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Als Knabe von 12–13 Jahren beschäftigte er sich immer mit mechanischen Arbeiten, und nachdem er einmal ein Clavier spielen gehört hatte, wurde in ihm der Gedanke rege, ein solches musikalisches Instrument nachzuahmen — Sein Geist war viel zu rasch, als daß er mit dem Gedanken nicht sogleich zur Ausführung hätte schreiten sollen — Ob er nun gleich die innere Mechanik des Instrumentes nicht gesehen hatte, und ausser einem Hammer, Bohrer, einem alten Hobel, Schnitzmesser und einem alten Tische, der ihm zu Hobelbank dienen mußte — weiter keine Werkzeuge besaß; so war er doch glücklich genug ein Tasteninstrument mit einer besondern Mechanik nach eigner Erfindung zu Stande zu bringen, welches sein Schwager lange Zeit benützte, bis es durch die Wuth des Krieges vertilget wurde. — Leppichs Talent erfoderte nur Gelegenheit zur Ausbildung. — Nichts konnte daher unserem L. erwünschter und vollkommner seyn, als die Bekanntschaft mit einem Mechanikus der eben so erfindungsreich, als glücklich und geschickt in der Ausführung seiner Erfindungen ist, — wie der Fall bey Riefelsen eintrat. — Dieser war der Mann, welcher im Stande war nicht nur Leppichs schlummernde Anlage zur höheren Mechanik zu wecken, ihn mit den Geheimnißen derselben bekannt zu machen, das rasche Genie zu leiten, und die geweckten Ideen zu berichtigen — sondern auch als ausübender Künstler denselben mit den vortheilhaftesten Handgriffen zur glücklichen Ausführung mechanischer Entwürfe bekannt zu machen. Leppich hielt sich daher beständig in Rieffelsen’s Werkstätte auf, um mit ihm zu arbeiten — Zu derselben Zeit war dieser eben mit der Ausführung eines von ihm erfundenen musikalischen Tasteninstrumentes beschäftigt, welches durch winkelförmig gebogene Messing-Stäbe mittels eines laufenden metallnen Cylinders in Vibration gesetzt — Töne von sich geben sollte — und von [20] einem Zeitungsschreiber, der es zufällig in der Werkstätte sah Melodica genannt wurde. — An dem Baue dieses Instrumentes nahm Leppich thätigen Antheil — Diese Melodica wurde nach ihrer Vollendung in Altona, Koppenhagen und Kiel einigemal gehöret. Sie hatte aber noch die Unvollkommenheit, daß wenn die tieferen Töne angegeben wurden, die höhere Octaven mit resonirten. — Ueberhaupt mangelte es dieser Erfindung noch an einer richtigen Mensur, weshalb in Hinsicht der Reinheit, Gleichheit und Völle, oder Quantität und Qualität des Tones noch wichtige Foderungen an den Künstler gemacht werden konnten. Leppich war es, der Rieffelsen zuerst auf die Theilung der Maschine aufmerksam machte, um hiedurch das Mittönen der höheren Stäbe zu verhindern, wodurch eine der wesentlichsten Unvollkommenheiten der ersten Erfindung glücklich beseitiget ward.

Während Napoleons Aufenthalte in Wien hatte Leppich die Ehre, demselben als Künstler produciret und mit Beyfall von dem Monarchen aufgenommen zu werden.

Leppich erbaute nun während seines Aufenthalts in Wien ein der obenerwähnten Rieffels’schen Melodica ähnliches Instrument, aber mit so wesentlichen Verbesserungen, daß durch dieselben nicht nur die Mängel, welche der Rieffels’schen Melodica den Rang unter den vollendeten Tasteninstrumenten streitig machten, gänzlich beseitiget, sondern auch die Haupt-Ideen des Erfinders in möglichster Vollkommenheit glücklich ausgeführet wurden. Leppich nannte es Panmelodikon. Wenn gleich unser Leppich selbst, die Ehre der ersten Erfindung seinem Freunde Riefelsen strittig zu machen weit entfernet, vielmehr dieselbe seinem Freunde öffentlich vindiciret hat, so muß derselbe demnach als Miterfinder um deswillen angesehen

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unbekannt: Biographische Notizen von Franz Leppig Mechanikus. Carl Philipp Bonitas, Würzburg 1811, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_fr%C3%A4nkisch_w%C3%BCrzburgische_Chronik-Biographische_Notizen_Leppich-19-21.pdf/2&oldid=- (Version vom 22.8.2016)