zu derselben Zeit war dieser eben mit der Ausführung eines von ihm erfundenen musikalischen Tasteninstrumentes beschäftigt, welches durch winkelförmig gebogene Messing-Stäbe mittels eines laufenden metallnen Cylinders in Vibration gesetzt — Töne von sich geben sollte — und von [20] einem Zeitungsschreiber, der es zufällig in der Werkstätte sah Melodica genannt wurde. — An dem Baue dieses Instrumentes nahm Leppich thätigen Antheil — Diese Melodica wurde nach ihrer Vollendung in Altona, Koppenhagen und Kiel einigemal gehöret. Sie hatte aber noch die Unvollkommenheit, daß wenn die tieferen Töne angegeben wurden, die höhere Octaven mit resonirten. — Ueberhaupt mangelte es dieser Erfindung noch an einer richtigen Mensur, weshalb in Hinsicht der Reinheit, Gleichheit und Völle, oder Quantität und Qualität des Tones noch wichtige Foderungen an den Künstler gemacht werden konnten. Leppich war es, der Rieffelsen zuerst auf die Theilung der Maschine aufmerksam machte, um hiedurch das Mittönen der höheren Stäbe zu verhindern, wodurch eine der wesentlichsten Unvollkommenheiten der ersten Erfindung glücklich beseitiget ward.

Während Napoleons Aufenthalte in Wien hatte Leppich die Ehre, demselben als Künstler produciret und mit Beyfall von dem Monarchen aufgenommen zu werden.

Leppich erbaute nun während seines Aufenthalts in Wien ein der obenerwähnten Rieffels’schen Melodica ähnliches Instrument, aber mit so wesentlichen Verbesserungen, daß durch dieselben nicht nur die Mängel, welche der Rieffels’schen Melodica den Rang unter den vollendeten Tasteninstrumenten streitig machten, gänzlich beseitiget, sondern auch die Haupt-Ideen des Erfinders in möglichster Vollkommenheit glücklich ausgeführet wurden. Leppich nannte es Panmelodikon. Wenn gleich unser Leppich selbst, die Ehre der ersten Erfindung seinem Freunde Riefelsen strittig zu machen weit entfernet, vielmehr dieselbe seinem Freunde öffentlich vindiciret hat, so muß derselbe demnach als Miterfinder um deswillen angesehen [21] werden, weil ohne Leppichs glücklichen Erfindungsgeist auf der Riefels’schen Melodica die Foderungen des ausübenden Tonkünstlers nie hätten befriedigt werden können. –

Leppich wußte durch mechanische Kunstgriffe nicht nur das fehlerhafte Mittönen der Octaven, hinwegzuschaffen, sondern auch durch eine richtigere neuerfundene Mensur; welche die Seele der relativen Tonmasse eines Instrumentes ist, dem produzirten Tone die mögliche Schönheit, vollkommne Reinheit, verhältnismäßige Völle und Stärke zu geben. Bey dem Entwurfe dieser Mensur, machte Leppich durch die dabey gemachten Versuche, die wichtige Entdeckung: daß auch ohne winkelförmige Stäbe und Cylinder, noch schönere und viermal stärkere Töne hervorgebracht werden können. Diese ihm nun ganz eigene Erfindung ist Leppich gesonnen ehestens zu Paris, wohin dermal seine Reiße gerichtet ist, durch den Bau eines neuen Instrumentes zu bewähren, worauf er nach seiner Versicherung bereits einige Bestellungen angenommen hat.

(Die Fortsetzung folgt.)[WS 1]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. In den folgenden Ausgaben findet sich keine Fortsetzung mehr. Das Blatt erschien zuletzt am 28. Dezember 1811 (No. LII). In No. L kündigte der Herausgeber eine neue Zeitschrift an: Chronick der Denkwürdigkeiten älterer und neuerer Zeiten für das Großherzogthum Würzburg.