Beytrag zur Lebensgeschichte des vor kurzen verstorbenen Arztes, D. Johann Fridrich Glasers

Textdaten
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Autor: Johann Friedrich Glaser
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Titel: Beytrag zur Lebensgeschichte des vor kurzen verstorbenen Arztes, D. Johann Fridrich Glasers
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 6, S. 411-423
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum: 1768
Erscheinungsdatum: 1793
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
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II.
Beytrag zur Lebensgeschichte des vor kurzen verstorbenen Arztes, D. Johann Fridrich Glasers
(Aus einem eigenhändigen Brief desselben.)
Für Dero Hochgeneigte Recommendation meiner Person bey S. T. Herrn Hofrath und Leibmedicus D. Trew zu Nürnberg, als Direct. Akad. N. C. statte ich hiemit meinen geziemenden Dank gehorsamst ab. Allein, wenn ich gewust hätte, daß man solche Schwierigkeiten machen würde, so würde ich mich auch wohl noch ein paarmal bedacht haben, die Zuschrift an solche Academie zu richten. Ich will, mit Dero Erlaubniß, Ihnen rein heraus beichten, und meines Herzens Meynung dabey eröffnen; da ich glaube, Ew. Excellenz werden die Sache nach Billigkeit beurtheilen. Ich will mir aber Dero hohe Erlaubniß und Geduld zum Lesen ausbitten,| und daß ich mich hier über diese Sache, deren Wichtigkeit es zu erfordern scheinet, ausführlich expectoriren darf. Ich würde nämlich sogleich mein Curriculum vitae lateinisch aufsetzen, auch ein Paar Observationes Medicas so bald mit beyfügen, wenn mir nicht ein Umstand etwas Bedenken machte und rieth, mit solchen Aufsätzen nicht zu eilen, bis ich Ihnen erstlich solchen Umstand in gehorsamsten Vertrauen eröffnet, und vorläufig einige Nachricht von meiner Geburt und Lebenslauf gegeben, oder, wenn Sie vielleicht schon davon wissen, Ihnen die Sache vollend deutlich gemachet habe.
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 Ich kann mich nämlich nicht rühmen, daß ich von vornehmen Eltern gezeuget wäre; und will Ihnen sagen, daß mein Vater Herzogl. Meiningischer Scharfrichter (unter welchen Namen man aber ja nicht eine Excoriatorem, sondern bloß einen Executorem Iustitiae verstehen wolle) gewesen, der mich, als sein jüngstes Kind, in seinem spaten Alter noch in Wasungen gezeuget hat; welcher mir aber gar frühzeitig in meinen angehenden Knaben-Jahren durch den Tod entrissen worden. Meines Vaters gute Aufführung und beliebtes Wesen hat ihm nicht nur bey seiner höchsten Landes-Obrigkeit Gnade erworben, als auch sonst bey vornehmen und geringen Personen Gewogenheit erwecket und erhalten; weswegen er auch in Wasungen noch immer in gutem Andenken ist. Man hat ihm damahls daselbst mehr, als einmahl das Bürgerrecht anzunehmen| angeboten (da an mehrern Orten die Scharfrichter sogleich auch wirklich Bürger mit sind); das er aber aus andern Bedenken und da es nicht nöthig gehabt, um keine bürgerlichen Onera zu tragen, nicht angenommen hat. So viel ich in meiner Kindheit gehöret und mich noch erinnere, so sind dessen Ureltern ansehnliche Leute in Sachsen und Voigtlande gewesen, die aber im 30jährigen Kriege vertrieben und genöthiget worden, solche Profeßion zu ergreifen. Meine Mutter ist des ehemahligen Scharfrichter Wahls zu Schmalkalden Tochter gewesen; die mir der Tod auch noch in meinen Jünglingsjahren frühzeitig geraubet hat. Zu meinen Tauf-Pathen habe ich den Rathsverwandten Herrn Friedrich Seifferten zu Wasungen, und des Gemeinde-Vorstehers und Gerbers Lotzen Tochter in Meiningen gehabt. Man erzehlet mir, daß schon in meiner zarten Jugend eine starke Neigung zum Studiren und vornehmlich eine Lust zur Physic und Medicin und eine besondere dazu schickliche Fähigkeit an mir wäre bemerket worden. Weil nun mein weit älterer Bruder, eben auch solche Neigung zum Studiren und auch eine Abneigung zu seines Vaters Profeßion von sich hat merken lassen; und, als man ihn nicht zum Studiren gelassen, dennoch, als ein Avtodidactos, schon damahls ein starker Künstler geworden, wovon ich hernach einige Erwehnung thun werde: so hätten meine Eltern, auf Einreden vornehmer| und kluger Leute den Vorsatz bekommen, mir in meiner Lust zu den Studiis nicht hinderlich, sondern beförderlich zu seyn, und deßwegen mich fleißig zur Schule angehalten. Und ob gleich darauf mein Vater mit Tode abgegangen, so hat meine Mutter mich dennoch hernach noch redlich darinn unterstützet; auch es noch erlebet, daß ich im J. 1725 zum ersten auf die Universität Erfurt gezogen; da mich der damahlige Hr. Rath und Amtmann Reinwald zu Wasungen an den Herrn Doct. und Prof. (beym Erfurtisch. Gymnasio) Stieler recommendiret. In Erfurt blieb ich etwan ein völliges Jahr, und hielt in Gesellschaft anderer Studiosor. beym damahligen Herrn Magistro leg. Motschmann, der hernach Professor geworden, die nöthigen Collegia philosophica privatim; hörete auch privatissime bey Herrn D. Eiseln (der meines Behalts damahls Profector war) nicht nur die Institutiones med. und Physiologiam humanam, sondern ließ mich auch von ihm in der Botanic und Anatomie, sowohl theoretice als practice, unterrichten; wobey wir öfters sectiones an Hunden und andern Thieren vornahmen und auch herbatim giengen. Von Erfurt begab ich mich auf Anrathen des Herrn D. Stielers im J. 1727 nach Altdorf; wo Er mich an den Herrn Prof. Schulzen recommendirte; bey dem ich sodann auch den Cursum. med. hörete, und danebst beym Herrn Prof. Bayern und Herrn Prof. Jantke in Gesellschaft anderer Studiosor. Med. diejenigen Collegia| Medica, die mir nöthig und nützlich dabey schienen, privatim hielt. Und da ich schon zu Erfurth in Anatomicis einen guten Grund geleget hatte: so excolirte ich die Anatomie in Altdorf desto fleißiger bey der guten Gelegenheit, da wir öfters auch dazu Cadavera humana von Nürnberg her bekamen. Auch in der Botanic setzte ich mich, sonderlich bey der schönen Gelegenheit des dasigen, damahls berühmten Horti Medici, vest; wohnete auch denen manchmahl angestellten Excursionibus botanicis solennibus mit bey; wie ich denn noch immer, zu guten Andenken Altdorfs, von einem daselbst gemachten Herbario vivo einen Band übrig habe; da mir der 2te mit verbrannt ist. Denen daselbst alljährlich angestellten öffentlichen Visitationibus der Apothecken wohnete ich auch mit bey. Ingleichen habe ich etlichemal daselbst die Stelle eines Opponenten bey inaugural Disputationibus vertreten: wie solches aus denen more solito mit an die Dissertationes angedruckten Gratulationibus zu ersehen ist. Herr Prof. Bayer daselbst liebten mich auch stark; wie ich Dero Bekenntniß davon in meinem Stammbuche noch vorzeigen kann. Bey Herrn Prof. Mathes. Müllern hielt ich, unter andern Collegiis, auch ein Collegium physicum experimentale, das mir sonderlich vielen Nutzen geschaffet hat. Als ich 2 Jahre mich in Altdorf aufgehalten, so wurde mir von hohen Gönnern angerathen, auf der Universität Wittenberg dasjenige vollend zu erlernen, was| mir noch nöthig schien. Weßhalben ich mich auch im J. 1729 dahin begab, und meine Wohnung in des damahls noch lebenden Herrn Hofraths und Prof. D. Christian Vaters Hause bekam. Bey diesem berühmten Practico hielt ich nicht nur ein Collegium Practicum privatim, sondern fieng auch unter dessen Direction praxin med. zu exerciren an. Ich muß diesem meinem Lehrer zum Ruhm noch nachsagen, daß ich überdieß in Pharmacevticis, Chymicis, und besonders auch in der experimental Physic noch viel von Ihm prositiret habe: denn Er hatte seinen eigenen Apotheker und Laboranten im Hause, und durfte alle seine nöthigen Medicamenta selbst elaboriren und dispensiren. Bey Herrn Hofrath von Bergern, Herrn Prof. D. Abraham Vater, und Herrn Prof[.] D. Stenzeln hielt ich auch noch einige Collegia medica, ingleichen bey Herrn D. Löschern ein Collegium physic. experimentale. Ich wohnete auch den anatomischen Sectionibus publicis fleißig mit bey unter Direction des Herrn Prof. Vaters jun. ja ich half ganze erwachsene Cadauera humana, nach dem Ruysehischen Methodo, mit Wachs injiciren und hernach seciren. Da ich mich ein Jahr in Wittenberg aufgehalten, begab ich mich hernach in meine Geburts-Stadt Wasungen nach Haus, und fieng, ob ich gleich noch nicht promotus war, zu Wasungen, mit Genehmhaltung des damahligen wegen starken und anhaltenden podagrischen Zufällen unvermöglichen Herrn Stadt-Phys.| D. Krahmers, Praxin med. zu treiben an; und continuirte damit etliche Jahre, und hatte durch göttlichen Seegen in meinen Curen nicht wenig Glück. Weil es aber doch bey einem Medico heut zu Tage gleichsam zur Nothwendigkeit geworden, daß, wenn er Beförderung erlangen will, er einen Gradum annehme, und wegen seiner Gelahrheit Vniversitaets-Testimonia beybringe: so schickte ich mich zu solcher Promotion auch an, und verfertigte dazu meine inaugural Disputation de Myopia lieber, als ein angehender Schriftsteller, selbst schlecht, als daß ich mich mit fremden Federn schmücken wollte. Ich war erstlich willens, in Halle zu promoviren: weil ich wuste, daß meiner seel. Mutter Schwester Sohn, oder des Eisenachischen Scharfrichters Jericho Sohn, der hernach Stadt-Physicus in Vacha geworden, auch zu Halle studiret und promoviret hatte; allein, weil ich lang von Statur und die Königl. Preußische Werbung damahls allda noch stark gienge, so wurde ich deswegen, und um mich in keine Gefahr zu begeben, vor Halle gewarnet. Hingegen rieth mir meiner Mutter Bruders, als des Scharfrichters Wahls zu Schmalkalden, Sohn, nämlich der Land-Physicus und adiungirte Stadt-Physicus D. Wahl zu Schmalkalden, der in Halle studiret hatte, an, lieber nach Holland zu reisen und zu Harderwick, woselbst er auch promoviret hätte, zu promoviren. Ich folgte seinem Rath, und begab mich im J. 1736 nach Holland und auf besagte| Vniversitaet; da ich dann, nach geschehenem gewöhnlichen Examine rigoroso und nachdem ich den mir auch vorgeschriebenen 25ten und 26ten Aphorismum Hippocratis und einen Casum morbi de Amaurosi ausgeleget und erkläret, auch meine Dissertation de Myopia, zur Zufriedenheit derer gegenwärtigen Auditorum, defendiret hatte, und man mich also zur Promotion würdig hielt, von dem berühmten Herrn Johann von Gorter, (der nun einige Jahre her Rußisch-Kayserl. Leib-Medicus gewesen) in Medicinae Doctorem legitime promoviret wurde. Nach meiner Heimkunft exercirte ich in Wasungen wieder noch 2 Jahre lang Praxin medicam. Weil aber Herr D. Fischer von Themar inzwischen das Physicat in Wasungen wegbekommen hatte, und der Herr Doctorand und Practic. Syrbius hier in Suhla verstorben, folglich damahls der Herr Stadt-Physicus Lic. Winter ganz allein hier war (jetzo sind 4. Doct. Med[.] hier und in Heinrichs dazu noch ein unpromovirter Practicus): so entschloß ich mich, hieher zu ziehen. Im J. 1750 verheyrathete ich mich mit des hiesigen alten Herrn Amtsverwalters Heinzen Tochter erster Ehe; mit welcher ich auch noch eine zufriedne Ehe führe, ob wir gleich ohne Kinder leben: denn meine Frau ist 2mal mit einem todten Kinde darnieder gekommen. Die Physicat-Sache (da viele Competenten hier waren, die starke Hebbäume dabey brauchten, um das Physicat vor mir weg zu bekommen) hat mir viele Mühe| und Kosten gemacht, ehe ich nun dazu gelanget bin. Meine fata in der Welt sind von meiner Geburt an, bis hieher, sonderbar und merkwürdig; davon ich vieles wichtige noch erzehlen könnte. Nun bin ich durch Gottes Gnade 51 Jahre alt.
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 Nun werden Euer Excellenz mich von aussen und innen kennen, und wissen, wer ich eigentlich bin. Mit Dero Höchgütigsten Erlaubniß will ich nun noch einen kleinen Zusatz machen. Es ist bekannt, daß von Röm. Kayserl. Majestät, ein Scharfrichter, wenn er kein Abdecker dabey ist, für einen ehrlichen Mann erkläret worden; es sind auch viele darüber eingehohlte rechtliche Responsa vorhanden, die solches gleichfalls beweisen und darthun, daß die Söhne der Scharfrichter Handwerke und Künste lernen, auch studieren und den Gradum Doctoris etc. mit Recht erlangen können, wenn sie sonst nur das nöthige Geschick dazu haben; ich habe auch solches in dem selten gewordenen Buche Waltheri Tractat. Iuridico-Politico de Statu, Iure et Privileg. Doctorum omnium Facultatum eben so erörtert gelesen; Und erinnere mich dabey auch einer passage sonst daraus, nämlich quod magis clareat, qui ex parentibus non claris natus, quam qui ex claris parentibus genitus (oder wie etwan die Worte darin besser hießen: denn es ist mir leider, dieses Buch auch mit verbrannt.) Es hat mich auch eine von Röm. Kaisern und Königen privilegirte Vniversitaet legitime in einen gültigen Doctorem promoviret. Es| haben auch Se. Königl. Majestät in Pohlen und Churfürstl. Durchl. zu Sachsen mich für würdig geachtet, in allerhöchst Dero Dienste, als Physicum ordinar. aufzunehmen. Es fehlt auch an viel mehrern gleichen Exempeln nicht, daß Scharfrichters Söhne den Gradum Doctoris und große Bedienungen bekommen haben, davon ich nur etliche anführen will: da, ausser dem vorhin schon erwehnten D. Wahl in Schmalkalden und D. Jericho zu Vacha, mein vor wenigen Jahren verstorbener Vetter, des ehemahligen Hessen Cassel. Scharfrichters leibl. Sohn, der D. Glaser in. Mühlhausen das Stadt-Physicat daselbst, nach Herrn Hofrath Juchens Tod, auch bekommen und verwaltet hat. Die 2 Brüder und Scharfrichters Söhne zu Gotha, D. Fuchse, sind auch bekannt, deren einer gar Leib-Medicus beym Herzog zu Gotha war; der andere aber hält sich, nach seines Bruders Tod, vermuthlich noch daselbst auf. Es haben mir oft Hochadel und vornehme Ministers die Ehre angethan, mich an ihre Tafel mit zu nehmen; ja ich könnte Briefe von grossen Herzogen aufweisen, (sonder Ruhmmeldung dergleichen mit zu gedenken) daß Sie mir die grosse Gnade angethan haben, mit eigenhändiger Unterschrift sehr gnädig an mich zu schreiben, und mir sonst die Ehre, so Doctoribus zukömmt, nicht versagen lassen. Und ob zwar einige Gelehrte unter den Harderwickischen Doctoribus manche nur seicht gelehrt wollen gefunden haben; welches ich| in seinem Werthe und Unwerthe lasse: so wird es doch wohl von allen nicht zu verstehen seyn; und man weiß, daß manche teutsche Universitäten auch nicht in grossem Ruhm stehen; und verdienet darüber nachgelesen zu werden, was Herr Prof. Stenzel in seiner Animadversione in Lindestolpe libr. de Venen. p. m. 4. geschrieben hat.

 Diesem nach hoffe ich zwar, es werde die von Röm. Kayserl. Majestäten auch privilegirte Academia N. C. um meiner niedrigen Herkunft willen auch kein erhebliches Bedenken haben, mich, wenn ich praestanda praestire, zu einem Mitgliede aufzunehmen, wenn sie mich sonst, wegen meiner Verdienste, dazu würdig hält: da man ja im Reiche der Wissenschaften billig in dergleichen Nebensachen nicht scrupulös seyn soll, wenn man Gelahrtheit, Künste und Wissenschaften befördern und nicht hindern will. Jedoch, weil es in der Welt doch auch da und dort solche aufgeblasene oder stolze Leute giebt, die sich allzuviel auf ihre Geburt einbilden, und andere von niedern Geburt, der Verdienste ungeachtet, neben sich verachten (denen man aber zu Gemüthe führen könnte, was Socrates einem solchen, der ihm seine geringe Herkunft vorrückte, geantwortet): so habe ich Ihnen, als einem Membro Academiae und meinem bisherigen Patron im gehorsamsten Vertrauen, dieses eröffnen und zu Gemüthe führen, auch Dero Meynung darüber erwarten wollen.

|  Meynen Sie nun, daß der Herr Praeses und Director Academiae bey bewandten Umständen so billig seyn und mich zu einen Membro aufnehmen werden: so will ich mein Curriculum vitae, so kurz ichs nur lateinisch fassen kann (denn um der Sache Wichtigkeit willen habe ich Ihnen diese ausführliche und weitläuftige Erzehlung zu machen für rathsam geachtet), und auch ein Paar Observationes med. aufsetzen und dem Herrn Director übersenden; außerdem aber wollte ich solches lieber unterlassen und bleiben wer ich bin, und die Welt von dieser Sache urtheilen lassen: denn es würde mir hernach, wenn ich so was verlangtes vergeblich aufsetzte und einschickte, viel zu empfindlich fallen, wenn mir alsdann etwan noch die Ehre der Aufnahme versaget werden sollte.
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 Ich habe oben etwas von meinem seel. Bruder zu gedenken versprochen, welches hiemit noch geschehen soll. Diesen liebten und brauchten in Wasungen und vielen auswärtigen Orten nicht nur geringe oder gemeine, sondern auch vornehme Leute, ja Fürstl. Personen, und waren, wegen seiner niedern Geburt, nicht eckelhaft, mit ihme umzugehen: denn er war (absit iactantia uerbis) 1) ein Calligraphiste, der seines gleichen wenig hatte. Er war 2) ein guter Rechenmeister ; 3) ein geschickter Drechsler; 4) guter Buchbinder und 5) ein brauchbarer Orgelmacher, und machte Orgeln in die Kirchen wohl von 10 und mehrern Registern, und sonst| schöne Instrumenta musica, Uhren etc. etc. er konnte 6) gut zeichnen und ziemlich malen; und war sonst auch 7) ein guter Mechanicus, und zu noch mehrern Dingen nützlich zu brauchen; und wurden ihme verschiedene ansehnliche und vortheilhafte Dienste von andern Orten her angeboten, die er aber aus einem kleinen Eigensinn ausschlug.

 Von meiner obgedachten inaugural Disputation würde ich Ihnen, hoher Patron! gerne mit einem Exemplar aufwarten; aber der Brand hat mir alle noch übrige wenige Exemplarien, bis auf eines, so in einem Küfferchen bey meinem Diplomate Doctorali gelegen und mit dem gerettet worden, geraubet. Wie schwach die Ausarbeitung der Materie damahls geschehen; so haben doch verschiedene grosse Gelehrte einiges Reitzende darinn gefunden, so ihnen gefallen haben mag: weil Sie mich bisher etlichemahl angereitzet haben, solche Disputation, dem Publico zum Nutzen, ins Deutsche zu übersetzen und mit Verbesserungen und Vermehrungen also wieder im Druck heraus zu geben; wozu mich auch ohnlängst wieder der gelehrte Herr Geheimde Hof- und Consistorial-Rath Kobe in Hildburghausen sehr höflich und freundschaftlich aufgemuntert hat.

 Übrigens empfehle mich zu Dero fernern hohen Gewogenheit und beharre mit allen geziemenden Respect

 Ew. Excellenz

gehorsamst-ergebenster Diener
Suhla, Johann Fridrich Glaser,
den 6ten Oct. Med. Doct. und Physic. Ordin.
1758. hieselbst.