Beytrag zu den Zauberey-Geschichten in Franken aus der letzten Hälfte des aufgeklärten achtzehnten Jahrhunderts
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IV.
Beytrag zu den Zauberey-Geschichten in Franken aus der letzten Hälfte des aufgeklärten achtzehnten Jahrhunderts.
Auszug aus dem Kastenamt-Kipfenbergischen Protokoll vom 6 Febr. 1767.
Auf die vom Anton und Georg Mühling von Hirnstetten bey Amt gemachte Anzeige, daß eine von des Köblers Eberweins Kühen allda, am verwichenen Sonntag früh morgens gegen denselben Feuer ausgespieen haben solle, wurde derselbe nebst seinem Nachbar Hofmann zu Protokoll constituirt, und da sagten beyde an Eides statt aus: „Es habe diese Kuh am vorigen Sontag früh Morgens um 5 Uhr solch einen Tumult in dem Stall angefangen, daß beyde hineinzugehen bewogen wurden, als sie die Kuh am Leib sehr dick aufgeloffen gefunden, und sie mit 4 Füssen auf dem Boden liegend zappeln gesehen, hätten sie vermeint, sie habe das Blüt, deswegen solcher das Maul aufgespert, den Schleim samt dem Blut herausgeputzt, und 2 Schnitt in die| Ohren gegeben, woraus gegen ein Maß Blut geflossen seyn möchte. Als die Kuh darauf etwas zusammen gefallen, glaubten sie alles wieder gut zu seyn. Eberwein habe darauf zu dem H. Vieh-Patron Leonhardt eine heilige Messe und ein Opfer versprochen, kaum habe er dieses gesagt, so habe die Kuh einen großen Kopper gethan und eine Armsdicke und lange Feuersflamme herausgeworfen, die etwas blaulicht gesehen, und nach Schwefel gestunken hätte. Am andern Tag habe der Herr Pfarrer von Alldorf die Kuh 2 mal benedicirt und ihr etwas eingegeben, worauf sie frisch und gesund worden sey, auch wieder, wie vorhin, Milch gegeben habe.“
Amtsresolutum. Köbler Eberwein soll bis auf ein weiters weder diese Kuh verkaufen, noch die Milch davon gebrauchen.
Dieses Protokoll schickte das Amt Tags darauf obbemeldten Herrn Pfarrer zur nähern Auskunft und zur Ertheilung eines Gutachtens zu, ob sich keine weitern Umstände unter der Benediction gezeigt, ob keine Zauberey oder sonstiges Maleficium daran verspürt worden, und ob die Milch davon unbedenklich zu genießen sey oder nicht? Des| Pfarrers Rochus Ausfelders Antwort vom 8 Febr. war: „Sein unvorgreifl. Gutachten sey, daß dieses Feuerauswerfen von einem maleficio, eoque non simplici, womit das Vieh gemeiniglich behaftet, und wobey sich selten so ein Casus ereignet, sondern von einem qualificato herkomme, kraft dessen das Vieh ad intra von einem bösen Geist besessen ist, der grösere Gewalt über das ungesegnete Vieh, als über die Menschen hat. vid. armamentarium eccles. Ubald Reiber, wo er von Hexerey, Silberschnitt, verschlossenen Ehleuten etc. handelt: übrigens habe sich bey dem benediciren und eingegebenen S. Ignati Wasser samt dem Triangl und Osterstock kein besonderer Umstand als der verhofte effect des vertriebenen Übels gezeigt – da nun das maleficium gehoben sey, könne die Milch unbedenklich gebraucht werden, wie dann die Küh öfters bezaubert sind, ohne das die Leut wissentlich und unbeschädigt die Milch genießen, besonders da sie nicht blutig blau aussehe noch ein anders Zeichen von sich gebe. Die Hn. Physici und Medici, so die Zauberey auf natürliche Ursach hinüber zu drehen wissen, würden freylich ein ganz anders Gutachten geben, besonders da neulich ein Münchner| Cajetaner, Mitglied der Churbayerischen Academie der Wissenschaften in seiner Academischen Anrede erwiesen, daß es keine Hexerey gebe, welcher aber schnell widerlegt worden sey.“Ohne eben ein Physiker oder Arzt zu seyn, kann doch jeder unbefangene Mann sich diesen ganzen Hergang völlig natürlich erklären. – Die Kuh nahm nämlich feuchtes Futter zu sich, welches im Leibe aufgeschwollen, und denselben aufgetrieben, sich aber endlich entzündet hatte, und die Kuh aufgetrieben haben würde, wenn der brennende Dunst nicht Luft bekommen hätte und in Art einer länglichten Flamme vermittelst eines Koppers mit Gewalt herausgestossen worden wäre.
Sch**r.