« Kapitel B 31 Beschreibung des Oberamts Weinsberg Kapitel B 33 »
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Willsbach,


Gemeinde II. Cl. mit 1103 Einwohnern, mit 2) Neuhaus, Hof, 26 Einw. 3) Zeilhof, Hof, 2 Einw. Gesammteinw.: 1130 Evang. und 1 nach Affaltrach eingepfarrter Katholik. Evangelische Pfarrei.
Der stattliche Ort liegt, 11/2 Stunden (geom.) südöstlich von der Oberamtsstadt entfernt, an einer ganz leichten Anhöhe des linken Sulmufers, gegen welches er sich nordöstlich hinabsenkt, durchzogen von der Weinsberg–Löwensteiner (Heilbronn–Haller) Poststraße, welche hier das östlich sich biegende flache Sulmthal verläßt und in gerader südöstlicher Richtung ziemlich eben an den Fuß von Löwenstein und dort noch einmal über die jugendliche Sulm führt. Mitten im Orte zweigt sich von dieser Poststraße eine kleine Vicinalstraße ab, welche auf einer steinernen Brücke am östlichen Ende des Dorfes die Sulm überschreitet und über Affaltrach und Eschenau einerseits in das Brettachgebiet hinüberführt, andererseits, von Affaltrach südöstlich über Weiler, Reisach und Lichtenstern die sogenannte| Klostersteige hinauf ziehend, hinter Hirrweiler die Löwenstein–Mainhardter Poststraße auf der Höhe wieder gewinnt. Die beiden, das Sulmthal in Norden und Süden umgränzenden, in Osten und Südosten in einem Bogen sich vereinigenden Höhenzüge treten gegen Willsbach zu beiden Seiten in leicht sich verflachenden, wellenförmigen Anhöhen hervor. Mit der sich im Affaltracher Thälchen in zwei Arme theilenden Sulm vereinigt sich an der Südseite des Orts ein links von Höslinsülz in einem leichten Thaleinschnitt herkommender kleiner Bach, welcher hier den Namen Hambach führt und von welchem ein Mühlbach mit einem Wehr ausgeht, der die Mühle (s. unten) treibt und unterhalb in die Sulm ausmündet.

Ein von Südwesten herkommendes kleines Bächlein, der sogen. Mäusebach, durchschneidet den Ort fast in der Mitte, läuft in einer Dohle unter der Poststraße durch und mündet bei der obgedachten steinernen Brücke in die Sulm.

Das Dorf gehört zu den größten des ganzen Bezirks und weist mit seinen vielen ansehnlichen, meist zweistockigen, mit steinernen Unterstöcken versehenen Wohn- und Ökonomiegebäuden auf größere Wohlhabenheit der Bewohner hin. An einer leichten Anhöhe jenseits der Sulm, kaum 1/16 Stunde entfernt, liegt noch eine kleinere, von dem Vicinalsträßchen nach Affaltrach durchschnittene Häusergruppe, scherzweise das Vorstädtlein genannt. Die Hauptstraßen des Orts sind steinbeschlagen und gekandelt.

Die dermalen im Bau begriffene Eisenbahn wird hier auf dem rechten Sulmufer eine Haltstation mit Bahnhofe bekommen.

Auf einer kleinen Anhöhe am nordwestlichen Eingange des Dorfes, an welcher die Weinsberg–Löwensteiner Poststraße vorüberzieht und auf welche vom Dorfe aus in Osten mehrere steinerne Staffeln hinaufführen, steht die, nach der Jahrszahl über dem spitzbogigen Portale der Westseite, wahrscheinlich als Kapelle im Jahr 1486 erbaute und später offenbar auf der Südseite um 12′ erweiterte helle und geräumige Pfarrkirche. Ihre Bauart trägt den Charakter der spät germanischen Periode, während der durch die südliche Verbreiterung aus der Mitte in die nordöstliche Ecke verschobene Chor auf frühere Zeit hinweist. Die langen und breiten Fenster sind rundbogig ohne Füllung, ebenso die zwei ziemlich niedrigen Portale auf der Nord- und Südseite; das Portal an der westlichen Giebelseite dagegen ist spitzbogig.

Der an der Ostseite stehende Thurm, dessen unterstes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt, ist bis zur Spitze 125′ hoch, in der ersten und zweiten Etage massiv, in der dritten und vierten| Holzbau mit einem breiten und hohen spitzbogigen Fenster in der Ostseite und hat ein mittelhohes, mit Schiefer gedecktes Helmdach. Auf ihm hängen drei Glocken, wovon a) die mittlere die Jahrszahl 1436 trägt, mit den Namen der vier Evangelisten: Lukas, Markus, Matthäus, Johannes – in gothischen Buchstaben; b) die größte hat die Inschrift: Christoph Ludwig Neubert goß mich in Ludwigsburg 1774. Pfarrer M. Enslin. Stabsschultheiß Kleinbach. Auf der andern Seite Münzabdrücke; c) die kleinste in der ersten Etage: Gegossen Carl Hofer, Glockengießer in Heilbronn 1836.

Ein spitzer Triumphbogen führt vom Langhaus in diesen Chor, an dessen südlicher Seite die Sacristei – mit einem Eingange von Außen – angebaut ist. Das Innere des Schiffes ist soeben in der Reparatur. Die Orgel ist auf einer eigenen Empore der Südseite angebracht. An den Emporenbrüstungen sind alte, werthlose biblische Malereien. An der Ostseite des Thurmes steht eine für das Reformationsfest von 1817 gesetzte, schöngewachsene Linde. Die Baulast an der Kirche hat das pium Corpus des Orts.

Der früher um die Kirche gelegene, mit einer Mauer umfangene Begräbnißplatz ist längst aufgegeben und in Pfarrgärtchen verwandelt. Dagegen wurde vor ca. 100 Jahren außerhalb des Orts, unweit und westlich von der Kirche ein Friedhof angelegt und mit einer Mauer umgeben. Die Baulast hat ebenfalls das pium Corpus.

Zunächst der Kirche, hinter den zu ihr hinaufführenden Staffeln, etwas seitabwärts von der vorüberziehenden Poststraße, liegt das Pfarrhaus, ein schon altes, etwas niedriges, ziemlich geräumiges Gebäude, dessen Unterhaltung dem pium Corpus des Orts obliegt. Zu ihm gehören die um die Kirche herum (s. oben) angelegten Gärtchen und ein kleines Waschhaus.

Vorn, unmittelbar an der Poststraße, das rückwärts liegende Pfarrhaus halb verdeckend, liegt das ansehnliche, im Jahre 1829 neugebaute Schulhaus mit zwei Lehrzimmern im unteren und den Wohngelassen des Lehrers im oberen Stock. Auch dessen Baulast liegt dem pium Corpus, subsidiär der Gemeinde ob.

Auf einem freien Platz in der Mitte des Dorfes, wo die obengedachte, nach Affaltrach führende Vicinalstraße von der Poststraße abfällt, steht das im Jahr 1845 neugebaute, 97′ lange und 45′ breite, in städtischem Style aufgeführte große Rathhaus, mit Kelter von 4 Bäumen und Ortsgefängniß im unteren steinernen Stocke, und mit großem Rathhaussaale, Arbeits- und Registratur-Zimmern im oberen Stock. Die Baulast und Unterhaltung ist Sache| der Gemeinde. Eine zweite kleinere Kelter mit zwei Bäumen und einer sogenannten Trotte steht gegenüber, ebenfalls an der Affaltracher Vicinalstraße. Die Gemeinde hat sie erst im Jahre 1823 von der Herrschaft käuflich übernommen.

Eine Kleemeisterei kommt in die nördliche Waldung an der sog. Fuchsenklinge zu stehen.

Ein Gemeindebackhaus mit Waschhaus unter Einem Dach, im Jahre 1845 gebaut, steht an der Poststraße gegen den südlichen Ausgang des Dorfes.

Das einstockigte Armenhaus liegt in der obengedachten, am Affaltracher Vicinalsträßchen sich hinaufwindenden Häusergruppe jenseits der Sulm.

Die Gegend ist quellenreich und drei laufende öffentliche Brunnen nebst einem gefaßten Eichbrunnen, so wie drei offentliche und fünf Privatpumpbrunnen liefern mehr als zureichendes Trinkwasser, das jedoch nach der geognostischen Beschaffenheit der Gegend Gypsniederschlag macht und mit Selenit geschwängert ist, woher die Ärzte zum Theil den hier ungewöhnlich häufig vorkommenden höheren Grad von Cretinismus leiten. Dr. Rösch fand hier im J. 1844 unter 1080 Einwohnern 16 Cretins = 1,47 Proz. Daneben waren 2 Blinde.

Im Übrigen unterscheiden sich die mehr mit dem vorherrschenden Ackerbau sich beschäftigenden Einwohner auch im Physischen auffallend von den fast buchstäblich verbutteten Weingärtnern. In moralischer Hinsicht zählt die Gemeinde zu den geordneteren, sich durch Berufsfleiß, Ordnungsliebe, Kirchlichkeit und Wohlthätigkeitssinn Auszeichnenden. Ihre Vermögensverhältnisse gehören ebenfalls zu den günstigeren. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt circa 60 Morgen, der mittlere und häufigste 10–12 Morgen, der geringste 1–2 Morgen.

Ganz Besitzlose, die sich nur mit Taglohnarbeiten fortbringen, gibt es sehr Wenige. Bettelarm, der öffentlichen Unterstützung anheimgefallen sind ungefähr 10–12 alte Personen.

Die climatischen Verhältnisse sind günstig. Frühlingsfröste und Hagelschlag kommen selten vor.

Der Boden besteht größtentheils aus einem tiefgründigen, fruchtbaren Diluviallehm – in den Weinbergen aus Keupermergel.

Die sehr ausgedehnte 3162 Morgen große Markung enthält: 39 Morgen Gärten und Länder, 1365 Morgen flürlich und 55 Morgen willkührlich gebaute Äcker, 359 Morgen Weinberge, wovon 30 zu anderen Kulturen verwendet, 334 Morgen zweimähdige und 4 Morgen einmähdige Wiesen, 644 Morgen Laub-, 8 Mrg. Nadel-| und 190 Morgen gemischte Waldung, 26 Morgen Weiden, 14 Mrg. Öden, 1 kleinen Steinbruch und eine Mergelgrube.

Davon gehören dem Staate: 5 Morgen Wiesen (verpachtet); der Löwenstein’schen Grundherrschaft: 46 Morgen Äcker (zum Breitenauer Hof gehörig); der Gemeinde: 1 Morgen Land, 43 Morgen Äcker (verpachtet oder zum Theil dem Farrenhalter, s. unten), 2 Morgen Weinberge, 11 Morgen Wiesen, 601 Morgen Laub-, 8 Morgen Nadel- und 187 Morgen gemischte Waldungen, 23 Morgen Weiden, 1/2 Morgen Öde, ein Steinbruch und eine Mergelgrube; der Stiftung (von der Herrmann’schen Stiftung) gegen 7 Morgen Äcker, 1/2 Morgen Weinberg, 3 Morgen Wiesen (verpachtet).

Haupterwerbsquellen sind Ackerbau, Weinbau und Viehzucht. Die für die nöthigsten örtlichen Bedürfnisse arbeitenden Handwerker haben meist daneben auch Feldgüter. Im Orte befinden sich 4 Schild- und 3 Gassenwirthschaften, 7 Kaufläden und 1 Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang.

Die Landwirthschaft wird auf dem ausgedehnten, über die Hälfte der Markung ausmachenden Ackerfelde mit Umsicht und Fleiß getrieben. Verbesserte Ackergeräthschaften, wie der Brabanter Pflug, die eiserne Egge, die Walze, haben immer mehr Eingang gefunden. Das einfache Joch hat das lästige Doppeljoch verdrängt. Auf zweckmäßige Anlegung der Düngerstätten und Sammlung der Gülle wird von sehr Vielen Bedacht genommen. Daneben kommt der Pförch und besonders bei Futterkräutern Gyps, auch Asche und Compost in Anwendung.

An Getreidefrüchten wird vornehmlich Dinkel, Gerste, wenig Roggen (nur wegen des Strohs), Weizen, Einkorn und Haber gebaut; in der fast ganz angeblümten Brache, und auf den willkührlich gebauten Äckern neben dem Getreide pflanzt man Kartoffeln, Futterkräuter, wie dreiblättrigen und ewigen Klee (Luzerne), wenig Esper, Angersen, neuerer Zeit auch Zuckerrüben für die Heilbronner Fabrik und zum Füttern, wenig Wicken, Erbsen, Welschkorn; Kraut und Hanf mehr in Ländern.

Bei einer Aussaat von 7 Simri Dinkel, 3–4 Simri Gerste, 3 Simri Roggen, 3–4 Simri Haber schätzt man den durchschnittlichen Ertrag eines Morgens auf 6–8 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Gerste, 4–5 Scheffel Roggen, 7–8 Scheffel Haber. Die besten Äcker liegen in der Nähe des Orts und werden pr. Morgen mit 600 fl., die mittleren mit 400 fl., die geringsten mit 200 fl. bezahlt. Absatz von Getreidefrüchten über den eigene Bedarf geht auf die| Heilbronner Schranne und an Bäcker und Händler, die in den Ort kommen.

Die Wiesenfläche macht über den 9. Theil der Markung aus. Die Wiesen liegen zumeist in den Sohlen der Bäche, können aber nicht bewässert werden, was sie auch nicht bedürfen. Sie liefern durchschnittlich an gutem Futter gegen 20–30 Ctr. Heu und 15 Ctr. Öhmd.

Die Weinberge, welche über den 8. Theil der Markung betragen, liegen größeren Theiles jenseits der Sulm an den südlichen Gehängen des Hirschberges, eines Ausläufers des das Sulm- und Brettachgebiet scheidenden Höhenzuges, und südlich vom Ort am Offelensberg und liefern einen Wein, der bei der amtlichen Classifikation von 1809 in die zweite Classe gesetzt wurde. Man pflanzt hauptsächlich Silvaner, Elblinge, Gutedel, aber auch Trollinger, Schwarzurban und etwas Clevner. Die Bauart ist die im Sulmthale gewöhnliche und das Beziehen geschieht allgemein. Der Morgen erträgt in günstigen Jahren durchschnittlich 4–5 Eimer und steht im Preise von 300–800 fl. Der Eimer Wein kostete in den Jahren 1846 (Mittelpreis) 47 fl., 1847 21 fl. 30 kr., 1850 10 fl., 1852 23 fl., 1854 50 fl., 1857 46 fl. Der Wein findet seinen Absatz in der Gegend von Hall, Gaildorf, Backnang, Gmünd, Aalen, Heidenheim.

Die Obstzucht ist hier sehr bedeutend. Man zählte im Jahr 1854 8000 Kern- und 2000 Steinobstbäume mit einem Ertrag von 32.000 und 1000 Simri. Insbesondere die Poststraße ist zu beiden Seiten mit stämmigen, ertragsreichen Obstbäumen besetzt, sowie auch die das Dorf umgebenden Gärten. Es kommen hier neben den gewöhnlichen Mostsorten auch edlere Sorten, Reinetten, Calwill, Rosenäpfel, Borsdorfer, Weinbirnen, Goldparmänen vor. Jungstämme werden in einer kleinen Gemeindebaumschule und in den Weinbergen gezogen – auch von Außen zugekauft. Was nicht zum Mosten oder Dörren verwendet wird, findet Absatz an Händler, die in den Ort kommen.

Die bedeutenden Gemeindewaldungen – im Ganzen 796 Morgen – werden im 30jährigen Umtriebe bewirthschaftet. Außer der für die Viehzucht und Landwirthschaft bedeutenden Laubstreue erhält jeder Bürger eine sogenannte Gabe im Werth von ca. 6 fl., und der übrige Ertrag an Oberholz und Rinde liefert der Gemeinde-Kasse eine Einnahme von ungefähr 2000 fl.

Auf den der Gemeinde gehörigen, an einen Schäfer verpachteten Weiden, so wie auf der Herbstweide liefen bei der letzten| Aufnahme 508 Bastard-, worunter 150 Mutterschafe, welche zur Hälfte im Frühjahr abziehen müssen und nach der Erndte wiederkehren. Der Pacht trägt der Gemeinde jährlich 200 fl. und die Pförchnutzung etwa 350 fl. ein. Wolle und Vieh wird auf den Märkten von Heilbronn abgesetzt.

Der der Gemeinde gehörige kleine Steinbruch liegt im Zeilreinwalde, liefert geringe Sandsteine zum Bauen, ohne der Gemeinde einen Ertrag zu gewähren.

Auch die kleine Mergelgrube erträgt ganz Unbedeutendes.

Pferdezucht wird eigentlich nicht getrieben. Doch waren bei der jüngsten Aufnahme unter 22 Pferden 3 Stuten und 1 Fohlen vorhanden.

Sehr bedeutend ist die Rindviehzucht; nach Unterheinrieth der Zahl nach die bedeutendste in dieser Gegend. Man fand bei der letzten Aufnahme im Ganzen 523 Stücke, worunter 3 Farren, 70 Ochsen und Stiere über 2 Jahren, 269 Kühe, 172 Stück Schmalvieh, 9 Kälber. Vorherrschend ist der Neckarschlag, welcher durch 3 Farren von der Landrace nachgezüchtet wird. Die Farren hält ein Ortsbürger im Namen der Gemeinde gegen den Genuß von gegen 14 Morgen Gütern. Viehmastung kommt vor mit Absatz an Metzger. Lebhafter Handel mit Vieh, besonders Ochsen, Kühen und Schmalvieh wird auf den Viehmärkten von Heilbronn und von den Nachbarorten Eschenau und Eberstadt getrieben.

Auch die Schweinszucht ist bedeutender, als fast in der ganzen Umgegend und sogar als im ganzen übrigen Oberamtsbezirk. Man fand hier bei der neuesten Aufnahme 220 Stücke, worunter 1 Eber, 4 Mutter-, 73 Mast- und 142 Milchschweine und Läufer. Außer den im Orte Gezogenen werden noch viele von Außen her eingeführt. Und neben den in’s Haus Geschlachteten wird noch ein lebhafter Handel mit gemästeten nach Außen getrieben, besonders nach der Nachbarstadt Heilbronn.

Ziegen waren bei der jüngsten Zählung nur 13 im Orte vorhanden.

Auch die Bienenzucht ist nicht ohne Belang und wird von Einzelnen nach besserer Weise getrieben. Es fanden sich bei der neuesten Aufnahme 61 Stöcke im Orte.

Geflügel (besonders wegen des Wasserreichthums Gänse und Enten) wird viel gezogen und der Handel damit, so wie mit Eiern, ist bei der Nähe der Wochenmärkte von Heilbronn nicht ohne Belang.

Die Umlage von Gemeindeschaden beträgt ca. 1500 fl.

| 2) Neuhaus, Hof mit 26 Einwohnern. Drei oder vier einzeln stehende Häuser zu beiden Seiten der Weinsberg-Löwensteiner Poststraße, kaum 3/8 Stunden (geom.) vom Mutterort entfernt, an der Einmündung des sog. Authales (Authälchens) in den flachen Bachthaleinschnitt, der von Höslinsülz her nach Willsbach zieht, von Gärten, Wiesen und Feldern umgeben. Trinkwasser von der gleichen Qualität, wie die des Mutterortes, erhalten die Bewohner aus einer gefaßten Wiesenquelle.

3) Zeilhof, mit 2 Einwohnern. Ein stattliches Hofgut 1/2 Stunde (geom.) vom Mutterorte entfernt, in nordöstlicher Richtung. Es liegt auf einer leichten Anhöhe am Fuße des Zeilberges, eines Vorsprunges des Hirschberges, unweit der Wasserscheide zwischen dem Sulm- und Brettachgebiete. Das den Fuß dieser Anhöhe in Osten umspülende Quellbächlein mündet unterhalb Affaltrach in die Sulm. In Norden von dem hoch überragenden waldigten Hirschberg, in Osten von dem vorspringenden Salzberg geschützt, hat der Hof eine nur gegen Südwest und Süden offene Lage. Das ansehnliche, gut eingerichtete Wohn- und die geräumigen Ökonomiegebäude sind von einem Hof und von Baum- und Küchegarten umgeben, an welche sich fruchtbare Felder, Wiesen und gute Weinberge anschließen. Der wohl arrondirte Hof begreift 356/8 Morgen Äcker, 97/8 Morgen Wiesen, 87/8 Morgen Weinberge, 26/8 Morgen Gärten (zus. 593/8 Morgen). Er wird von dem gegenwärtigen Besitzer, dem früheren Stadtpfleger Walther von Weinsberg, musterhaft bewirthschaftet und seine Güter gehören nach Lage, Boden und Kultur zu den besseren der Willsbacher Markung. Die Verbindung mit dem Mutterorte dürfte noch durch einen besseren Fahrweg vermittelt werden. Trinkwasser erhält der Hof von einem guten Pumpbrunnen.

Über die Gründung dieses stattlichen Hofes findet sich Nichts vor. An dem jetzigen Wohngebäude steht die Jahrszahl 1596. Der Hof selbst aber ist viel älter und wurde schon von den Grafen von Löwenstein (älterer Linie), nach deren Erlöschen von Kurpfalz und von dessen Nachfolger von Württemberg denen von Weiler zu Lehen gegeben. Unter den nach dem Lehensrevers vom 3. Dezember 1504 (Sattler Herz. 1 Beil. Nr. 40) denen von Weiler gegebenen zwei Huben ist eben dieser Zeilhof gemeint; denn im Mutterorte Willsbach war nur ein einziges Gut und Haus, das noch stehende sog. Weiler’sche Haus, denen von Weiler zinsbar. Seit dem Schlusse des 30jährigen Krieges, bis wohin die Kirchenbücher zurückreichen, war im Besitze des Hofes die Familie Sannwald, von 1710 an die Familie Knapp, von 1778 an die Familie Dietz, von welcher es an die| verschwägerte Familie Walther übergegangen ist. Den Namen trägt der Hof von dem ihn überragenden Zeilberg, auf welchem sich übrigens keine Spuren von Ruinen oder Gräben einer alten, hier gestandenen Burg finden. (Zeil selbst bedeutet Hecke.)

Gefällberechtigt waren bei Vollziehung der Ablösungsgesetze vom Jahre 1848/49 a) das Kameralamt, b) die Herrschaft Löwenstein, c) Freiherr von Weiler.

Willsbach war vor der Reformation Filial von Sülzbach (s. Sülzbach). Eine eigene Pfarrei wurde hier erst kurz nach der Reformation, resp. dem sogenannten Interim, im Jahr 1571 errichtet. Der Zeilhof gehörte – nach den Kirchenbüchern – noch vor den Zeiten der Reformation zur Filialgemeinde, später zur neuerrichteten eigenen Parochie Willsbach.

Die älteste Schreibung des Ortsnamens ist Wilersbach 1254 (Besold Virg. 430), Willerspach 1274 (Acta Theod. Pal. 1, 354), Wilrispach 1282 (St.-A. Kloster Lichtenstern), Wylrespach 1292, Wilrspach 1330.

Der Ort gehörte den Grafen von Löwenstein, unter denen Graf Nicolaus 1330 von Konrad von Heinrieth noch ein Gut hinzukaufte (Acta Theod. Pal. 1, 358).

Vom hiesigen Ortsadel kommen vor Ulrich und Konrad als Zeugen in einer Urkunde von 1292 (Mone Zeitschr. 5, 205). Auch wird hieher gezogen eine Calwer Gräfin Cuniza aus der Zeit um 1100, welche der Hirschauer Codex (55 b) als de Wirspach geborne bezeichnet.

Von benachbarten Klöstern waren allhier begütert Lichtenstern (1254. 1274), Gnadenthal, Schönthal.

1425 vertragen Wilhelm von Dottenheim, Amtmann zu Krautheim, und Wilhelm von Wunnenstein den Grafen Heinrich von Löwenstein und die armen Leute zu Willersbach mit Abt und Convent Schönthal dahin, daß Letztere den dritten Theil des großen und kleinen Zehnten haben und genießen sollen, mit der Bedingung, daß sie den armen Leuten zu Willersbach jede Woche zwei Messen in der Ortskapelle lesen lassen. Sollte das drei Monate lang nicht geschehen, so soll der dritte Theil des Zehnten zu Willersbach verfallen seyn dem heil. Georgen ohne allen Prozeß und Widerrede. Dagegen haben die von Schönthal weder Farren noch Eber in Willersbach zu halten, sondern die armen Leute daselbst mögen ihre Kühe und Schweine nur nach Sülzbach bringen, wo sie Beides finden werden (Schönhuth. Chron. des Kl. Schönthal p. 119).

Mit Löwenstein kam Willsbach 1441 an Kurpfalz. Als sodann| Pfalzgraf Philipp die Grafschaft Löwenstein im Jahre 1488 dem Grafen Ludwig von Bayern-Löwenstein zurückgab, behielt er sich selbst ausdrücklich (nebst Unterheinrieth und Höslinsülz) auch Willsbach bevor, welche Orte zum damals kurpfälzischen Amte Weinsberg geschlagen wurden.

Im sog. bayerischen Erbfolgekrieg 1504 eroberte Herzog Ulrich von Württemberg das Dorf (vergl. Höslinsülz), welches hierdurch bleibend an Württemberg kam.

Noch ist zu bemerken, daß nach dem Landbuche von 1623 in jenem Jahr noch der „Burghöften“ bei Willsbach vorhanden war, „hält mit dem Seedamm 6 Morgen 53 Ruthen, soweit das Wasser geht, 43/4 Morgen und gehört dem Herzog.“ Von Burg und See fand man früher noch Spuren an Quadersteinen – Sülzbach zu – und eine Art Seedamm ist noch sichtbar.

In der Nähe hievon soll ein Hof, genannt Luizhofen, gestanden seyn, welchen Namen die Ackerflur am Fußwege nach Dimbach noch heutigen Tages trägt.

In den 1645 anfangenden Kirchenbüchern kommt keiner der beiden Höfe mit Namen vor.

Aus hiesiger Markung gegen die Affaltracher hin stand – dem Namen nach noch in einer Flurbezeichnung erhalten – der abgegangene Ort Hanbach. Seine Geschichte reicht hinauf in die Zeit, wo die Calwer Grafen in diesen Gegenden herrschten. Welf VI., Tochtermann und Erbe des Calwer Grafen Gottfried, beschenkte mit villa Hanbach tota an Weihnachten 1146 das Kloster Hirschau (Cod. Hirs. 47 b). Graf Albrecht von Löwenstein, allhier mittelbarer Rechtsnachfolger der Calwer Grafen, erscheint 1304 als Besitzer eines Lehens zu „Hahnenbach“ (Act. Theod. Pal. 1, 338).

Von dem Orte nennt sich ein Geschlecht, aus welchem Merkelinus de Hanenbach in einer Urkunde von 1262 vorkommt (Mone Zeitschr. 5, 202).

Im 14. (Archiv für hohenloh. Gesch. 1, 346) und 15. Jahrhundert gieng der hiesige Zehnte von Hohenlohe zu Lehen, kam aber an das Kloster Lichtenstern, welchem Graf Kraft von Hohenlohe 1466 eine Pfeffergült, welche darauf haftete, gegen Geldentschädigung erließ (Mone Zeitschr. 11, 359).


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