Beschreibung des Oberamts Welzheim/Kapitel B 11
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Der Bezirk ist dem Forstamte Lorch zugetheilt.
Wäschenbeuren bildet ein dem Kanton Kocher einverleibt gewesenes Rittergut, das hohe und niedere Gerichtsbarkeit hatte. Dasselbe ist Mannlehen, mit Ausnahme der Zehentrechte zu Wäschenbeuren, Maitis und Lindenbronn. Es besteht aus Rechten und Gefällen an Hellergeld, Gülten, Laudemien, Dienstgeldern und Zehenten in sämmtlichen Parcellen der Gemeinde, sowie zu Radelstetten von 1 Lehen, zu Waldhausen von 1 Lehen; ferner in dem katholischen Theile von Birenbach, im Hofe Hirschhof, in Gefällen von 1 Lehen zu Hohrein und von 4 Lehen in Maitis, diese OA. Göppingen. Sodann in 165 fl. jährlicher Umgeldsentschädigung. Das Jagdrecht hat der Staat. Der reine Ertrag wird von der Matrikel zu 6000 fl. angegeben. Die Gutsherrschaft | hat auf die Ausübung der Patrimonial- und Forst-Gerichtsbarkeit verzichtet und daher, obgleich sie im diesseitigen Staatsbürgerrechte nicht steht, die Surrogate hiefür nach der königl. Deklaration vom 8. December 1821 anzusprechen (Reg. Bl. 1842 S. 550). Je der älteste der Gutsbesitzer ist belehnt. Die Einkünfte werden unter die Gutsherrn hälftig vertheilt. Ein Lehen zu Wäschenbeuren und eines zu Lindenbronn gehören übrigens zum Rittergut Rechberghausen OA. Göppingen. Auch der Staat hat an den grundherrlichen Rechten Theil; an diesen hat die Gemeinde seit 1817 für 99 fl. abgekauft.In die Zehenten theilen sich allermeist der Staat und die Gutsherrschaft. S. auch hienach. Sämmtliche Katholiken der Gemeinde gehören zur Kirche Wäschenbeuren; die Evangelischen von Krettenhof sind nach Bartenbach OA. Göppingen, die übrigen nach Lorch eingepfarrt. Eine Schule ist in Wäschenbeuren. Der Gemeindebezirk, mit welchem bis dahin auch die zuvorerwähnten, nun nicht mehr zugehörigen, Theile des Ritterguts verbunden waren, wurde Ende 1805 der Hohheit Württembergs unterworfen und dem Oberamt Göppingen untergeordnet, 1810 aber von demselben abgetreten. (S. oben S. 105.)
1) Wäschenbeuren, früher auch Beuren, kathol. Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit und 1336 Einwohnern, worunter 5 evang., liegt links der Rems, in einer Vertiefung des obenerwähnten Bergrückens, welcher das Remsthal mit dem Filsthal in Verbindung setzt, 1 Stunde von Lorch und 4 Stunden von Welzheim. Der große und kleine Zehenten steht dem Staat zu 1/2, der Gutsherrschaft zu 1/4 und der Ortspfarrei zu 1/4 zu. Das Heuzehentgeld beziehen die Pfarrei Hohenstaufen und die Stiftungspflege Straßdorf, Oberamts Gmünd. Die Grundherren sind zuvor angegeben; doch bezieht auch die Stiftungs-Pflege des Ortes einige Gefälle. Die zwei dem Staat erblehenbar gewesenen Widdumgüter sind 1832 eigen gekauft worden. In Wäschenbeuren hat der Rentbeamte der Gutsherrschaft seinen Sitz.
Die Straße von Göppingen nach Lorch führt durch den Ort; er ist etwas eng gebaut, hat aber einen geräumigen Marktplatz. Es wird auf Reinlichkeit und Verschönerung hingewirkt. Es ist | ein 3/8 Morgen großer Feuersee vorhanden. Die Pfarrkirche zum heil. Johannes dem Evangelisten liegt fast mitten im Dorf auf einem erhabenen Platze. Sie ist sehr alt; der Chor, der durch einen Spitzbogen vom Schiffe getrennt ist, und der größere Theil des letztern sollen aus dem 13. Jahrhundert herrühren. Am 6. und 7. Juni 1507 weihte der bischöfliche Generalvicar diese »ampliata et restaurata capella in honore S. Johannis apostoli et Evangelistae,« nebst den vier Altären ein, unter Ertheilung eines Ablasses von 40 Tagen für die Besuchenden an der Kirchweihe. Die Josephsbrüderschaft wurde 1670 von der Ortsherrschaft gestiftet. Auch eine Brüderschaft vom heil. Altar-Sakrament ist vorhanden. Die älteste Glocke hat die Jahrszahl 1464. Die Kirche ist in gutem Zustande. Die Baulast liegt der Kirchenpflege ob. Das dabei liegende Pfarrhaus ist über zweihundert Jahre alt und durch ebendieselbe zu erhalten. Außer dem von der Gemeinde erbauten Schulhause (schon 1661 stand eines), das zugleich als Rathhaus dient, ist die auch unter dem Namen „Schlößchen“ bekannte Wohnung des Rentbeamten zu erwähnen, welche zwei Erker hat und 1588 von den Herren von Rechberg, als damaligen Ortsherrn, erbaut worden ist.Der Ort zählt mehrere wohlhabende Einwohner, welche sich durch den Betrieb der Landwirthschaft und lebhafte Theilnahme an dem Bezirksverein auszeichnen. Die Markung ist groß; sie begreift etwa 3000 Morgen. Es wird meistens Dinkel, Haber und Roggen gebaut; der Bracheinbau aber ist des großen Areals und der rauhen Lage der Äcker wegen verhältnißmäßig unbedeutend. Der Obstbau, welcher noch 1759 gleich Null war, ist auffallend gut; namentlich hat sich Gemeindepfleger Kuhn, welcher 20 Morgen mit Bäumen bepflanzte, Verdienste darum erworben. Derselbe betreibt auch die Ochsenmastung. Von Gewerben sind außer den obengedachten Käsefabriken, welche ihre Fabrikate nach Schweizerart bereiten, und mehreren Händlern mit Bierhefen, auch solche mit gmünder Waaren und zwei Bierbrauereien zu erwähnen.
Die Gemeinde, als solche, hatte nie ein Vermögen. Erst 1819 kaufte sie von der Gutsherrschaft die zuvor bestrittene Schafweide mit Schafhaus und 15 Morgen Wiesen, die nun einen Ertrag von 500 fl. gewährt. Der Kirchenfond besteht aus dem ursprünglichen Vermögen der Pfarrkirche und dem mit demselben vor etwa 90 Jahren vereinigten Vermögen der Filialkirche Birenbach, die er aber auch erhalten muß. Bei seiner Unvermögenheit werden jedoch nunmehr die Großzehentherren angesprochen. An besondern Stiftungen sind zu erwähnen: 500 fl. für | Hausarme von Zach. von Geitzkofler; 100 fl. für Schulzwecke vom Geh. Legationsrath v. Pistorius, und 500 fl. von Andreas Käser in Wiesensteig. Die Gemeinde hat das Recht zu drei Jahrmärkten, worauf der Verkehr mit Vieh lebhaft ist. Dieses Recht ist schon alt. Nach der noch auf dem Rathhause verwahrten Originalurkunde vom 14. September 1491 ertheilte König Maximilian auf die Bitte Veits von Rechberg dem „Schultheißen vnd Gericht des Dorfes Weschenpawren,“ welches damals Veits Mutter, Margaretha, Veits des ältern Wittwe zugehörte, das Recht zu folgendem Wappen: einen Schild, quer durch einen Bach getheilt, unten grün, oben roth, darin stehend eine schwarzgekleidete Frau neben dem Bach, vor einem Stuhl, in der linken Hand ein weißes Leintuch, in der rechten einen Schlägel haltend und zum Streich und Waschen geschickt; neben ihr einen gelben Waschzuber. Dieses Wappen wurde „von Neuem“ verliehen, und soll das Dorf dasselbe führen zu „Schimpf vnd Ernst, in Streiten, Panieren, Gezelten, Insiegeln etc.“ Ob und welches Wappen das Dorf zuvor geführt, ist uns unbekannt. – Filialien der Pfarrei sind, außer sämmtlichen katholischen Parcellen: Beutenhof, Schnellhöfle, und die im Oberamt Göppingen gelegenen Orte Birenbach, Bremenhof und die Katholiken von Maitis. Die Pfarrei gehört zum Decanate Gmünd. Das Patronat üben die Rittergutsbesitzer abwechslungsweise aus. An der Schule stehen drei Lehrer. Auch eine Industrieschule ist vorhanden. Ebenso wird in einer Baumschule den Kindern Unterricht in der Baumzucht ertheilt. Der Begräbnißplatz wurde 1828 außerhalb des Wohnortes angelegt.Das Dorf ist, nach der Sage des Ortes, aus drei Maierhöfen (wovon noch die „Maiergasse“ genannt wird) entstanden und hat stets seine politischen Schicksale mit der hienach zu erwähnenden Wäschenburg getheilt. Von Ereignissen des Ortes ist zu berichten, daß sich derselbe 1514 gegen seinen damaligen Herrn, Georg II. von Rechberg zu Staufeneck, empörte, aber noch in demselben Jahre mit ihm vertragen wurde. Im dreißigjährigen Krieg wurde derselbe hart mitgenommen; an einer schnell tödtenden Seuche starben allein in den Monaten September und October 1635 121 Menschen; im Frühling 1636 starben 19 den Hungertod. Öfters mußten 5 Leichen in Ein Grab gelegt werden. Im spanischen Erbfolgekrieg wurde nach dem S. 194 erwähnten Treffen vom 20. Juni 1707, wie der damalige Pfarrer schreibt, den Franzosen ein Raub erlaubt, worauf sie das hiesige Schlößchen ausleerten und auch Dokumente von da entwendeten, „und der ganze Fleck, sammt Birenbach, mit Vieh und andern Sachen den | Garaus bekommen.“ Durch Erpressungen der Franzosen erlitt der Ort 1796 einen Schaden von 1627 fl. und 1805 einen von 6487 fl. Am 6. Sept. 1842 brannten 4 Gebäude ab. Durch Gewitterschaden hat Wäschenbeuren des nahen Hohenstaufens wegen immer viel zu leiden. Wenn nämlich ein Gewitter von Nordost herzieht (S. 24), so geht es zuerst ohne Schaden über den Ort hin, stößt sich aber an dem Berge, fällt gegen den Ort zurück und entladet sich gewöhnlich auf dessen Markung.
Die Pfarrei ist von höherem Alter, scheint aber frühe schon der Stiftskirche Lorch einverleibt worden zu seyn, deren Geistliche sie lange und bis zur Zeit der Reformation von dort aus versahen. Unter den drei Stiftspfründen, welche 1327 das Kloster Lorch einzog, war auch jene, welche „comes de Schorndorf, Rector ecclesie in Büren“ inne hatte. Am Sonntag nach Ostern 1347 stiftet Conrad von Rechberg, genannt von Ramsberg, um seiner und seiner Vordern Seele Heils willen, eine am 13. December 1423 und 1. März 1483 erneuerte, Frühmesse „in der Capellen zu Bürun, die in die Pfrund des Stiftes zu Lorch gehöret.“ Der Abt und Convent zu Lorch, dem die Capelle eigen ist, gibt seine Zustimmung; der Caplan soll aber schwören: „dem Pfaffen, der dann dieselbe Capellen besinget von der vorgenannten Herren von Lorch wegen,“ keinen Schaden zu thun an dem Opfer, mit Beichthören oder mit Taufen. Wie wir S. 196 sahen, ließ Rechberg die Reformation des Ortes nicht zu. Mehrere aus reformirten Orten verbannte Katholiken fanden daher hier eine Zuflucht. Einer der lorchschen Pfarrer, Steiner, nahm nun hier seinen Sitz; und am 13. Juni 1558 trat Lorch, weil Steiner „seines Leibs Blödigkeit halb“ den Dienst nicht mehr versehen konnte, alle Rechte an diesen Ort an den damaligen Ortsherrn, Conrad von Hohenrechberg zu Staufeneck, und damit dieser einen Kirchendiener hier bestellen könne, ein Zehentlein zu Birenhach, ein Weingefäll zu Eßlingen und die kleinen Zehenten zu Beuren, Lindenbronn, Beutenmühle, der Mühle zu Krettenbach und zu Wäschenburg, ab. Nun wurde eine eigene Pfarrei von Rechberg wieder errichtet und damit das Einkommen der Frühmesse verbunden. Im dreißigjährigen Kriege war die Pfarrei längere Zeit unbesetzt.
Die großen Zehenten in Wäschenbeuren standen meistentheils dem Kloster Lorch, die kleinen Zehenten meist dem Kloster Adelberg und dem Domstift Augsburg zu. Auch Hohenrechberg besaß den großen und kleinen Zehenten von 94 Morgen und trat ihn 1811 an den Staat ab. Denjenigen großen Zehenten aber, welchen das Kloster Adelberg 1555 (s. Radelstetten) an das Domstift Augsburg abtrat, sowie die kleinen Zehenten des Letztern kaufte | 1780 die Ortsherrschaft, welche zuvor schon ebenfalls einige Zehentrechte hatte. Die Zehentrechte des Staats zu Lindenbronn rühren vom Kloster Adelberg, die der Gutsherrschaft daselbst vom Domstift Augsburg her. Jene auf dem Wäschenhof kamen theils von Lorch an den Staat, der auch 1811 von Hohenrechberg einige erwarb, und theils vom erwähnten Domstift an die Gutsherrschaft. Der schon 1579 in zwei Theile getheilt gewesene Widdumhof in Wäschenbeuren stand ebenfalls Lorch zu.2) Beutenmühle, Mahl- und Säg-Mühle, mit 6 kathol. Einwohnern, liegt im engen Beutenbachthälchen, ganz nahe bei dem Beutenhof, nordöstlich 3/4 Stunden von Wäschenbeuren. Die Gutsherrschaft bezieht alle Zehenten und übrigen Grundgefälle. Die Mühle erhält das Wasser aus mehreren Quellen am Fuße des Hohenstaufens und aus der Gegend von Lindenbronn. Dieser Beutenbach versiegt aber bei trockener Witterung, daher das Wasser in einen kleinen See gesammelt und so der Gang der Mühle gesichert wird. Wir sahen bei Burgholz, in welchem engen Verbande diese Mühle und der nächstgelegene Beutenhof (s. 154) mit Hohenstaufen gestanden. Hier ist also die Grenze zwischen dem alten Stammgute der Herrn von Beuren und jenem der Hohenstaufen.
3) Krettenhof, auch Krettenhöfe und Krettenbach, Hof, mit 7 evangel. Einwohnern, liegt auf der Markung von Wäschenbeuren, südlich 1/2 Stunde davon an der Straße nach Göppingen, auf der Grenze des Oberamts Göppingen, welchem ein anderer Theil des Hofes angehört (s. die Beschreibung dieses Oberamts S. 153). Die Zehenten und übrigen Grundabgaben, an welch letztern blos die Stiftungspflege Göppingen einigen Theil hat, gebühren der Gutsherrschaft. Der Krettenbach, wovon der Ort den Namen hat, bildet sich hier aus mehrern Quellen und hat daselbst eine längst abgegangene Mühle getrieben.
4) Lindenbronn, Weiler mit 52 Einwohnern, worunter 33 Katholiken, liegt westlich von dem Beutenbachthälchen, 1/2 Stunde von Wäschenbeuren. Am großen und kleinen Zehenten haben der Staat, die Gutsherrschaft und die Pfarrei Wäschenbeuren, an dem Heuzehentgeld aber die Pfarrei Hohenstaufen und die Stiftungspflege Wäschenbeuren und Straßdorf Theil. Von einem Lehen gebühren die grundherrlichen Rechte wegen des Rittergutes Rechberghausen den Grafen von Degenfeld. Der Weiler besteht aus dem obern und untern Hof und zählte 1759 nur zwei Familien. Die evangelischen Einwohner kamen erst 1811 in den Ort. Georg von Rechberg, Herrn Veits Sohn, stiftet 1417 an das ewige Licht im Chor des Predigerklosters in Gmünd, das sein | dort begraben liegender Ahnherr Aulbrecht von Rechberg gemacht, 31/2 Pfund Hellergelds, 20 Viertel Haber, 2 Herbsthühner und 50 Eier jährlich aus „dem Nunngut zu Lyndenprunnen, das Frölin Els von Rechberg ir Lebtag ingehabt.“5) Wäschenhof, auch Wäscherhof, Hof mit 8 kathol. Einwohnern, südöstlich, 1/4 Stunde von Wäschenbeuren gut und eben gelegen. An dem großen und kleinen Zehenten haben der Staat, die Gutsherrschaft und die Pfarrei Wäschenbeuren Theil; 8 Morgen sind zehentfrei. Ein größeres Hofgut, der alte Burghof der Wäschenburg, auf welchem noch 1759 eine Capelle stand, die der Hofbesitzer zu erhalten hatte. Die Güter sind fruchtbar und in gutem Stand.
6) Ziegelhütte, Hof mit 25 kathol. Einwohnern, liegt auf der Markung von Wäschenbeuren, 1/4 Stunde nordöstlich von diesem, mit dem es auch alle seine Verhältnisse theilt. Die Ziegelhütte brannte 1821 ab.
7) Ziegerhof, Hof mit 3 kathol. Einwohnern. Er wird, zum Unterschied von dem oben S. 160 beschriebenen, nahe gelegenen gleichnamigen, Hof auch der „katholische Ziegerhof“ genannt und liegt zunächst bei Lenglingen, am Fuße des Hohenstaufen, östlich 1 Stunde von Wäschenbeuren. Alle Zehenten stehen der Pfarrei Hohenstaufen, wohin der Hof vor der Reformation eingepfarrt gewesen zu seyn scheint, zu. Derselbe besteht aus dem Lindenhof und dem längst abgegangenen Tannhof, ist aber nur von mittlerer Größe.
8) Wäschen- auch Wäscher-Schlößle,[1] Haus mit 3 kathol. Einwohnern, liegt nächst bei Wäschenhof, über dem Beutenbachthälchen, 1/2 Stunde nordöstlich von Wäschenbeuren, auf dem Vorhügel eines engen Thales. Das Haus, eine rein gutsherrliche Besitzung, ist zu einem Fruchtspeicher eingerichtet und hat einen Nebenbau für einen Holzwarth. Seine Grundmauern aus großen Quadern rühren noch von der alten Burg her und sind bis zu einer Höhe von 18-20′ etwa 6′ dick. Auch sind noch Spuren des doppelten Burggrabens zu sehen. S. unten S. 256. Vor ungefähr 40 Jahren wurde in jener Grund-Mauer ein verborgener eichener Wandkasten entdeckt, welcher eine reiche Sammlung alter Dokumente und Urkunden enthalten, die aber durch den unerhörtesten Vandalismus völlig zu Grunde gerichtet worden sind.
Wenn wir daher über diesen geschichtlich so höchst merkwürdigen Ort, wo wir die Wiege der ruhmgekrönten Hohenstaufen zu suchen haben, die Vorzeit befragen wollen, so darf es uns | nicht wundern, daß sie über die Burg selbst und ihre frühesten Bewohner – einige wenige Chronikennachrichten ausgenommen – fast gänzlich schweigt. Wir wissen nur so viel gewiß, daß die Burg im Städtekrieg 1377 zerstört worden ist und daß sie wohl, wie das Dorf selbst, anfänglich Büren oder Beuren hieß, welcher Namen erst später in Wäschenbeuren und beziehungsweise Wäschenburg[2] umgewandelt ward. Hier – kann mit Recht gefolgert werden – auf seinem Allode, saß das edle Geschlecht der Beuren oder Büren, in welchem wir die alten Gaugrafen eines größern Theiles unseres Bezirkes, namentlich des Nibelgaues, (oben S. 103) zu erkennen haben werden. Der Name wird erstmals im 11. Jahrhundert genannt; Abt Wibald von Corvey (cod. epist. II.) schreibt »Fridericus genuit Fridericum de Buren.« Ob sich des Letztern Vater des Namens auch bedient, ist unbekannt; jedenfalls war zu seiner Zeit die Benennung von Burgen noch nicht üblich. Dieser unser F. v. Buren ist der Vater des Herzogs Friedrich von Schwaben, des Alten, den wir als den Stifter des | Klosters Lorch und Wiederbauer Hohenstaufens kennen, da Wibald fortfährt: »Fridericus de Buren genuit ducem Fridericum, qui Stophen condidit.« Bischof Otto von Freisingen stimmt (lib. I. cap. 8.) damit überein: »Eo tempore comes quidam Fridericus nomine, ex nobilissimis Sueviae comitibus originem trahens, in castro Stoypho dicto coloniam posuerat.« Wir ersehen hieraus, daß die Familie keineswegs dem niedern Adel, sondern den edelsten Dynastien Schwabens angehörte, und dürfen diese Nachricht um so glaubwürdiger finden, als Bischof Otto ein Halbbruder dieses Herzogs Friedrich ist. Der Vater aber, jener F. v. Buren, soll einen Bruder Heinrich, den Gründer der Stiftskirche Lorch, eine Schwester Berta und 1044 zur Gemahlin Hildegard, aus einem fränkisch-elsässischen Hause, gehabt haben, die ihm, außer dem Herzog Friedrich, noch Ludwig, den Gründer des Hauses Staufeneck, Otto, Walter, Conrad und Adelheid gebar, welche meist mit ihren Nachkommen in der Klosterkirche Lorch (oben S. 185) ruhen. Ihr Sohn Friedrich bekam Agnes, die Tochter Kaisers Heinrich IV.[ws 1] zur Ehe und war diesem so ergeben, daß er von ihm das Herzogthum Schwaben erhielt. Ihm und seinen Geschwistern wurde ein beträchtlicher Theil der fränkischen Erbschaft im Elsaß, am Rhein, am Kocher und Hertfeld zu Theil (Pfister Schwaben II. S. 146). Er starb 1105 etwa 55 Jahre alt und hatte zwei Söhne: Friedrich den Einäugigen und Conrad; der Erstere Herzog von Schwaben, der Andere nachmals König von Deutschland. Der weitere Verlauf der Familien-Geschichte ist bei Hohenstaufen zu finden, da sich das Geschlecht um diese Zeit dort niedergelassen haben wird. Die Stammgüter der Büren, die sich nur annähernd als im Remsgau, Nibelgau und theilweise im Filsgau gelegen bezeichnen lassen, mögen nun an einen dritten, in der Geschichte nicht genannten, Sohn Herzogs Friedrich, oder wie Rink vermuthet, unmittelbar an das stammverwandte Geschlecht der Staufeneck gekommen seyn. Zwar kommt (oben S. 102) 1271 ein Conradus miles cognominatus Wascher et filius noster Conradus vor, welche dem Kloster Lorch ihre Güter im Nibelgau abtraten und dagegen von Lorch einen mansus in Buron erhielten; allein Herr des Ortes war Wascher wohl nicht, sondern nur ein Ministerial von Hohenstaufen; wie denn auch sein als Zeuge in der Urkunde genannter Bruder Egeno, wahrscheinlich Egeno de Stoven, ebenfalls ein Dienstmann von Hohenstaufen (s. dort), war.[3] Vielmehr ging | höchst wahrscheinlich die Stammburg Beuren mit nächster Umgebung als ein freies Eigenthum von den von Staufeneck zugleich mit der Herrschaft Staufeneck an das verwandte Haus Rechberg über, da derselbe Conrad von Rechberg von Ramsberg, der – wie oben gezeigt – 1347 die Frühmesse im Dorfe stiftete und Herr desselben zu seyn scheint, schon 1333 Staufeneck besaß (Beschreibung des Oberamts Göppingen S. 280). Außerdem ist es wahrscheinlich, daß Rechberg von den ältesten Zeiten her das bis unlängst mit Hohenrechberg verbunden gewesene Lehen im Dorfe, „das Geschlaif“ genannt, und die vorgedachten Zehentrechte besaß, was eben so gewiß auf besondere alte Verhältnisse zwischen Rechberg und Beuren hindeutet, als die Rechte des Stiftes Lorch an Kirche und Widdumgut und die Zehentrechte der Klöster Lorch und Adelberg an die Stifter dieser Gotteshäuser und ihre ursprüngliche Heimath erinnern. Dieser Conrad, der Biedermann zugenannt, war der Sohn des 1325 verstorbenen Reichsvogts auf Achalm, Albert von Rechberg. Er theilte jetzt mit seinem einzigen Bruder Albert die Hinterlassenschaft des Vaters, wobei Albert Hohenrechberg und Welzheim, Conrad aber Donzdorf und die neuerworbenen Güter Ramsberg und Staufeneck erhielt. Nach Biedermanns Tod wurde sein Theil abermals getheilt. Von seinen drei Söhnen erhielt Albrecht Staufeneck, Gebhard Donzdorf und Conrad Beuren. Dieser wohnte hier. Er nennt sich in Urkunden von 1380 und 1383 „Herr Cunrad von Rechberg von Weschenburg.“ Im Jahr 1441 ist „Junker Hans von Winkenthal Vogt zu Weschenburg.“ Beuren blieb bei der staufeneckschen Linie der Rechberg bis zu deren Aussterben. Inzwischen trug aber Veit von Rechberg zu Staufeneck 1465 sein Beuren dem Herzog Sigmund von Österreich zu Lehen auf, wogegen ihm dieser die Veste Heufelsburg und Oberwaldstetten eigen machte. Als daher am 9. Oktober 1599 diese Linie erlosch (Oberamtsbeschreibung von Göppingen S. 280), fiel Beuren dem österreichischen Lehenhof anheim. Damals zählte das Rittergut 200 Bauern und Söldner. Österreich belehnte sofort 1601 den kaiserl. Rath und Reichs-Pfennigmeister Zacharias Geizkofler von Gailnbach mit einem und 1602 mit einem andern Theil des Gutes, und diese Familie blieb bis zu ihrem Erlöschen 1662 im Besitze, wo mit dieser Quote Johann Christoph Freiherr von Freyberg zu Eisenberg und Hürbel belehnt wurde. Die andere Quote, nebst dem vom Reich zu Lehen rührenden Blutbann, wurde 1602 dem Reichshofrath Barthol. Bezz von Ulrichskirchen übertragen, dessen Lehensnachfolger 1612 Leo Schiller von Herdern war. Nach dessen Tod 1648 folgte Paul Freiherr von Taxis, oberster Postmeister der ober- und vorderösterreich’schen Lande, im | Besitze. Die männlichen Nachkommen der letztgenannten Besitzer beider Theile sind noch belehnt. Im Jahr 1759 wurden im Dorfe 149 Unterthanen gezählt, worunter 96 Taglöhner und Handwerker, mit 41 fallbaren und 48 erblichen Lehengütern. Außer den bereits erwähnten werden damals als Grundherren der Ortsheilige mit 9 Lehengütern, der Heilige von Straßdorf und die Hospital-Caplanei von Göppingen mit je 1 Lehen genannt. Ein Obervogt übte den Blutbann und alle Obrigkeit aus. Im Jahr 1806, wo es unter württembergische Staatshoheit kam, gieng auch die Ober-Lehensherrlichkeit über dieses sogenannte österreich’sche Schwabenlehen auf die Krone über. Die dermaligen Besitzer sind: Clemens Freiherr von Freyberg-Eisenberg, haldenwanger Linie, königl. bayer. Reichsrath und quiescirter erster Oberappellations-Gerichtsdirector in München einer Seits, sodann Graf Joseph von Thurn Valsassina und Taxis, kaiserl. königl. österr. Kämmerer in Insbruck, und Graf Joseph von Thurn Valsassina und Taxis, Freiherr auf Neuhauß, General-Erbland-Postmeister von Tyrol und Vorarlberg, in Neuhauß bei Linz wohnhaft, anderer Seits.Im Jahr 1841 wurden an der südwestlichen Grundmauer der Burg ein keilartiger Stein, darin eine Blume flach vertieft eingegraben, und ein in Gyps gegossener kleiner weiblicher Kopf – beide im byzantinischen Styl – ausgegraben. (Verhandl. des Vereins für Alterthum in Ulm I. S. 28.)
Bei dem Wäschenhof und der Ziegelhütte liegt der Burren, d. h. der S. 252 gedachte Burggraben. Dieser mit Fruchtbäumen besetzte Garten hat eine der höchsten Lagen der Markung. Seine Mitte bildet eine künstliche viereckige Schanze, woraus nach Ost, Süd und West die herrlichste Aussicht auf die Alp, vom Rosenstein bis zu den Fildern herab, sich eröffnet.
- ↑ S. die bei Hohenstaufen in der Besch. des OA. Göppingen S. 225 angegebene Literatur und die württ. Jahrbücher auf 1824.
- ↑ „Beuren“ kann von „Born“ d. h. Brunnen, oder von „Bur“ d. h. Bauer, oder aber, was hier das Wahrscheinlichere ist, von „Burren,“ d. h. Erhöhung des Bodens, abgeleitet werden. (Schmid schwäb. Wörterbuch S. 107.) Rudhart in s. ältesten Geschichte Bayerns, S. 131, leitet die Namen dieser Orte am Lech von den Buriern, einem Zweige der Alemannen, her. Der neuere Beisatz dagegen ist schwer zu enträthseln. Im Orte selbst haben sich zweierlei Sagen erhalten; nach der einen hatte Kaiser Barbarossa eine Geliebte, die eine Wäscherin war und der er die Burg geschenkt; nach der andern soll hier die Hofwasche der Hohenstaufen gewesen seyn. Allein von dem Ersteren schweigt die Geschichte und gegen das Letztere spricht, von anderen Unwahrscheinlichkeiten abgesehen, daß es an genügendem Wasser gefehlt hätte. Ebenso wenig beweist der vorerwähnte Wappenbrief; denn obgleich das alte Wappen nur erneuert worden seyn mag, so scheint es, da die Urkunde auf eine Erklärung sich nicht einläßt, eine bloße Anspielung auf jene Sagen und den bereits vorhanden gewesenen Namen (ein Schallwappen) zu seyn. Sattler leitet den Namen von dem hienach zu erwähnenden Conrad dem Wascher ab. Prescher aber, welchem auch Rink und Memminger (württ. Jahrbücher 1824.), sowie Schmid (schwäb. Wörterb. S. 518) beipflichten, vermuthet, daß das Wort von Wiesen oder Wäsen, woraus mit ländlich-schwäbischer Aspiration „Wäschen“ geworden, abzuleiten sey. Burg und Dorf liegen in der That in einem üppigen Wiesenthale. Wir bemerken noch, daß zwischen Sägbühl und Ebersberg ein Bach in die blinde Roth einmündet, welcher der „Wascherbach“ heißt und daß diese Roth noch 1700 bei Schadberg „die Wasche“ genannt wird. Hier eben waren lorchsche Güter, die Ritter Conrad der Wascher beschädigt hatte (oben S. 18 und 102). Die alte gmünder Familie von Weschbach (Rink, Gmünd S. 29) ist diesfalls auch noch erwähnenswerth.
- ↑ In einer bis jetzt nicht veröffentlichten Orig.-Urk. im St. Archiv von 1268 nennt sich Conradus cognominatus Wascher (wohl der Obige) einen Bruder des Ritters Ernsto de Vilsegge. Hienach dürften auch die Filseck Dienstleute der Hohenstaufen gewesen seyn.
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